Social Media Ermüdung? Anscheinend nicht: Die Leute bekommen einfach nicht genug von Social Media! Aber warum eigentlich? Die naheliegende Antwort: Immer mehr Plattformen, immer mehr Inhalte. Wer jetzt noch das Smartphone weglegt, verpasst etwas. Und wer will das schon?
Doch, was macht das mit uns, wenn Social Media Feeds zunehmend unsere (Frei-)Zeit bestimmen? Vielleicht sollten wir im Social Media Marketing vielleicht ein bisschen auf die Content-Bremse treten. Als Social Media Manager*in möchte man doch hin und wieder ein bisschen abschalten.
Feed und Fudder Podcast 36 – Politik und Gartenbau
Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 39 – Warum haben die Leute nicht genug?
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Hier gibt es das Transkript zu Folge 39 – Warum haben die Leute nicht genug?
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu einer neuen Folge Feed und Fudder mit Alex und Nici und schönen Glückwunsch.
Alexander
Herzlich willkommen. Wir haben den Einstieg mal wieder verpasst.
Nicola
Okay, hallo. Ich habe mir gerade noch einen Kaffee geholt zum Thema Mittag und Food und alles. Und ich finde, du hast gesagt, du trinkst gar keinen Kaffee.
Alexander
Nee, so gar nicht.
Nicola
Warum?
Alexander
Ich weiß nicht. Kommt bei mir nicht so gut an, dass ich irgendwie fühle ich mich da nicht so wohl. Und dann lasse ich es lieber bleiben.
Nicola
Okay, krass. Ja, dann lieber nicht. Ich glaube, es ist voll interessant, wenn wir beide untersuchen würden, weil Kaffee bewirkt bei mir relativ wenig. Also ich kann vorm Schlafen gehen, trinken, weiß jetzt gar nichts. Aber Red Bull, bei Red Bull wäre es, da kenne ich das Herz und Herzrasen und dann muss man aufpassen. Ja, also ist komisch, ne? Ich glaube, da scheiden sich die Geister.
Alexander
Bei mir ist Cola, ich mag Cola manchmal. Gibt auch so Momente, wo man sagt, ich brauche jetzt eine Cola. Dann geht’s wieder.
Nicola
Das kenne ich, ja, das kenne ich auch. Cola ist meine heimliche Medizin. Wenn es mir ein bisschen schlecht geht, trinke ich mal, habe ich so Gelüste auf eine Cola und das ist meine heimliche Medizin.
Alexander
Aber wie bei allen Genussmitteln? Zu viel ist irgendwann mal zu viel. So wie bei Social Media.
Nicola
Ja, stimmt. Deswegen unsere Frage, warum haben die Leute noch nicht genug von Social Media? Und weil wir beim Food sind, aber soll ich dir mal was sagen? Ich habe mal eine Zeit gehabt, da habe ich als Social Media Managerin gearbeitet und da habe ich viel zu viel Spezi getrunken. Da habe ich das irgendwie, also in der Redaktion, wenn man dann Stress hat und dann achtet man nicht so drauf. Und dann habe ich so viel Spezi getrunken, dass mein Zahnfleisch angegriffen war.
Alexander
Wenn man Kopfschmerzen kriegt vom Scroll-Hit.
Nicola
Und da wusste ich dann, das ist zu viel. So, wann wissen wir denn, wann es zu viel ist? Wann ist zu viel im Social-System? Stimmt echt, gell. Ja, warum haben die Leute noch nicht genug? Das frage ich mich wirklich oft. Wir sind so lange im Business. Ich bin seit 2007 auf Facebook. Alle Plattformen mitgemacht. Alles mitgemacht. Und dann frage ich mich, warum haben die noch nicht genug? Gibt es denn nicht einen Grund, irgendeinen Punkt, wo man genug hat?
Alexander
Bevor wir zu den Gründen kommen, ist es ja auch mittlerweile, Social Media hat ja auch, sag ich mal, die Social Media Nische gesellschaftlich betrachtet verlassen. Rückschau auf unsere letzten paar Folgen, in denen wir uns um die Wahl gekümmert haben. Nur mal ganz, ganz kurz auf das Thema Wahl zu kommen. Und es hat sich ja gezeigt bei diesem Wahlkampf jetzt, dass Social Media eigentlich jetzt auch quasi in der Gesellschaft vor uns angekommen sind. Und dieser Wahlkampf war ja viel mehr von Social Media geprägt als der davor. Und ja, es wird nicht weniger,
Nicola
Ja, es ist halt Mainstream. Ich glaube, das hat sich so grundlegend verändert, dass es Mainstream geworden ist durch alle Gesellschaftsschichten. Auch ältere Herrschaften sind in Social Media unterwegs. Aber irgendwie, ich weiß es nicht, es verändert ja unser ganzes Arbeiten, aber unser Privatleben auch. Ich habe das Gefühl, dass man es früher so ein bisschen besser trennen konnte zwischen Privat und Beruf. Und dadurch, dass es überall jetzt so viel geworden ist, auch im Privatleben ist es ja viel Social Media und im Berufsleben ist viel Social Media, dass es dann noch mehr ist. Weißt du, was ich meine? Also gefühlt.
Alexander
Ich würde sagen, es hat sowohl technische als auch inhaltliche Gründe. Technisch am Anfang, wir hatten ja mal eine Folge über YouTube, wo wir gesagt haben, YouTube war so die erste Social Media Plattform. Es hat ja viel schon vorweggenommen, was später kam. Da war YouTube noch ein reines Desktop-Gerät, die Plattform auf dem Desktop. Sprich, du musstest damals deinen PC anschalten. Zu dem Zeitpunkt, bis es mal im Internet war, durch Smartphones und so, wurde Social Media schon mal viel verfügbarer. Und jetzt auch durch KI werden auch die Inhalte viel schneller generiert. Und gesellschaftlich ist einfach dadurch, dass, wie du sagst, Social Media im Mainstream ist.
Wenn du up-to-date sein willst, sei es Glatsch, Politik, Draht, Sport, du bist auf Social Media einfach viel schneller informiert. Die Tagesschau kommt immer um 8. Aber wenn du mitreden willst und du siehst ja, da hast du immer mehr Expertinnen und Experten, z.B. in Themen, Politikerinnen und Politiker, Sportler, alle sind auf Social Media. Und dann haben wir natürlich die Algorithmen, die natürlich auch belohnen, je länger du scrollst und viele Plattformen sind ja auch schon so aufgebaut, dass es da auch so ein bisschen dein emotionales Belohnungszentrum soll ja angeregt werden, je mehr du auf Social Media bringst und die werden da auch immer raffinierter und ausgefeilter.
Nicola
Auf jeden Fall. Also ich glaube, dieses Up-to-Date-Bleiben und das Ersetzen von anderen Plattformen, also viele Medien haben damit ja auch Probleme. Das ist definitiv so. Aber jetzt aus der Brille eines Social Media Manager, Managerin, was macht das eigentlich mit uns? Weil ich finde, du bist ja auch privat ein Mensch. Und dadurch, dass Privat und Social Mainstream geworden ist, hast du das sehr stark im Privatleben.
Und natürlich dann in deinem beruflichen Leben. Und ich frage mich so, ist das so gut, dass es so viel ist? Also gibt es irgendwann den Wendepunkt, wo wir unseren eigenen Beruf hier eigentlich kaputt machen? Also das ist einfach wahnsinnig viel Content. Da merken wir ja schon, hey, das ist anstrengend. Immer mehr Content, immer krasser, immer mehr am Ball bleiben. Und die Zitrone musst du noch bis zum letzten ausquetschen.
Es ist kein Selbstlauf, es ist Arbeit, es ist mühselig, kann ich überhaupt eine Pause machen. Das ist so eine Konsequenz, die das Arbeitsleben in unserem Bereich ja total stresst. Dann, finde ich, hast man diese die Thematik Belastungen. Das heißt, ich bin Community Manager oder ich habe mit Plattformen zu tun. Und es gibt so eine positive Bubble und es gab Zeiten, da war alles viel positiver.
Aber heutzutage musst du dich automatisch mit sehr viel Hate, sehr viel Hass rund um alles Mögliche auseinandersetzen. Und ich finde es wahnsinnig belastend auf Dauer. Also ich glaube, dass halt auch andere Berufe, wie jetzt Polizisten zum Beispiel, ja zum Beispiel auch oft nur eine Seite der Medaille sehen. Die sehen oft auch nur die negativen Sachen, weil sie oft nicht die schönen Momente erleben, die die Leute haben, sondern oft immer gerufen werden, wenn es schlecht ist, wenn der Stress ist, wenn sie Konflikte lösen müssen.
Und so habe ich das Gefühl, dass unser Berufsbild sich auch verändert, dass wir viel, viel mehr die negativen Seiten ertragen müssen, moderieren müssen, und diese Abgründe der Menschen halt deutlicher sehen. Ich finde, es verändert die Belastung des Berufsbilds. Und ich frage mich, gibt es einen Punkt, wo wir sagen, es pendelt sich ein, oder gibt es mal irgendeinen Punkt, wo die Leute sich abwenden, wo es auch wieder weniger wird, wo es vielleicht auch wieder angenehmer wird?
Alexander
Also das sehe ich, glaube ich, die Entwicklung erst so nicht, weil eher gerade, was man sieht, wenn halt eine neue Plattform kommt, die alte ersetzt. Zum Beispiel Facebook ist ja nicht mehr ganz so beliebt, obwohl es immer noch sehr aktiv ist. Dann geht man doch auf TikTok und sowas. Also ich sehe gerade echt nicht, wie es weniger werden soll. Wobei irgendwann mal, der Tag hat auch schon 24 Stunden, irgendwann muss ja eigentlich die Zeit erreicht sein, wo die maximale Aufmerksamkeitsspanne erreicht ist.
Und nochmal zurück zu den Social Media Manager und Managerinnen. Ich sehe da vor allem drei Punkte. Das erste ist: Früher hast du deine Arbeit, also so einen klassischen Boros-Job in dem Bereich, wie du sagst, Polizist bist oder Sozialberuf, da nimmst du auch viel mit nach Hause, das war schon immer so, aber früher hast du zum Beispiel so einen Boros-Job und dann hast du um 17 Uhr Feierabend gemacht.
Jetzt Social Media verfolgt dich ja weiter. Du schreibst während deiner Arbeitszeit und schreibst halt den Kollegen auf LinkedIn oder Medien wie Slack oder WhatsApp professionell. Abends machst du dann weiter und schreibst deinen Freund und Familie auf WhatsApp und so. Und während du halt tagsüber Instagram mit Inhalten fütterst, konsumierst du am Abend dann Instagram und so weiter.
Also sprich, die Social Media lässt dich nicht los. Und das nächste ist Social Media Manager. Viele Aufgaben haben wir auf zwei Aufgaben aufgegriffen. Einmal die Inhalte zu konzipieren und erstellen. Da wird es ja auch immer schwieriger zu entscheiden. Mehr wird immer mehr. Was ist eigentlich überhaupt noch relevant, was wir als Inhalte bringen sollen? Das finde ich wird immer schwieriger. Und gleichzeitig, wie du sagst, Community-Management. Das wird immer mehr belastend. Das wird auch immer mehr politischer. Das sehe ich gerade als die größten Herausforderungen.
Nicola
Bei dem Thema Content ist ja, also andersrum, warum haben die Leute noch nicht genug? Könnte man jetzt auch nochmal herangehen und sagen, was sind die Bedürfnisse, die jemand haben möchte oder befriedigt haben möchte? Und jahrelang gab es ja so verschiedene Modelle. Und eines der Modelle hat unter anderem die Bedürfnisse Neugier, können wir sagen, wird immer noch befriedigt.
Education, also Weiterbildung, Lernen, wird auch befriedigt, sehr sogar bei YouTube, bei anderen Videos mit educational Inhalt ist sehr, sehr beliebt. Kann man sagen, Haken dran, das ist immer noch ein Thema. Dann natürlich Austausch mit anderen Menschen. Finde ich auch immer noch wichtig, also gerade die Kommentarspalte, es hat sich verlagert, es ist mehr in der Kommentarspalte und gerade viel, viel stärker bei Creators sehe ich das.
Creator machen ein Thema auf und die Leute kommentieren und tauschen sich aus. Also Creator haben so eine Funktion übernommen, teilweise so einen Austausch irgendwie herzustellen oder einen Rahmen dafür zu bilden. Das ist immer noch ein ganz, ganz starkes Bedürfnis der Leute, sich auszutauschen. Und was sich aber verändert hat, finde ich, ist, viele, viele Jahre hat man auch gesagt, Selbstbestätigung.
Also ich poste etwas und möchte Likes. Ich poste was und kriege kurz Dopamin, weil jemand hat reagiert. Das war ganz starker Treiber, finde ich, jahrelang. Aber ich finde, das hat sich ein bisschen verändert in der Hinsicht, dass die Leute weniger ja selber posten über sich und über ihr Leben. Also du bist Creator und es ist dein Business. Das ist viel mehr, wenn ich das tue, viel mehr mit dem Business-Gedanke. Ich könnte Reichweite aufbauen, das könnte mir wieder etwas bringen. Als rein eine Bestätigung, ich will Reactions. Ich finde, das ist ein bisschen anders geworden.
Alexander
Ich glaube, es ist eine Entwicklung der Plattform. Als dann Social Media Mainstream wurde, stiegen ja auch die Werbeeinnahmen dieser Plattform. Und du siehst jetzt, wenn du jetzt ganz neu anfangen würdest, benutzen du als Marki, die noch nie auf Social Media war, der Unternehmen, die noch nie auf Social Media war, und sagst, wir fangen jetzt an. Es ist so schwer, jetzt noch organisch zu wachsen,
Und die Plattformen belohnen jetzt eigentlich viel mehr die Algorithmen, das konsumieren, als das produzieren. Gerade so als Privatperson. Als Privatperson, wenn du jetzt noch was postest, also du hast eine riesige Freundesbasis auf Social Media, kriegst du kaum noch Likes und so. Also das Belohnungszentrum soll gar nicht mehr so angesprochen werden, sondern eher dein Konsum. Deswegen auch dieses Doomscrolling, sagt man ja auch, du sollst eigentlich aus Sicht der Plattform nicht mehr aufhören zu scrollen.
Nicola
Ja, wie früher im TV-Zapping, in so einer endlosen Schleife aus Inhalten und du merkst gar nicht, wo fängt es an, wo hört es auf, Stunden sind vergangen. Also dieses Phänomen kennen wir ja auch wirklich vom Fernsehen, dass diese Idee von, also ich habe öfter mal mit Programmierern, also mit Menschen, die das Programm programmieren, im TV geredet, die programmieren das ja genau bewusst so, dass du so den Übergang nicht merkst, du schreibst, fällst von der einen Sendung in die nächste und es läuft halt durch und du merkst es gar nicht.
Und das ist ja dieses Phänomen, das im Social genau funktioniert. Ich merke es gar nicht. Ich gucke ein Video, dann gucke ich das nächste Video, dann gucke ich das nächste Video. Und dadurch, dass Video auch so stark ist, sind wir ja genau in diesem Content-Fluss. Du hast nicht den Bruch der Medien. Wenn ich ein Video gucke, wird mir ein Video vorgeschlagen.
Da wird mir jetzt nicht ein Text vorgeschlagen. Und ich glaube, das ist ganz spannend, was der Algorithmus ja macht. Er hat die Logik eigentlich wie früher das Zapping. Aber was du gesagt hast, finde ich voll interessant, von selbstaktiv sein zu passiv, also wenn wir über die Leute reden, warum haben die Leute nicht genug, ist die Nutzung anders, aber dieses passive ist ganz stark das Bedürfnis der Zerstreuung.
Also ich hole mir Unterhaltung. Und das verändert es ja auch im echten Leben, dass die Leute halt dann eher in der Sonne sitzen. Und ich erwische das bei mir auch, das finde ich ganz schlimm eigentlich. Ich sitze in einem Café und schaue mir dann Insta-Videos an. Und es ist mega schön eigentlich. Und ich ärgere mich selber dann und denke mir, hey, wieso kann ich jetzt nicht hier sitzen, den Moment genießen, einfach so?
Alexander
Läufst du dich durch die Stadt, das hat eigentlich fast jeder sein Smartphone vorm Gesicht.
Nicola
Ja, aber weißt du, was ich meine, was das macht? Wir sind Social Menschen, wir befördern das, wir wollen das und gleichzeitig hasse ich es.
Alexander
Das ist natürlich die Dualität des Social Media Managers Daseins.
Nicola
Schwierig, oder? Ich weiß nicht, wie es bei euch draußen, ihr Social Menschen da draußen, die ihr zuhört, wie geht es euch damit? Also was macht das mit euch? Ich finde es eine ganz schwierige Frage. Nehmt ihr euch bewusst raus? Wir sind alle süchtig, ich bin auch süchtig. So.
Alexander
Ich finde es wichtig, dass man klar wird, welche Verantwortung man hat. Und ich finde es wichtig, dass in Zukunft, das ist eigentlich was, was wir schon lange raten, aber ich finde jetzt durch den gestiegenen Konsum und dadurch, dass die Leute eben noch nicht genug haben, Social Media Management sollte unbedingt getrennt werden in den Aufgaben, also von der Manpower, zwischen die Person, die die Inhalte macht. Die hat einfach keine Zeit mehr fürs Community Management. Community Management, finde ich, muss viel mehr noch berücksichtigt werden.
Nicola
Auf jeden Fall so oder so, das ist eigene Disziplin, das muss man sagen. Aber ich finde halt dieses Thema Konsum verändert es komplett. Dadurch, dass es halt Mainstreaming geworden ist und die Plattformen halt viel stärker auf den Konsum gehen, muss man ja auf der anderen Seite sagen, anscheinend ist der Content noch ganz gut genug. Also ich wette mit dir, wenn der Content nicht mehr relevant ist, werden die Leute das meiden.
Alexander
Aber meinst du, werden sie dann eher Social Media ganz meiden oder werden die einfach zum nächsten Influencer gehen? Also wenn sie sagen, Influencer A, finde ich langweilig geworden, ich gehe jetzt zu Influencer B.
Nicola
Also ich meine, das Angebot ist wahnsinnig hoch. Dadurch, glaube ich, ist es eher noch sehr unerschöpflich, weil wir haben viele Plattformen, wir haben unfassbar viele Creator und auch Medien und generell viel. Das heißt, es ist viel dabei. Du kannst in alle möglichen Richtungen denken. Jetzt inzwischen ist die Suche ja auch viel besser und die Empfehlungsalgorithmen sind besser. Das heißt, mir wird ja schon viel mehr angezeigt, was tatsächlich für mich interessant ist. Das war ja Jahre auch nicht der Fall. Da waren die Empfehlungsalgorithmen einfach nicht gut. Ich finde, die werden viel besser.
Und deswegen ist so die Gefahr schon da, dass es einfach zu viel Content noch gibt, es zu relevanter Content ist und dadurch bleibe ich in der Schleife und es ist okay. Bei den Plattformen gibt es schon Unterschiede. Ich war ein richtig krasser Twitter-Fan. Ich habe sehr, sehr stark sehr viel auf Twitter gemacht. Und ich hatte da eine Bubble.
Und ich war jeden Tag Stunden auf Twitter. Bin gar nicht mehr auf Twitter, auf X. Und das, ja, Bluesky gibt mir das nicht. Threads gibt mir das nicht. Also bin ich nicht auf den Plattformen. Ich bin weder, also bei Threads ab und zu, aber das catcht mich nicht so. Bluesky auch nicht. Mastodon auch nicht. Weißt du, was ich meine? Also dann ist es schwierig. Also das catcht mich nicht. So wie Twitter es mich gecatcht hat.
Alexander
Aber das, was dich da nicht abholt, ist es, die Inhalte sind dir zu wenig Inhalt, wenn noch zu wenig Leute auf der Plattform sind oder das ist einfach diese Plattform an sich vom Handling? Zum Beispiel sind Threads und Bluesky sind ja ein bisschen speziell.
Nicola
Nee, das Handling für dich, also das Handling bei Threads hat mich am Anfang sehr gestört, bin ich ehrlich. Aber wenn die Inhalte gut genug wären, kommst du darüber hinweg. Wir sind ja alle so affin, dass das jetzt nicht die größte Hürde ist. Es sind die Inhalte. Threads ist mir zu mainstreamig. Es ist nicht die Bubble, die ich hatte. Und Bluesky, das catcht mich einfach nicht mehr so. Nee, nee.
Alexander
Ich finde aber, wenn man eben als Social Media Managerin dieser Verantwortung gerecht werden will und ich finde, erstmal sich bemusst machen, dieser Konsum ist gestiegen und manchmal wird der Konsum problematisch. Wir hatten es ja mal ein bisschen in unserer OnlyFans-Folge, dass ja auch viele auf Social Media und gerade auf solchen Social Plattformen wie OnlyFans auch dieser gesellschaftlichen Einsamkeit sind.
Ich finde, man muss im Social Media Management das Verantwortungsbewusstsein schärfen und auch schon gucken, was an unseren Inhalten ist relevant, weil du kannst mit dieser Masse an Konsuminhalten einfach gar nicht mehr mithalten. Also ist das eigentlich ein Aufruf, höhere Qualität bei reinzustellen.
Nicola
Ja, beziehungsweise geschärfter, also selektiver, geschärfter. Aber es ist schon, ich finde, es ist eine Ambivalenz. Ich als Social Manager möchte gar nicht, dass meine Kundschaft in Anführungsstrichen züchtig ist. Ich möchte gar nicht, dass meine Konsumenten negativ in ihrem Leben abdriften. Trotzdem weiß ich, wenn ich meinen Job gut mache, fördere ich das. Ich finde es schwierig.
Alexander
Ja, und nochmal ein Blick zurück auf die Arbeit an sich. Ich finde es auch wichtig, dass man im Social-Media-Management auch wirklich zum Beispiel nutzt die Mittagspause. Man muss auch echt mal das Smartphone weglegen und auch nach Feierabend muss man nicht gleich wieder auf Instagram. Und man muss auch nicht die Inhalte, die man tagsüber erarbeitet und gepostet hat, muss man auch nicht die ganzen, bis man ins Bett geht, noch checken.
Hey, wie viele Likes haben wir schon. Ich glaube, auch wenn es schwerfällt, aber als Social-Media-Manager und Manager auch sich abends mal wirklich so diese Zeit, wie so die Bürozeit angewöhnen. Okay, wir produzieren Inhalt von 9 bis 17 Uhr. Der Redaktionsplan ist gefüllt für nächste Saison mal gut. Wir machen Feierabend und genießen auch wieder das Offline-
Nicola
Auf jeden Fall. Also ich glaube, das ist, glaube ich, so das Praktische als Social Manager. Wie schütze ich mich selber? Und halt auch, was ich zum Beispiel bewusst mache inzwischen, weil ich halt auch merke, dass mich das durchaus belastet, ist auch zu sagen, so, also diese Bewusstsein zu schaffen, jetzt ist es einfach wahnsinnig schön. Gehe nicht in die App. TikTok habe ich zum Beispiel nicht bei mir am Smartphone auf der Frontview, sondern ich versuche TikTok zu vergessen, sozusagen.
Dass es gar nicht präsent ist. Aber das sind ja so Hebel, wo man sich selber austrickst. Das ist das eine. Trotzdem ist man nicht gefeilt, weil… Klar, irgendwie will man da auch was mitkriegen von der Welt und das ist unsere Welt. Und auf der anderen Seite aber, finde ich, ist dieses, ist es, also warum haben die Leute noch nicht genug. Wollen wir das überhaupt? Also ich will eigentlich ein gutes Maß.
Ich will, dass die Leute Spaß haben auf der Plattform. Ich liebe Social Media. Also ich liebe diese Plattform. Ich will, dass die Leute Spaß haben, dass sie irgendwie gute Gesellschaft haben, dass sie gute Gespräche haben, dass sie hoffentlich einen positiven Impact in ihrem Leben haben. Und das würde ich, das wünsche ich mir, ja.
Und deswegen mache ich den Job auch gerne. Und bin ja auch angehalten zu sagen, egal bei welchen Plattformen ich unterwegs bin oder welche Accounts ich unterstütze, ich möchte, dass diese Accounts einen positiven Impact haben.
Alexander
Dann finde ich es aber wichtig, dass man, das ist ein guter Punkt, den du ansprichst, aber auch so, wie du es für dich selbst beschreibst, dann finde ich es wichtig, dass man im Social Media Management klare, auch so eine Art Werte-Richtlinie für die eigenen Kanäle erstellt, weil du kannst Social Media Connect nicht ändern. Also, was andere machen, das hast du keinen Einfluss, aber du kannst sagen, hey, für unsere Kanäle wollen wir zum Beispiel, wir wollen, dass unsere Kanäle nicht nur diese Inhalte sind. Wir wollen nicht, auch wenn wir vielleicht mal auf Reichweite und Klicks verzichten, wir wollen nicht jedem Inhalt,
Nicola
Nachrennen, ja.
Alexander
Oder Themem eine Plattform geben, sondern dass man ganz klar bestimmt, dass man auch sagt, hey, wir wollen nur so und so viel Zeit die Woche, wollen wir aktiv Inhalte veröffentlichen.
Alexander
Also finde ich eigentlich richtig gut, dass man für die eigene Marken/Unternehmen einfach so ein Social Media Werte Leitfaden erstellt. Ich finde, sowas kann man aber auch positiv nach außen kommunizieren und sagen, hey Leute, bei uns ist Social Media, wir kümmern uns ausschließlich um dieses Thema, weil das ist uns wichtig und Community-Management.
Nicola
Ich glaube, das ist voll wichtig. Ich glaube, das wird, also es ist schon immer wichtig, aber ich glaube, jetzt wird es einfach voll wichtig, um irgendwie positiv in dieser Social-Welt aktiv zu sein und die Power haben wir. Und das ist wirklich was, was mich motiviert noch. Also, weil die Frage ist ja auch, warum machst du den Job noch?
Warum mache ich den Job noch? Warum macht jemand anders den Job noch so viele Jahre? Und das sehe ich, das ist so, wir haben noch eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und ich möchte gar nicht, dass irgendwie Leute süchtig werden und ich möchte nicht, dass Leute 100 Millionen Stunden auf Social verbringen. Aber wenn, dann sollen die eine gute Zeit haben. Und wenn, dann sollen die eine gute Gesellschaft haben.
Und nicht rumhaten übrigens. Und auch nicht selber beleidigt werden. Und das können wir nicht ändern. Aber ich stelle mir halt oft vor, wenn alle sich zurückziehen, und da gibt es in meinem Umfeld ja schon viele, die das gemacht haben oder aber auch darüber nachdenken, was passiert dann? Ich glaube, dann wird es so negativ einfach.
Alexander
So wie auf X, was da passiert ist. Da haben sich ja viele zurückgezogen. Jetzt ist es halt wirklich, ja, X ist halt wirklich so eine Plattform mit vielen Verschwörungstheorien, solchen Inhalten, weil ich keine mehr drauf will.
Nicola
Ja, schwierig, ne?
Alexander
Soll jedes Netzwerk so enden, finde ich nicht. Ich finde es echt besser, dass man seine, nur weil alle anderen was machen, muss man es ja selber nicht machen. Ich finde es halt schon sinnvoll, dass man guckt, hey, wie kann ich meine eigenen Kanäle werteorientiert aufbauen. Das ist ja auch nachhaltig.
Du siehst es ja schon, dadurch, dass eigentlich X die Werte der Mitte aufgegeben hat, ist da ja auch kaum jemand, außer mehr die Leute von den Rändern. Und so kannst du auch deinen eigenen Kanal nachhaltig für die Zukunft aufstellen, wenn du halt wirklich gewisse Werte pflegst. Du wirst natürlich auch Leute verlieren, auch ein bisschen Hate abkriegen, aber ich denke, wir müssen werteorientierter denken im Social Media Management.
Nicola
Ich glaube halt. Ja, also bin ich, ich glaube, das ist der Punkt, warum haben die Leute noch nicht genug, weil es noch spannend genug ist und weil die Algorithmen süchtig machen. So, ich glaube, das ist irgendwie deutlich. Auch Glückwunsch, dass der Content anscheinend, ja, catchy genug ist. Das ist ja eigentlich erstmal auch positiv. Das heißt, der Content ist besser geworden, der Content ist zielgruppengerechter geworden. Das ist eigentlich voll toll. Aber ich bin auch der Meinung, ich bin voll bei dir, das Thema Nachhaltigkeit im Social Media,
Was sind nachhaltige Accounts? Das finde ich wahnsinnig interessant. Und ich hoffe, dass wir da noch mehr Diskussionen zu führen können, dass es ein Thema wird, das man im Unternehmen vielleicht als Social Media Manager mal anregen kann oder mal selber darüber nachdenken. Auf jeden Fall, diese Schnelllebigkeit, finde ich, sollte dann wiederum in der strategischen Nachhaltigkeit münden.
Alexander
Das ist nicht sicher.
Nicola
Ja, auf jeden Fall ist unser Job gesichert. Die Frage ist nur, wie lange wir das noch mitmachen. Aber ja, schauen wir mal. Ne, das ist, ich weiß nicht. Was denkst du, wie lange machst du diesen Job noch?
Alexander
Aber ich hoffe noch so lange wie möglich. Mir macht es immer noch Spaß und es gibt ja auch coole Geschichten auf Social Media. Da hört mal rein, wir hatten mal eine Feel Good Folge, wo wir nur schöne Social Media-Stories erzählt haben. Und ich finde, solche Storys sind es einfach wert, dass es sie auch in Zukunft gibt.
Nicola
Das machen wir bald wieder, okay? Das machen wir bitte bald wieder.
Alexander
Deswegen mache ich es noch so lange, solange es gute Geschichten zu erzählen gibt und tut ja in diesen Zeiten, jetzt tut es auch gut, wenn man ein bisschen was Positives beizutragen hat.
Nicola
Auf jeden Fall. Ja, und vor allem, ich finde, das Thema, ja, wie lange macht man das noch? Die Frage, witzigerweise, habe ich mir selber eigentlich noch nie gestellt. Ich habe es dir gestellt, aber eigentlich mir selber gar nicht. Weil das bei uns auch so, ich habe immer so von Jahr zu Jahr gedacht. Schauen wir mal, was nächstes Jahr ist.
Alexander
Wenn man uns einfach so lange bis KI unsere Kompeten ersetzt hat und dann im Internet einfach nur noch Bots miteinander kommunizieren.
Nicola
Und dann machen wir eine eigene Gruppe auf mit echten Menschen.
Alexander
Und dann, genau, wie das damalige Forum bei den Römern.
Nicola
Richtig.
Alexander
Genau. Oder ICQ, sowas.
Nicola
Chat for you hieß es damals. Also im Internet. Also wenn es Archäologen gäbe, die Ausgrabungen im Internet machen, dann wäre das Chat for you. Back to the roots. Naja, Ende Bedürfnis ist Kommunikation. Das bleibt. Ich glaube, es verändert sich nicht.
Alexander
Das stimmt.
Nicola
Na gut, in dem Sinne, übrigens noch eine wichtige Information, ganz wichtig am Ende des Tages, ich habe heute vor der Aufnahme was gegessen.
Alexander
Ui, ich noch nicht.
Nicola
Und zwar Sushi.
Alexander
Oh, lecker. Ja, und ich habe extra, weil ich voll schlau bin, gestern mehr Sushi bestellt, damit ich heute Mittag Sushi essen kann.
Alexander
Das ist auch clever. Also hast du unseren Foodie des Monats verdient.
Nicola
Ja, auf jeden Fall nachhaltig mitgedacht. Das stimmt. Nachhaltig strategisch mitgedacht. In dem Sinne wünsche ich dir aber einen guten Mittag, einen guten Hunger und bis zur nächsten Folge. Wir hören uns. Ciao. Macht’s gut!