Die Stimmen sind ausgezählt: Die Gewinner und Verlierer stehen fest … Der Wahlkampf ist erstmal zu Ende. Aber was war das nur ein Wahlkampf? Vor allem, wenn man durch die Social Media Management Perspektive auf die heiße Phase vor der Wahl schaut.
Wir schnaufen durch und sprechen im Feed und Fudder Podcast über die Folgen für Marken und Unternehmen, wenn Politik auch zunehmend auf Social Media gemacht wird. Müssen sich Marken und Unternehmen deutlich politischer positionieren und dies auch vermehrt mit ihren Followern kommunizieren, in diesen Zeiten? Und welche Rolle sollte Politik in der Social Media Strategie überhaupt einnehmen?
Keine einfache Aufgabe, die sicherlich noch viel Arbeit für alle Social Media Manager*innen bedeutet. Zum Glück bietet Social Media auch immer wieder Anlass für ein bisschen Freude und Schmunzeln im Alltag, wie ein Gartenbaubetrieb beweist, der unter Mithilfe einer Rapperin viral ging. Außerdem knobeln wir uns durch ein paar mathematische Probleme, mit einem überraschenden Lösungsweg auf Social Media.
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Wut als Social Wahlkampftreiber 2025
Feed und Fudder Podcast Folge 4 – 5 AM Club
Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 36 – Politik und Gartenbau
Du bist grad irgendwo, wo es still sein muss, schmöckerst lieber in Texten oder möchtest unsere Folge barrierefrei mit deinem Screenreader lesen? Kein Problem!
Hier gibt es das Transkript zu Folge 36 – Politik und Gartenbau
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu Feed und Fudder, eine neue Folge mit Alex und Niki. Hi Alex, schön, dass du da bist.
Alexander
Hallo zusammen, herzlich willkommen. Wir haben ja den Einstieg heute richtig smooth hinbekommen.
Nicola
Ja, ja. Wundere dich nicht, wenn meine Stimme versagt oder ich in einem Hustenanfall untergehe.Ich werde das Mikro ausmachen, aber die Erkältungen haben mich auch erwischt. Deswegen, ich finde, mir war das, bevor wir einen Podcast gemacht haben, gar nicht so bewusst, wie wichtig es ist, auf seine Stimme zu achten, so gesundheitlich.
Alexander
Eigentlich müsstest du, als professionelle Podcasterin, müsste man regelmäßig so Stimmbandübungen machen.
Nicola
Ja, also auf jeden Fall schätze ich meine Stimme inzwischen mehr, weil ich habe keine Mandeln mehr. So, jetzt ist raus. Ich wusste, das hat euch alle interessiert. Aber mir geht es quasi immer direkt auf die Stimme. Und dann dachte ich mir letztens gar nicht so schlau, professionell irgendwas mit einer Stimme zu machen eigentlich. Aber gut, so ist es. Aber wir reden heute trotzdem über… das Gefühl. Wie fühlst du dich jetzt so danach, nach der Bundestagswahl, nach diesem unfassbar anstrengenden Januar?
Alexander
Ich muss ehrlich sagen, ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Es ist irgendwie so ein Gefühl. Das war so ein bisschen der Wahlkampf. Die Last ist abgefallen. Aber irgendwie, wir haben jetzt so ein Ergebnis, ich sag mal so, damit müssen wir leben. Und wir als Social-Media-Menschen haben uns ja auch vor allem im Wahlkampf ja sehr angeguckt, wie war der Wahlkampf auf Social Media? Und da war es schon am Ende ein bisschen übersättigt. Ja, aber irgendwie so ein Weiß-Nicht-Gefühl.
Nicola
Also Punkt eins, ich bin froh, dass jetzt vorbei ist, wenn ich ehrlich bin. Ich fand es schon super anstrengend, auch wenn wir aktiv politisch gar nicht Social Media machen. Aber es hat alles beeinflusst dieses Jahr. Es hat den normalen Betrieb beeinflusst. Bei Sport1 kriegen wir natürlich auch unfassbar viel Community-Management.
Also fürs Community-Management ist es so anstrengend. Und es ist wirklich, am liebsten würde ich alle Kollegen mal drei Wochen irgendwie auf eine schöne Insel schicken und relaxen lassen, weil es ist schon belastend, finde ich, also psychisch. Und einfach dieses, wir hatten es gestern auch, wie geht man um, wenn jemand ein blaues Herz macht. Soll man das irgendwie löschen oder nicht oder doch?
Also man muss sich damit beschäftigen, ob man will oder nicht. Ich glaube, das wird uns auch weiterhin beschäftigen und es wird anstrengend bleiben. Aber grundsätzlich bin ich froh, dass dieser Wahlkampf erstmal vorbei ist, weil jetzt habe ich das Gefühl, es kommt vielleicht wieder ein bisschen mehr Ruhe rein und dieses völlig übertrete ist auch hoffentlich dann mal durch. Aber was bleibt? Ich finde, es gab noch nie einen Wahlkampf, der so geprägt war von Social Media.
Alexander
Und auffallend, ich würde auch sagen, der letzte Wahlkampf war auch schon präsent auf Social Media, aber dieses Jahr, wie du sagst, mehr. Und über den Social Media Wahlkampf wiederum an sich wurde auch in den klassischen Nicht-Social-Media-Medien viel mehr berichtet. Das fand ich mal neu zur letzten Bundestagswahl, also wie da auch Social Media erwähnt wurde.
Nicola
Ja, genau. Ja, nicht nur berichtet, sondern stark integriert. Also, ob es bei den Öffentlich-Rechtlichen war, wo es dann wirklich redaktionell komplett eingebunden war, bloß auf den Kanälen, dass der Normalo in Anführungsstrichen halt politische Inhalte sehr stark geteilt hat. Also, in meiner Timeline haben viele Leute politische Inhalte geteilt,
Das fand ich schon sehr, sehr auffällig und bringt es dann halt unfassbar nah ins Private. Es ist eigentlich sehr so beruflich, aber man konnte es nicht mehr trennen. Du hast es irgendwie beruflich und du hast auch wahnsinnig viel Privat. Ich finde, das ist viel, aber wahnsinnig viel. Und das fand ich dieses Jahr heftig. On top!
Thema Linke fand ich, also auch da gibt es, Andi Rieckmann hat vor der Wahl eine ganz gute Entwicklung als Newsletter rumgeschickt, wie die Parteien sich entwickelt haben. Und da hat die Linke ja unfassbar gewonnen. Ich glaube, jeder, der ein bisschen Augen im Kopf hat, hat es schon gemerkt, dass die auf Social einfach wahnsinnig zünden.
Über die Heidi auch und dass die März-Aktion natürlich den Portal in die Hände gespielt hat. Und ich sage noch, so in meinem privaten Umfeld, ja, die Linke wird wahrscheinlich so ein gutes Ergebnis haben wie noch nie in den letzten, weiß ich nicht wie viele Jahren. Und alle so, ne, wieso?
Und dann sage ich, naja, das ist doch eindeutig, das kann man nicht übersehen. Die werden ein gutes Ergebnis haben und relativ viel von Jungen gewählt werden. Da bin ich mir sehr sicher. Und im Social-Umfeld waren sich alle einig, die ich kenne, dass es so ist oder dass es so sein wird. Deswegen, das Ergebnis hat mich überhaupt nicht überrascht.
Alexander
Aber das zeigt doch auch, wie du als Social-Media-Managerin echt so ein Gespür auch für die Communities hast und so schon eigentlich vorweggreifen konntest. Und ja, die Linke hatte dieses Gefühl von jungen Menschen zu diesem Zeitpunkt. Aber die Linke, das war jetzt ja nicht nur ihre Replik in der Rede auf März, sondern sie haben ja auch so Themen wie Wohnen und so, haben sie auch gut aufgegriffen auf Social Media, die junge Leute bewegt. Aber da war irgendwie auch klar, wie Social Media einfach nur im Wahlkampf auch viel über Stimmungen arbeitet.
Nicola
Extrem Überstimmung, extrem Gefühle, Stimmung und die Sprache. Ich hatte, das ist ein bisschen persönlicher, natürlich mit meinen Eltern auch geredet. Und meine Eltern haben nicht verstanden. Die haben meinten, der Merz hat sich so gut verkauft und sie würden ihn so verstehen. Und da dachte ich auch, interessant, weil die Generation, und das ist ja die Boomer-Generation, hat es sich von der Art, wie Merz redet, verstanden.
Also sie verstehen, was er sagt. Und zum Beispiel, die haben nicht verstanden, dass die Linke so erfolgreich war. Also sie verstehen das nicht. Und das hat aber was mit Kommunikation zu tun. Die Linke hat es gecheckt, die Sprache der jungen Leute auf Social Media zu sprechen. Und zum Beispiel, das hat mich, obwohl ich gar nicht so Linke interessiert bin, total auch abgeholt, weil es die Sprache ist.
Es sind die Wörter, es ist die Art zu reden, es ist die Art der Videos und zum Beispiel die CDU, da tue ich mir auch schwer. Also einfach von der kommunikativen Art, das ist gar nicht inhaltlich, völlig wertfrei inhaltlich. Und da fand ich auch interessant, dass wenn man, also eine ganz andere Wahrnehmung ist, von wegen ich habe die Person verstanden. Und das Gefühl, was die Person sagt, was dieser Politiker sagt, verstehe ich Und das fand ich, ich finde, da gibt es einen Wahlkampf, ist es so extrem unterschiedlich zwischen den Generationen.
Alexander
Das ist mir uch aufgefallen. Was ich aber auch in der, ja, ich finde es eine bisschen komische Entwicklung, das kam in diesem Wahlkampf auch zu Gange, dass manche Parteien schon gezielt, und irgendwie, wir sind ja so die Generation dazwischen, wir sind ja nicht ganz die Jungen, aber wir sind auch nicht die Boomer.
Also ich fand es ein bisschen befremdlich, dass jetzt auch manche Parteien schon ihre Reden im Bundestag auf ihre Social Media Snackability, gut, wir sind bei Feed & Futter, geht es immer um Snacks, aber schon so ihre Reden führen, das finde ich irgendwie eine Entwicklung, wo ich jetzt irgendwie auch nicht so toll finde. Da gehen dann doch die Inhalte verloren.
Am Ende des Tages sollten trotzdem, eine Wahlentscheidung ist ja auch Verantwortung, weil es Wahlrecht gibt ja auch die Verantwortung. Viele Menschen haben das nicht auf der Welt. Und ich finde, damit sollte man wirklich verantwortungsvoll umgehen. Und nur deine Wahlentscheidung auf Social Media, Content zu treffen, sollten schon auch noch die konkreten politischen Inhalte irgendwie eine Rolle spielen.
Nicola
Natürlich, ja.
Alexander
Bin ich mal gespannt, wie das bei weiteren Wahlen sein wird.
Nicola
Definitiv, natürlich. Also das wird hochinteressant. Und ich glaube, die Frage der Kommunikation ist da eine mega entscheidende Frage. Welche Gefühle werden getriggert und so weiter. Also ich meine, da wird auch im Nachgang, denke ich, noch Analysen geben, wenn wir die Augen offen halten. Ich finde es super spannend und bin aber froh, dass es vorbei ist. Und bin gespannt, ob wir auf ein normaleres Fahrwasser jetzt wieder kommen.
Thema normaleres Fahrwasser: Wie ist es denn mit Unternehmen? Müssen die jetzt immer politisch sich zu jeder Wahl äußern? Ich finde es anstrengend. Wie geht es dir damit?
Alexander
Also ich habe auch das Gefühl, auf Marken und Unternehmen kommen jetzt zwei Fragen zu. A, wenn eine Wahl mal wieder ansteht, müssen wir Content zu den Wahlen liefern? Es haben ja viele Social-Media-Unternehmen, haben ja so Statistiken geliefert. Also brauchen wir, oder viele Unternehmen machen auch Wahlaufrufe, geht wählen oder auch immer.
Ja gut, ich finde es, dass man demokratisch wählen soll, ist zwar schon ein wichtiger Aufruf, aber wir sind jetzt ja in Social-Media-Management-Podcast und diese Frage müssen sich Social-Media-Managerinnen und Manager stellen.
Das eigene Unternehmen: Müssen wir in Zukunft wirklich zu jeder Wahl uns äußern und wie du auch sagst, müssen wir uns auch in Zukunft politischer, also nicht nur zu Wahlen, sondern allgemein zu gesellschaftlichen Themenentwicklungen, müssen wir auch uns allgemein auf Social Media politischer äußern als früher. Und ich glaube, die zwei Fragen bringen so ein Social Media Wahlkampf schon mit für die Zukunft.
Nicola
Definitiv, also Thema Strategie und Ausrichtung, ich glaube, das ist etwas, was jede Social Media Managerin und jeder Manager wirklich als Hausaufgabe mitnehmen muss und wieder neu diskutieren muss im Unternehmen, wie man damit umgeht.
Weil es ist schon so, dass natürlich dieses Jahr viel aus dem Affekt herauskam, was im Januar passiert ist, was in den USA passiert ist und dass man eine Haltung beziehen wollte. Viele haben das dann aus diesem Affekt heraus getan. Das war aber nicht aus einer langen strategischen Sicht. Und ich glaube, das ist schon ein Thema,
Weiß ich nicht, auch an euch da draußen, wie geht ihr das an? Wird das nochmal diskutiert im Unternehmen? Weil ich finde, dieses Thema, wie werden wir das in den nächsten Wahlen halten? Oder wie werden wir unseren Content insgesamt, wie du sagst, gibt es eine Grundhaltung des Contents? Oder nicht?Und ich glaube, das ist schon, was sollte man noch einmal besprechen, ja.
Alexander
Und du hast auch einen Punkt angesprochen, das muss auch das Community-Management, also nicht nur welche Inhalte wir aktiv veröffentlichen, so ein Community-Management, auch der Umgang mit dem User-Generated-Content unter uns oder auf unseren Kanälen, hast du auch gesagt, wie mit einem blauem Herz umgehen.
Einfach so löschen würde ich auch nicht sagen, ich würde auch sagen, dass man da klar die Verantwortlichkeiten klärt, dass man wirklich auch eine interne Richtlinie aufstellt, sollen wir auf sowas, sollen wir es einfach löschen, sollen wir darauf reagieren, sollen wir in den Dialog gehen, da würde ich auch sagen, da müssen Marktunternehmen wirklich in sich gehen und irgendeinen Weg finden, der auch dann zum eigenen Unternehmen und den eigenen Werten passt.
Nicola
Ja, ich finde die schwierigste Frage, also das haben wir in unserem Team wirklich gerade vor zwei, drei Tagen auch besprochen oder geredet, wann ist es okay zu sagen, ey, ich bin für die Grünen oder ich bin für die Blauen und wann aber nicht. Und ich glaube, das ist vielleicht so ein Spielfeld, das man abstecken muss.
Das ist vielleicht unter normalen Postings will man keine Parteienwahldiskussion haben, aber vielleicht unter Postings, die dieses Thema aufgreifen. Also wenn ich halt sage, als Unternehmen, bitte geht wählen und wählt demokratisch, dann, dass da rauf Reaktionen kommen, was gewählt wird, scheint mir logisch. Und da finde ich, musst du offen bleiben.
Da kannst du ja nicht sagen, ja, ich kann nicht die Blauen abstrafen, wenn ich die Grünen zulasse. So, ne? So in beide Richtungen. Aber zum Beispiel in ganz normalen Postings, die zum Beispiel mit der Wahl und so gar nichts zu tun haben, ist dann die Frage, ob du dann nicht generell sagst, okay, hier ist keine Fläche für Wahlwerbung, also für Parteienwerbung.
Und ich glaube, diese Frage muss man sich stellen, gerade im Community Management, wie stark ist es eine Fläche für Parteienwerbung? Und das ist ganz, ganz schwierig manchmal, eben wenn man das Emoji-Beispiel nimmt, ein blaues Herz oder ein grünes Herz, ist das schon Parteienwerbung? Also das ist gar nicht so einfach zu beantworten, ne?
Alexander
Das ist überhaupt nicht einfach zu beantworten. Und du sagst, man kann die Frage auch noch aus einem anderen Blickwinkel stellen. Nicht nur, müssen wir uns politisch äußern auf Social Media, sondern auch, wie müssen wir damit oder wie sollen wir damit umgehen, wenn unsere Communities das wollen: Weil je nach Branche oder Sektor, in der du tätig bist als Marketer und Unternehmen, kann es auch sein, dass du schon eine sehr politische Followerschaft hast und die halt von dir eigentlich verlangen, hey, wir wollen, dass ihr für das und das eintretet.
Nicola
Total. Also deswegen, das ist eine ganz diffizile Sache eigentlich. Und da gibt es auch kein Schwarz und Weiß. Ich glaube, das muss man wirklich im Detail sich anschauen und auch fragen, okay, wo ist die Grenze? Also wenn gerade dieser Parteien-Support, ich finde, der ist kritischer, finde ich. Also grundsätzlich sagen, ich bin für Demokratie oder nicht oder ich bin irgendwie für Diversität oder nicht.
Das ist ja sowas Grundsätzliches, parteiübergreifend. Aber ich finde, dieses Jahr und diese Wahl, war dieses sehr speziell auf Parteien gemünzte Support schon hart. In beide Richtungen. Also es geht sowohl in eine sehr konservative, rechte Richtung, die natürlich das mit System auch machen.
Wo man auch sagen muss, muss ich das unterbinden, weil es voll systematisch ist. Aber wie gesagt, wo ist da die Grenze? Erlaubt man Herze, aber in Schriftform nicht? Also was ist die Symbolik? Und ich glaube, das finde ich total schwer. Also ich finde es gar nicht so einfach zu beantworten, wenn ich ehrlich bin.
Alexander
Nee, also wie du sagst, und auch schon so eine Floskel wie für Demokratie ist schwierig, weil an sich ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass man für Demokratie sein sollte. Aber wenn jetzt in Zeiten, in denen die Ränder erstarken, ist es eigentlich wichtiger denn je, dass man sagt für Demokratie.
Alexander
Allerdings, das Wort nur für Demokratie ist aber auch leider ein bisschen inhaltsleer. Ich verstehe, es ist ja sehr wichtig, aber es ist auch ein bisschen inhaltsleer. Und so können alle sagen, wir sind für Demokratie. Dann kannst du dich auch weniger als Marke, Unternehmen unterscheiden, weil trotz allem musst du es ja am Ende des Tages auch, und wie du sagst, ist es nicht leicht zu beantworten.
Alexander
Ich glaube, da muss man wirklich sich im Social Media Management echt Zeit für diese Sachen nehmen, dass man, also ad hoc würde ich es nicht machen, sondern dass man wirklich, wie man jetzt halt eine CI hat, weiß, fürs Grafikdesign, dass man sich – weil unsere Gesellschaft und auch durch Social Media ist politischer gespalten, aber auch aufgeladen als je zuvor – schon auch wirklich da Gedanken macht, dass es vielleicht auch echt mal ein großer Block in der Social Media Strategie wird, das Thema Politik.
Nicola
Auf jeden Fall. Also das ist so, was ich unterstrichen noch so auf meiner Agenda, auf meiner Liste habe. Was bleibt hängen? Das ist schon ein To-Do, das wir als Social-Menschen irgendwie mit uns jetzt rumtragen müssen, ob wir wollen oder nicht. Dies zu sagen, ey, wir sind nicht politisch.
Ich glaube, das ist einfach schwierig, weil allein in den Kommentarspalten wird man damit konfrontiert, auch wenn die Unternehmen gar nicht politisch posten. Deswegen, das ist schon ein Thema. Aber die Stimmung muss ja nicht gedrückt bleiben, weil wir sind ja voll die Optimisten. Wir haben ja Bock aufs Leben und wir machen den Job ja auch immer noch voll gern.
Und ja, deswegen ein paar viel guten Momente gab es ja schon auch.
Nicola
Und ein großes Schwankerl, was ich gesehen habe, war ein Video, das von Levi Penell. Penell, glaube ich, heißt er. Also es ist ein TikTok-Instagrammer, der studiert und der erklärt aber auch so Sachverhalte in sehr humorvoller Weise. Und das ist schon… Also Punkt eins…
Mir fällt auf, dass ich in letzter Zeit, wenn wir über so Phänomene reden oder gute Posts reden, dass wir meistens über irgendwelche Videos reden. Ich finde, das ist schon mal sowas. Es ist eigentlich fast alles über Video. Und zweitens, was mir auffällt, wenn ich dir was teile, was ich gut finde, ist super oft gut erzählte Geschichten.
Alexander
Storytelling. Ich habe mich gleich auf dieses Video gestürzt, als du es mir geschickt hast.
Nicola
Storytelling, also Geschichten, die einfach gut erzählt sind.
Alexander
Ich fand es auch echt gutes Storytelling.
Nicola
Denn die Story, die er erzählt hatte, die ist an sich gut und ich fasse sie gleich zusammen, aber auch die Art, wie er das so erzählt, ist einfach wahnsinnig unterhaltsam. Und das finde ich, da passiert momentan wahnsinnig viel. Es gibt super viele Leute, die echt gut erzählen können. Das finde ich total schön. Also gute Geschichtenerzähler. So.Und man kann es bis zum Ende hören. Es ist einfach gut, er erzählt es.
Aber um was geht es? Und zwar ein großer Mathematikerstreit. Es gibt eine Nerd-Bubble der Mathematiker. Und es gibt halt diverse Foren, wo Mathematiker mathematische Probleme ausdiskutieren. Also jemand hat ein Problem, hat eine Formel und eine Lösung und fragt dann in die Runde, hey, seid ihr der gleichen Meinung? Wollt ihr das nachrechnen? Habt ihr einen anderen Weg? Oder ich habe dieses Problem, habe aber keine Lösung.
Und seit vielen, vielen Jahren, also seit zwölf Jahren anscheinend, gibt es eine Userin, Cleo, die diese Mathematikerinnen extrem auf die Palme bringt, weil sie relativ schnell, nachdem Probleme in den Vorren aufploppen, relativ schnell einfach nur eine Lösung postet. Und eine Lösung, ohne Lösungsweg, ist in der Mathematik ja wirklich… Es hilft halt nicht. Also es ist richtig frech.
Alexander
Da habe ich mich an meine Schulzeit erinnert. Ich gehöre auch zu den Leuten. Ich habe einfach die Lösung in die Klassenarbeit immer reingeschrieben und mich dann auch immer beschwert, hey, warum kriege ich einen Fehler angestrengt?
Nicola
Kriegst du nicht die volle Punktzahl?
Alexander
Die Lösung ist doch richtig.
Nicola
Genau. Warum kriegst du nicht die volle Punktzahl? Komisch. Weil es nicht nachvollziehbar ist. Und auf jeden Fall hat es dann die Matematiker irgendwie so auf die Palme gebracht, dass diese Person eine Lösung relativ schnell hat und dann nicht den Lösungsweg teilt und on top meistens auch noch richtig lag. Und es waren hochkomplexe Intervalle, also lineare Probleme, Intervallprobleme.Egal, wurscht. Egal wie.
Auf jeden Fall mega Streit, alle voll sauer, niemand wusste, wer das ist, was das soll. Und dann gab es, wie es so ist, wurde nachrecherchiert und irgendwie über die Tool-Anmeldung, E-Mail-Adresse hat man herausgefunden, wer diese Person ist.
Und es stellt sich heraus, es ist Wladimir, ein frustrierter Mathematiker, der anscheinend Cleo erfunden hat, weil er öfter Probleme gepostet hat und niemand hat reagiert. Und er war sehr gefrustet, weil die auch sehr hochkomplex sind.
Und nachdem Cleo quasi, also er selber, die Lösung darunter geantwortet hat, waren die Leute so sauer, dass sie angefangen haben, das Problem zu rechnen. Und dadurch entstand sozusagen eigentlich das, was er wollte, dass verschiedene Mathematiker das Problem durchdacht haben und dann gezeigt wurde, ob es stimmt oder nicht. So, und verrückte Geschichte, verrückte Geschichte.
Alexander
Eigentlich mega clever. Aber ich finde es clever, wie die Leute dazu bringen, quasi die Inhalte zu liefern.
Merke für das Social Media Management, auf die Art und Weise könnte man auch User-Generated-Content erzeugen.
Nicola
Ja, ich finde es auf vielen Ebenen spannend, also erstmal die Geschichte zu heben. Also dieser Nerd-Bubble finde ich ja immer super sowas. Die Art, wie es erzählt wurde. Extrem spannend. Aber halt auch dann noch dieser Mechanismus. Jemand ist voll frustriert, will es ändern, überlegt sich, wie er es ändern kann und triggert eigentlich so eine ganze Nerd-Community-Bubble.
Alexander
Wir haben aber auch noch jemanden, heute machen wir nur viel Good-Stories, haben jetzt dieser Wahlkampfzeit.
Nicola
Liebe es. Ja, bitte.
Alexander
Wir haben auch noch jemanden, der ist nicht frustriert, sondern der ist mega happy. Du hast noch eine coole Geschichte mitgebracht. Ja, ich habe sie dir erzählt, du kannst ja auch mal kurz zusammenfassen, was ich dir geschickt habe, weil ich fand, das war ähnlich lustig. Da muss ich aber voll beichten. Ich habe mir dieses Video mindestens fünfmal angeschaut und ich finde es super.
Aber irgendwie, bin ich zu blöd für ein Instagram-Reel. Wie ist das Trikot bei ihr gelandet? Also worum geht’s? Die eine amerikanische Rapperin SZA hat sich mit einem Trikot im Internet gezeigt und bei ihren Songs vom, jetzt kommt’s, Zaun- und Gartenlandschaftsbauer Manfred Fell aus Heinsberg. Und der ist jetzt mega glücklich. Aber irgendwie schnall ich’s nicht, wie das Trikot da gelandet ist.
Nicola
Also, es ist ja schon witzig. Dieses Video von SZA habe ich auch gesehen, aber ich habe nicht richtig hingeguckt anscheinend. Es ist so ein Retro-Trikot halt, ein altes Fußballtrikot. Und ich habe ehrlicherweise, als ich das Video gesehen habe, gar nicht auf den Flock geachtet. Das ist der Landgarten- und Landschaftsbetriebe, Heinsberg.
Und wie kamen wir da drauf? Also diese Story als ich ist echt schon mega witzig, aber die Rheinische Post hat dazu auch ein Video gemacht, Thema Storytelling, das einfach gut erzählt ist und haben den Firmenimhaber, den Chef quasi, interviewt, der dann darauf voll stolz reagiert und dieses Originaltrikot, das alte Fußballtrikot, quasi in den Händen hält und halt sagt, ja, ist mega stolz, dass das jetzt so international im Ruhm kommt, mit seinem Garten- und Landschaftsbaubetrieb. Aber ist doch irgendwie witzig. Keine Ahnung, wie sie zu diesem Trikot kam.Keine Ahnung, wahrscheinlich irgendein so retro, retro Secondhand-mäßig. Ich weiß es nicht. Keine Ahnung.
Alexander
Oder es war vielleicht das gleiche Marketinggenie, wie bei Cerveza Crystal?
Nicola
Ja, stimmt. Da muss ich doch gleich nochmal ganz kurz fragen, Cerveza Crystal?
Alexander
Cerveza Crystal war dieses, vor 20 Jahren hat jemand in Star Wars Filme, die in Chile ausgestrahlt wurden, weil da auch die Werbezeit begrenzt ist im dortigen Fernsehen, haben die Indie-Spielfilmszenen Bierwerbung für Cerveza Crystal. Das war unbekannt, bis es halt vorletztes Jahr im Internet berühmt geworden ist. Und haben auch gesagt, Leute, manchmal braucht es im Marketing Geduld. Hier hat jemand 20 Jahre lang gewartet, bis seine Kampagne viral ging. Niemals aufgeben.
Nicola
Das ist so lustig einfach. Da muss man echt sagen, Respekt, Cerveza Crystal:, 20 Jahre und dann haben es die Leute gecheckt. Und hier dauert es halt auch ein bisschen, bis die Leute es verstehen.
Alexander
Und für solche Geschichten lieben wir einfach Social Media. Und ich finde es auch wichtig, zum Anfang der Folge zu denen einfach auch die positiven Geschichten erzählen.
Nicola
Sehr, ja, sehr.
Alexander
Weil ich glaube, die Stimmung ist so viel negativ. Social Media sollte auch ein Medium für positive Geschichten sein.
Nicola
Ja, und ich muss auch echt sagen, das erwärmt mir so das Herz, dieses Nerd-Geschichten hört oder wie dieses Trikot vom Landschafts- und Garten- und Landschaftsbaubetrieb irgendwie bei SZA landet und man selber das Video wirklich öfter gesehen hat, selber einem das aber nicht aufgefallen ist und irgendjemand fällt es auf und macht da eine Story draus und fragt dann, also recherchiert, was ist denn das für ein Landschaftsgartenbaubetrieb? Findet den, fragt danach.
Ich finde, das ist halt genau, das ist die Extrameile, die jemand gegangen ist, wenn man mal beim LinkedIn-Sprech bleibt.
Alexander
Jetzt kann man sagen, die schönsten Geschichten schreibt Social Media und Extrameile gehen, statt die schönsten Geschichten schreibt das Leben.
Nicola
Auf jeden Fall, daher arbeiten wir einfach auch sehr gerne in diesem sehr vielseitig, bunten, manchmal auch ein bisschen anstrengenden Business.
Alexander
Absolut.
Nicola
In dem Sinne wünsche ich dir eine schöne Mittagspause noch. Ich hoffe, wir konnten euch auch ein bisschen noch eine gute Zeit bescheren mit guten Geschichten und wir hören uns zur nächsten Folge.
Alexander
Macht’s gut.