Reverse-Marketing! Ein neuer Begriff macht die Runde in der Marketing-Welt. Auch für Social Media Manager*innen nicht ganz uninteressant. Aber was steckt dahinter? Und müssen wir wirklich jedem Buzzword hinterherlaufen, bei der knappen Zeit als Social Media Manager*in?
Außerdem nehmen wir euch diesmal mit zu einer Reise zu unseren Wurzeln, die irgendwo weit in den Tiefen der Literaturwissenschaft liegen und stellen fest, dass die Vor -und Nachteile von Social Media oft eng beieinander liegen, wie auch eine britische Literaturwissenschaftlerin erfahren musste, die doch nur ihre Freude mit der Welt teilen wollte …
Einfach mal weiter scrollen, würde so manche Missgunst ersparen. Bringt doch niemand weiter. Auch im anstehenden Wahlkampf würden ein bisschen Fairness und weniger Häme nicht schaden.
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Feed und Fudder 27: ǝɹBranding oder Rebranding
Feed und Fudder 8: Instagram Bucht
Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 28: Reverse Marketing
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Hier gibt es das Transkript zu Folge 28: Reverse Marketing
Transkript
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu Feed&Fudder mit Alex und Nikki. Schön, dass du dabei bist. Ja, es macht nix. Es ist okay. Ja, Jaguar hat in der Zwischenzeit seine neuen Autos regebranded auf den Markt, nicht gebracht, aber vorgestellt. Ja, ich sag mal so, die alte Zielgruppe will nicht erreicht werden.
Alexander
Herzlich willkommen! Es klappt einfach nie mit unserem Einstieg.
Nicola
Oder wie findest du es? Also zum Thema Folge Rebranding Jaguar. Überleitung.
Alexander
Genau, wir hatten es halt in der letzten Folge. Wir hatten es halt generell über Rebranding. Der Aufhänger war dass Jaguar sich ein neues Image verpasst hat mit einem neuen Werbespot. Und dann haben wir halt drüber geredet. Gerade im Social Media Management redet man ja auch immer wieder über Rebranding. Und ja, also ich muss sagen, irgendwie ist der Effekt verpufft. Wir hatten ja echt die ganze Folge drüber geredet. Jetzt ist es einfach eine E-Protzkarre.
Nicola
Richtig, also irgendwie… Ich weiß gar nicht, als ich es gesehen habe, dass ich so… Okay, ihr seid auf der Suche nach einer ganz, ganz neuen C-Kurve. Die ist noch nicht gefunden, aber vielleicht wird sie sich finden. Irgendwo in Dubai oder so. Ich weiß es nicht.
Keine Ahnung, unabhängig von der Farbe, aber es war halt ein Statement. Also man hat definitiv gesagt, wir machen alles anders. Wir wollen anscheinend ganz neue Kunden. Wir wissen vielleicht noch nicht, welche Kunden. Aber okay. Richtig. Naja, ja, vielleicht waren die auch irgendwie ein bisschen inspiriert von Mattel und der Barbie-Hype. Kann ja auch sein.
Alexander
Ich glaube, die Lackierung kam einfach zum Schluss. Dann kam jemand aus dem Marketing und hat gesagt, hey, wir brauchen doch noch eine Verbindung zu diesem neuen Image und zu dem Werbespot. Ja, dann lackieren wir es als Rosa. Oder sie waren voll “reverse” unterwegs.
Nicola
Das wäre ja so ein klassisches Barbie-Auto eigentlich auch, oder Ken, oder auch Ken kann er auch sein. Naja. Reverse. Ist uns auf LinkedIn über den Weg gelaufen und du hast es mir geschickt und ich hab’s dir geschickt. Es war, als hätten sich zwei Mails oder zwei Verlinkungen getroffen.
Alexander
Man kann es nett ausdrücken, das war Social-Media-Gedanken-Übertragung. Oder man kann auch sagen, das gute alte Sprichwort: Zwei Deppen…
Nicola
Tatsächlich liegt es daran, dass wir natürlich beide in dieser Social-Welt unterwegs sind und wenn dann über sowas gesprochen wird. Und da ist uns dieses Buzzword, dieser super fancy Marketing-Skill Reverse-Marketing über den Weg gelaufen.
Erst dachte ich, ja krass, ja, ist ja spannend. Gucken wir uns mal an. Und jetzt haben wir im Vorgespräch natürlich super schlau locker eine Stunde darüber geredet. Aber wir können vielleicht die Quintessenz zusammenfassen. Warum sind wir denn darüber gestolpert?
Alexander
So ging es mir auch. Wir haben uns durch… Ach, da werden die alten Studienerinnerungen wach. Wir haben uns durch sämtliche Marketing-Lehrbücher noch gequält vor der Folge. Also, wir fanden es so interessant, weil der Ansatz war irgendwie so, einfach mal Marketing-Botschaften umdrehen, irgendwie neue Storytelling machen oder so. Und am Ende ist es irgendwie auch nur so, man bedient halt eine Nachfrage.
Nicola
Ja, also ich sag mal so, der Zauber ist dann irgendwie schnell verflogen. Also ganz kurz, Reverse Marketing, was ist das? Ist im Prinzip, anstatt die eigenen Produkte oder Dienstleistungen halt direkt zu bewerben, wie man sagt, Hallo, bitte kaufe, so wie Homeshopping im Prinzip, so bitte, das ist das Produkt, das ist toll, das kann das und das, bitte kauft’s.
Konzentriert sich das Reverse Marketing dazu, also darauf, dass Kunden, ja,die das Produkt oder die Marke selber suchen und aktiv auf den, ja, sich aktiv darum bemühen und Interesse zeigen an dem Produkt, ohne dass du reines Produktmarketing machst. Und dann war ich so, hä? Wir leben doch in der Social-Media-Welt, dass wir als Social-Media-Manager und Managerinnen predigen sowas seit immer. Also Dialogmarketing.
Alexander
Wir reden ja auch ständig von Interaktion mit der Community, mit der Community sprechen.
Nicola
Eine Brand aufbauen, Awareness schaffen, so und so weiter. Das ist ja hartes E-Commerce einfach. Also das eine ist halt, da dachte ich, das ist doch Content-Marketing. Also genau, das machen wir doch. Wir erzählen Geschichten, wir bauen Dialog auf, wir bauen Beziehungen auf, damit die Kundschaft oder die Zielgruppe Interesse an uns, an unserer Marke, an unseren Produkten hat und dann uns im Idealfall sucht und hängen bleibt und irgendwann kauft, wenn man was zu verkaufen hat.
Alexander
Vielleicht kurz zu dem Beispiel. Das Beispiel ging darum, dass einfach ein Unternehmer gesagt hat, kauft nicht bei uns und so. Und hat einfach so Storytelling, weiß nicht, negative Storytelling gemacht. Aber das ist ja am Ende auch Marketing und auch Storytelling.
Viel interessanter finde ich gerade, was du angesprochen hast. Da könnte man sich aber mal ein paar Gedanken machen als Unternehmer der Marke. Was kommt eigentlich nach den Touchpoints? Gerade wie bei Social Media, wir schaffen ja die Touchpoints. Und dadurch, dass halt immer mehr Menschen ihre Zeit auf Social Media verbringen, gerade junge Zielgruppen, ist ja Social Media der erste Berührungspunkt mit Marken und Unternehmen.
Und dann halt auch Social Media und dessen Stellung im Funnel. Was kommt danach? Also wie kann man zum Beispiel ein Angebot schaffen, das vielleicht nach diesen Social Media Berührungspunkten kommt? Da finde ich, lässt es manchmal noch zu wünschen übrig.
Auf Social Media sieht alles schick und fancy aus. Aber dann gehst du auf die Webseite oder gehst eben in den Laden oder in das Fitnessstudio, wo du eine schicke Werbung gesehen hast. Da finde ich, da gibt es oft eine Unterbrechung zwischen offline und online, aber auch zwischen dem versprochenen Angebot und dem tatsächlichen Angebot.
Nicola
Ja, das dachte ich gestern gerade, weil ich habe nach Hotels oder nach Unterkünften gesucht und ich finde, da gibt es, das macht man ja indirekt, filtert man das in seinem Hirn ja schon mal zuvor. Entweder die Bilder sehen voll schlecht aus, sind aber im Nachgang viel besser, also dass du vor Ort bist und denkst, ey, es ist viel besser, wie ich dachte, aber die Bilder sind voll schlecht.
Oder andersrum, das sieht zu gut aus. Und wenn du dann da bist und denkst, die eine oder andere Stelle ist halt doch nur gestrichen worden und doch nicht ganz so sauber, wie es auf den Bildern ist. Also gerade im Tourismus hast du das halt voll oft. Und ich finde, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber als geübter Kunde hast du das schon so ein bisschen im Hinterkopf.
Und bei denen, die so super krass tolle Storytelling machen, es sieht unfassbar perfekt aus, dann schaue ich mir gern die Bewertung an, um das abzugleichen, ob es wirklich so ist. Es kann ja sein, es gibt einfach auch Häuser, die wirklich unfassbar toll sind.
Oder ist es so, ja, ein bisschen zu viel Story. Aber im Endeffekt im Tourismus macht man das ja auch schon sehr, weil man muss über Content gehen. Du musst ja im Tourismus sehr stark über Geschichten gehen. Genau. Aber bei dem Reverse-Thema ist ja eigentlich, was wir da spannend fanden, eigentlich dieses Umkehren zu sagen, hey, kauf nicht bei mir.
Beziehungsweise dieses Video, das wir gesehen haben, da geht es um einen Sockenanbieter für reiche Menschen. Also das ist ganz klar benannt. Diese Socken sind für reiche Menschen. Es wirkt auch sehr männlich. Also es sind ja Socken für Männer. Das heißt, es ist sehr beschränkt auf, es wird schon Männer werden da angesprochen eigentlich. So Männer, die sagen, ich habe viel Geld, ob das so ist oder nicht.
Die aber diesen Lifestyle wollen. Das ist schon sehr klar definiert. Und dann sagt der Gründer halt deutlich, mir hat jemand geschrieben, der ist minderjährig. Und ich habe ihm gesagt, bitte kauf nicht bei uns. Nimm dein Geld für etwas Sinnvolleres. Diese Socken sind viel zu teuer. Also er macht ja sein Produkt eigentlich schlecht. Er sagt, dieses Geld ist es nicht wert. Und das fand ich ja der spannende Aspekt. Aber am Ende des Tages ist es Storytelling.
Es ist ja Content-Marketing. Einfach gutes Content-Marketing. Das Video ging dann viral. Viele haben es gesehen, haben da gesagt, ey, guck mal, krass, wie nimmt er sich auf die Schippe, er zerlegt sein eigenes Produkt. Und trotzdem voll sozial. Also was ist hängen geblieben? Der Mensch hat ein Herz. Obwohl der Socken verkauft, die viel zu teuer sind. Und er weiß es auch. Er weiß, dass diese Socken viel zu teuer sind. Aber er macht gar keinen Hehl daraus.
Und das finde ich ist dann so hängen bleibt, okay, das ist irgendwie ehrlich. Es ist anders, weil sieht man nicht so oft. Das geht viral, das bringt Aufmerksamkeit für die Marke und dann im Idealfall neue Kundschaft.
Das ist Content-Marketing, richtig gutes Content-Marketing. Deswegen, das war der Aufhänger. Und da denke ich mir, das ist ja alles, was wir tun im Social. Normalerweise, wenn es nicht harter E-Commerce ist, ist es ja Reverse Marketing.
Also wie schaffen wir es , wir wollen es schaffen, dass Menschen mit der Marke interagieren, dass der Content an die Zielgruppe kommt. Und dann die Leute sagen, oh, ich gucke noch mal nach. Wo gab es denn das? Oder die Influencer, die haben irgendwie ein neues Produkt, das total Tolles. Dann machen die Bounces in ihren Daily Workflow ein. Was habe ich heute alles so getan? Dann habe ich auch irgendwie die neue Creme benutzt, whatever.
Und dann heißt es, ich möchte auch wissen, wo gibt es denn diese Creme? Also gehe ich auf die Suche. Und zack, lande ich in meinem Produkt. Das ist Storytelling und Content Marketing aus meiner Sicht.
Alexander
Und ich fand es halt wichtig, dass wir es aufgenommen haben. Wir sind ja durch eben diese LinkedIn-Learnings aufmerksam drauf geworden. Und uns war es auch wichtig, hey, nicht immer auf so neue Buzzwords aufspringen. Reverse-Marketing. Das hat einfach die Runde gemacht diese Woche auf LinkedIn. Aber im Ende ist es halt einfach Content-Marketing oder Social-Media-Marketing. Und dann lieber einfach bei dem bleiben, was man schon kennt, was man gut machen kann. Man muss nicht jedem neuen Buzzword hinterherspringen im Social-Media-Marketing.
Nicola
Ja, oder einmal kurz einordnen, was es dann wirklich ist. Naja, ich glaube, tiefer brauchen wir da eh nicht einsteigen, weil es für uns im klaren… Ja, statt LinkedIn Learnings haben wir aber Feed & Fudder Schmankerl, was uns gut schmecken. Ja, wie LinkedIn Learnings nur cooler, nur besser. Die schmecken besser und sind super lecker und by the way, ich hab die Woche Sushi gegessen und ich hab jetzt jeden Tag Lust auf Sushi. Kennst du das? Schrecklich. Schrecklich. Ja, also, das ist schlimm. Ich hatte… Irgendwann hat die Woche… Auf jeden Fall hab ich jede Woche diesen Geschmack im Mund, dass ich jetzt Sushi will.
Alexander
Das kenne ich. Und ja, jetzt habe ich auch Lust auf Sushi, jetzt wo du es sagst.
Nicola
Ja, es ist schrecklich. Man müsste sich dann über isst sich dann wieder und dann hat man wieder genug. Auf jeden Fall habe ich jetzt schon wieder Lust auf Sushi. Egal. Lecker Schmankerl. Aber du hast auch ein super gutes Schmankerl mit dabei. Was ich nicht mitbekommen habe, ich aber spannend finde. Erzähl mal.
Alexander
Und irgendwie passt der Sushi. Solange es nicht riecht, ist es genießbar. Also es geht um Ally Louks. Ally Louks ist eine britische Doktorandin an der University of Cambridge und hat eine Abschlussarbeit geschrieben, gut zugegeben es ist es ein sehr seltenes Thema. Aber hey, warum nicht? Sie hat eine Abschlussarbeit geschrieben über olfaktorische Faktoren in der Literatur. Also wie werden Gerüche
Nicola
Ganz kurz, ganz kurz, wiederhole einmal den Titel. Allein dafür hätte ich hier Drittmittel gegeben. Ich liebe sowas. Okay, weiter, Entschuldigung.
Alexander
Das ist meine Übersetzung, olfaktorische Faktoren in der Literatur. Und sie hat eben ihre Doktorarbeit zurückgemacht und sie war mega stolz darauf, dass sie es endlich geschafft hat, ihre Doktorarbeit. Ich habe ja auch den Titel auf Englisch: Olfactory Ethics, the politics of smell in modern and contemporary prose.
Nicola
Übrigens finde ich das voll das spannende Thema. Also egal was ihr da draußen sagt, ich liebe so Nerd-Themen. Und dieses Thema Gerüche ist für mich ein wirklich essenzielles Thema in meinem Leben. Und Geruch in Filmen und in Literatur finde ich voll das spannende Thema. So weiter.
Alexander
Ja, ihr kleine Fun Effect an euch Zuhörer da draußen. Wir sind uns nämlich auch bei einem literaturwissenschaftlichen Seminar begegnet. Da hat quasi der Feed und Fudder Podcast seine Wurzeln in der Literaturwissenschaft.
Nicola
Richtig, in der Literaturwissenschaft. Und ich war nur Gast, weil ich eigentlich Geschichte studiert habe. Deswegen haben wir aber auch ein Herz für Literaturwissenschaft, muss man auch sagen. Du ganz ehrlich, wenn du deine Dissertation geschrieben hättest, wärst du nicht stolz? Oder? Ich wäre auf dich stolz.
Alexander
Und sie war einfach so stolz darauf. Ich meine, das kann es doch auch sein. Du hast einen Doktor abgeschrieben. Doch schon. Dankeschön. Gleich mal gucken, wie ich an der Uni Mannheim einen Doktortitel machen kann.
Nicola
Ich habe tatsächlich auch schon drüber nachgemacht. Über was? Aber jetzt, der Titel ist inspirierend auf jeden Fall.
Alexander
Und sie war halt einfach mega stolz. Und klar, sehr verständlich, das ist einfach ein großer Moment. Da kann man sich freuen, da steckt so viel harte Arbeit drin. Und was war auf Social Media? Sie hat natürlich einen absoluten Shitstorm kassiert, leider sehr frauenfeindliche Sachen auch, die direkt unter die Gurtlinie gingen. Da hat sie aber auch gleich eine harte Linie gezogen und gesagt, mit so was setze ich mich nicht auseinander. Das geht an die Polizei weiter, das zeige ich an. Viele haben gesagt, oh, warum muss man Geld ausgeben für so ein Orchideenfach? Die anderen fanden es einfach Verschwendung. Die anderen haben es nicht kapiert.
Was jetzt war, sie hat den Spieß umgedreht und sie hat klar gesagt, bis auf das, was frauenfeindlich ist, beleidigend, diskriminierend, das bringt sie zur Anzeige. Aber sie hat sich mit allen anderen, hat sie sich auseinandergesetzt und hat sich hier richtig viel Mühe gemacht. Sie hat den Leuten erklärt, wie funktioniert Literaturwissenschaft. Sie hat ihnen erklärt, was ist dieses Thema und warum ist dieses Thema relevant in ihrem Fachgebiet.
Und was war? Plötzlich haben auch die Medien über ihre Arbeit berichtet und plötzlich ist auch die Stimmung ins Positive umgeschlagen. Also haben plötzlich auch Leute ihr geschrieben, hey, ich finde Literaturwissenschaft spannend, haben sich für ihre Arbeit interessiert, haben sie angeschrieben, warum hast du dieses Thema ausgewählt? Und eigentlich ist es so, es zeigt sowohl die Vorteile als auch Nachteile von Social Media. So, wenn sich jetzt da zehn Leute zum Beispiel animiert, hat es sich für Literaturwissenschaft interessieren. Das ist ja toll über Social Media. Leider gab es halt eben auch diesen Shitstorm. Das ist traurig an Social Media. Aber dieser Fall zeigt einfach so ein Brennglas die Vor- und Nachteile von Social Media.
Nicola
iAlso ich glaube halt normalerweise, wenn es jetzt nicht Social Media mäßig viral gegangen wäre, diese Chance besteht ja heute, positiv wie negativ. Es wäre natürlich ein Thema, das fünf Leute bemerkt hätten, dass niemand jemals wieder mitbekommen hat und vielleicht die Menschen, die noch in diesem Fachbereich arbeiten, hätten vielleicht sich das durchgelesen. Also es wäre eine ganz, ganz kleine Bubble eigentlich gelandet. Und interessant ist ja, dass sozusagen ihr Thema in einer sehr breiten Bubble angekommen ist, die natürlich gar nichts damit anfangen kann.
Woher auch? Also wir selber haben in Mannheim studiert und mir geht es ja selber so, wenn ich dann erzähle, naja, mein Fachgebiet war irgendwie Nachkriegsgeschichte, also Nachkriegsgeschichte mit Schwerpunkt Vietnamkrieg, dann kann man noch so, ah krass, Krieg, wie cool. Aber wenn man dann tiefer reingeht, dann merkt man schon so, okay, da ist ein bisschen Unverständnis. Warum macht man das? Also, ne, und Geschichte ist sogar noch greifbarer, weil Menschen mit den Themen noch was anfangen können.
Aber jemand, der noch nie an der Hochschule war, nicht weiß, wie es funktioniert, sieht ja gar nicht, dass es ja gar nicht immer um das Thema geht. Es geht um die Methodik. Es geht um die Erschließung eines Themas. Es geht um die Debatte. Und ich finde, das sind Dinge, die wir gesellschaftlich auch brauchen, diese Debattenkultur und dieses in einem Rahmen, Themen zu bearbeiten mit einer, mit einer Reklamour auch, dass es vergleichbar wird, dass es nachvollziehbar wird und dass ich dann hart in der Sache diskutieren kann.
Ich habe mich auch verteidigen müssen für meine Arbeit, da wurde ich zerlegt. Und menschlich gesehen dachte ich mir auch, krass, das war schon hart. Aber ich kann damit umgehen, weil es eine fachliche Zerstörung war. Und es hat meine Arbeit und meine Gedanken dazu so viel besser gemacht.
Alexander
Und was ich einfach nicht verstehe, wenn man sowas im Feed sieht, und einen echt null interessiert, dann scroll doch einfach weiter! Warum muss jetzt diese junge Frau, die sich so freut, ist doch auch mal schön, da freut sich ein junger Mensch über etwas, was sie erreicht und geschaffen hat, dann freu dich doch mit oder scroll weiter!
Nicola
Die sich auch voll gefreut hat. Oder gehe halt wirklich in die Diskussion, weil das, also wenn es, also keine Beleidigungen, sondern eine fachliche Diskussion, weil genau das ist auch Wissenschaft. Und auch dieser Diskurs ist unfassbar wichtig, auch jetzt politisch, wenn man das so sieht, dass es wichtig ist, in den Diskurs gehen zu können, aber niemanden zu zerstören.
Also das ist ja der Punkt, dass ich fachlich mich über was austauschen kann. Ich kann auch sagen, ich habe keinen Plan, was du da machst. Ich verstehe nicht, wer dafür Geld ausgibt. Erklär mir das? Wer zahlt dir das? Und wie kommt es denn zustande? Das kann ich ja machen. Also finde ich voll fair. Voll fair. Da kann man schon mal diskutieren. Und dann kann jeder seine Meinung haben und dann wieder auseinandergehen oder was gelernt haben.
Aber ja, also it’s in a nutshell. Ich finde, aber ich freue mich trotzdem für sie und ich finde eben das Thema immer noch voll spannend. Also ich finde es spannend. Ja, ja, ich sag nur der Anzettelung. Medien der Anzettelung, Medien der Anzettelung. Ja, so können wir ja in Ruhe mal darüber reden. Über die Medien der Anzettelung. Heute nennt man das Tinder.
Alexander
Ich finde es auch cool. Ich habe auch, sage ich mal, abgefahrene Seminare belegt in der Literaturwissenschaft. Medien der Anzettelung.
Nicola
Die Medien der Anzettelung. Früher nannte man das Brief. So, ich fand Win, Win die Woche, aber auch Fail, Win und Fail ist ein PR-Stunt, also wirklich ein durchgeskripteter PR-Stunt von MrBeast, einem der größten YouTube-Channels mit 47 Millionen Follower, glaube ich.
Er hat ein Video veröffentlicht, das jetzt schon 19,8 Millionen Aufrufe hat. Es geht darum, dass er einen Supermarkt in Berlin leer kauft und alles in diesem Supermarkt spendet. So, jetzt sagt man… Wer kam auf die Idee? Das ist auch so, hey, lass mal überlegen, was könnten wir tun? Hey, du kostest einfach alles in diesem Supermarkt und spendest es. Und dann kann ich das machen.
Alexander
Vielleicht dachte er auch einfach Supermarkt leer räumen. Das ist typisch Berlin. Sorry an alle Berliner da draußen.
Nicola
Also Ende des Tages ging super viral, ist eingeschlagen wie eine Bombe, PR Stunt. Hintergrund aber, Edeka war der Supermarkt und MrBeast hat eine Kooperation mit Edeka und verkauft auch dort sein neues Produkt. Also das heißt, am Ende des Tages wird sich das wirtschaftlich durchaus ausgegangen sein, sag ich mal so.
Alexander
Es ist dann auch sicher kein Zufall, dass er ausgerechnet einen Edeka-Markt ausgesucht hat für seine Aktion.
Nicola
Genau. Ja, und da denke ich mir mal, also super Win als PR-Stunt, also echt eine krasse Geschichte, hat super funktioniert. Der kleine, wie sagt man uns, Geschmäckle. Das Geschmäckle ist halt, wer hat die Charity? Also ist es Charity, unter dem Deckmantel der Charity halt nur PR zu machen. Und das finde ich halt immer ein bisschen Geschmäckle, sagt man mal so. Aber gut.
Alexander
Das finde ich auch, weil gerade gegen Jahresende ist ja beim Social Media Marketing auch oft die Frage, wie machen wir Charities? Ich finde es gut, wenn man bei Charity tatsächlich seine Reichweite auf Social Media nutzt, um zum Beispiel auf eine Organisation hinzuweisen.
Nicola
Oder sich für sie ernsthaft engagiert. Ist ja auch okay.
Alexander
Oder, genau, dass man auch sein Engagement zeigt und damit vielleicht Leute zum Mitmachen animiert, auch bei dieser Organisation ein Teil zu werden und so. Aber ich finde, es darf trotzdem niemals in die PR-Schiene gehen, wo es dann auch einen anderen Zweck hat, wie eben Hinweise auf ein eigenes Produkt oder irgendwas. Also ich finde, bei Charity sollte man aufpassen und sollte schon überlegen, wie kann ich meine Reichweite nutzen, meine, was weiß ich, Energie, meine Marke, mein Unternehmen, um am meisten dieser Organisation, die ich unterstützen will, zu helfen.
Nicola
Deswegen aus PR Sicht, Super Stunt, großer Win. Aus moralischer Sicht, finde ich, hat es Geschmäckle, wenn man unter dem Deckmantel der Charity eigentlich PR macht. Aber wenn wir gerade bei den Fails sind, CSU ist natürlich im Wahlkampf. Das ist, das kennen wir. Jetzt geht es in den Wahlkampf.
Wir hatten, ich weiß nicht, ob du Possieben Sat. 1 mitbekommen hast. Joko und Klaas haben die 15 Minuten freigegeben. Das ging auch wieder viral. Ich finde es auch gut. Ich habe es mir in voller Länge angeguckt. Ich fand es auch richtig gut.
Unser Freund Herr Merz hat da echt, wenn man rein losgelöst nur, was er sagt, muss ich sagen, ja, bin voll dabei. Es ging darum, dass man fairen Wahlkampf führt, dass man hart bei der Sache bleibt, aber halt menschlich am Ende trotzdem. Und so weiter, das ist Demokratie. Und dann sehe ich halt einen Tag davor auf LinkedIn einen Post von der CSU, der Christlich-Sozialen Union, und zwar unter dem Hashtag Habeck-Effekt. Also sehr auf die Person Habeck geschossen.
Gut, so ist Wahlkampf, ist stark auf die Person. Eine Grafik, wo die Wirtschaft von 2022 abrutscht ins Minus 2024. Und unter einem großen Label Habeck-Effekt im Hintergrund per Habeck in Flammen. Ich sag mal so, kann man machen, aber ein bisschen übers Ziel hinaus geschossen vielleicht, also muss man aber nicht. Genau der Post ist nicht: es braucht einen Neuanfang, wir wollen Deutschland wieder in Ordnung bringen. Wieder in Ordnung bringen ist halt auch so.
Okay, also hat Habeck jetzt Deutschland durcheinander gebracht oder was ist, sei es Unordnung oder es wird so, Habeck wäre schuld, also so wirkt es, Habeck wäre schuld, wegen Habeck wäre die Wirtschaft so in den Keller gerutscht wird implementiert, also wird eigentlich gesagt. Und die Reaktionen darauf waren dann über 400 Kommentare zu dem Zeitpunkt, wo ich es jetzt gelesen hatte, und 250 Reactions ungefähr.
Und der liebe Kollege Jan Firsching, also die liebe Grüße, findet eine Einschätzung auch immer echt gut, schreibt dann drunter, naja, wenn man mehr Kommentare wie Likes hat, sollte man sich halt auch mal Gedanken machen. Dann habe ich mir mal die Kommentare so grob durchgeguckt und es ist halt also dieser Post wird einfach zerlegt. Da muss man auch aufpassen, wo postet man das. Es sind viele Fachleute, viele Kommunikationsleute, Experten, die haben diesen Post so zerlegt einfach.
Zurecht auch oder wie heißt es unter anderem ja deshalb muss man dieses Verhalten auch ständig ohne Rücksicht anprangen. Die Liste der CSU-Verfehlungen ist sehr lange. Kann man hier alles nachlesen. Mit Link zum CDU-CDU-Archiv. Ist auch sehr lustig. Oder wow, das nenne ich mal wirklich billig und niveaulos. CSU entdeckt die Wirtschaft Spannend, vielleicht solltet ihr mal euren eigenen CSU-Effekt aufarbeiten, 16 Jahre Merkel und so weiter. Dann lustig, weil das BSP in Bayern besonders stark zurückgeht.
Also da hat Habeck wohl keine Schuld an den bayerischen BSP-Foto-Sozialprodukten. Fand ich interessant. Also ich fand es amüsant, fand auch gut, dass so eine gleiche Reaktion kam, weil ja, ist ja billig, oder? Ist ja voll billig. Keine Ahnung.
Alexander
Also ich hoffe halt auch, dass die demokratischen Parteien untereinander einen fairen Wahlkampf machen, weil gerade Social Media, ja Social Media belohnt natürlich durch die Algorithmen sowas. Und trotzdem, auch wenn die Kommentare jetzt alle negativ waren, war es Social Media Sicht ein Erfolg, die ein solcher Post schafft, Reichweite schafft, Diskussionen. Aber wir leben nun mal nicht in normalen Zeiten und ich finde einfach, man sollte bei der Kommunikation achten, dass die Parteien, die Politiker, Politiker und Politikerinnen, große Verantwortung haben und ja, ich hoffe einfach auf einen fairen Wahlkampf.
Nicola
Genau, deswegen fand ich auch diese Appelle, die Appelle bei Pro7 gut. Also alle drei, Habeck, Merz und Scholz, haben echt super gesprochen und waren eigentlich ja auch alle der Meinung, dass wir die Demokratie stärken müssen und so weiter, einen fairen Wahlkampf haben. Und dann denke ich mir auch, reißt euch echt zusammen. Reist euch bitte zusammen, weil man kann es anprangern, dass die Wirtschaft ein Problem hat.
Aber dann geht doch bitte lösungsorientiert und macht nicht bashing eine Kausalität, die definitiv nicht besteht. Im Endeffekt zeigt das ja nur, also was bleibt hängen? Die CSU hat keine Ahnung, weil sie haben den Ukraine-Krieg anscheinend nicht mitbekommen. Sie haben diverse andere Sachen anscheinend nicht mitbekommen. Und dann sollte man so eine Partei wählen, die die grundlegendsten Entwicklungen im Land nicht mitbekommt.
Find ich schwierig. Also ich bin, ich bin eh kein Parteiwähler. Also ich muss hier das selber wissen. Ich wähl nicht parteiorientiert. Also ich will, wenn ein Programm orientiert oder je nachdem, wie die Mehrheit zustande kommt. Deswegen bin ich recht offen und frei, was es angeht. Aber ich hasse so Wahlkämpfe. Also Leute, reist euch zusammen. Ihr könnt es echt besser. Auch CSU, auch ihr könnt es besser. So, mein Appell.
Alexander
So geht es auch, sowas will ich nicht sehen. Und weißt du, was ich bis jetzt nicht gesehen habe, obwohl es schon seit Monaten angekündigt ist, aber in meinem Feed zumindest taucht der nicht auf, der Instagram Vertical Grid, also dass der Feed 9:16 Formate fördert und auch belohnt.
Nicola
It’s a thing. So, ich weiß nicht, auf dem Blog haben wir glaube ich schon ewig auf den Feature-Updates. Ja, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, das ist so typisch Meta. Das ist so typisch Meta. Die kündigen irgendwas an. Da heißt es ja, es kommt. Man weiß es nicht. Keine Ahnung, ob es doch kommt oder nicht. Vielleicht kommt es doch irgendwo, aber nicht in Deutschland. Der Vertical Grid, keine Ahnung. Von unserer Seite würde ich auch sagen. Konzentriert euch auch nicht auf den Grid. Macht guten Inhalt, macht gute Postings. Schaut, was die Community kann. Egal, ob’s Square oder Vertical ist. Auf jeden Fall.
Alexander
Und immer wichtig vorwärts denken, nicht rückwärts, weil Reverse Marketing ist am Ende auch nur Marketing!
Nicola
Wir können ja unser Blog mal zerlegen, wir können aber unseren Podcast auch mal zerlegen, dann sind wir voll im Trend. Aber in diesem Sinne würde ich sagen, zerlegen wir jetzt erstmal hier das Mikro und schalten ab. Und ich such mal irgendwie, ich muss schauen, ob ich irgendwo hier Sushi bekomme. Ich bin hier auf dem Dorf, es ist schwer, es ist schwer.
Alexander
Viel Glück und das auch noch an einem Freitag den 13., wir nehmen an einem Freitag den 13. auch. Dankeschön. Macht’s gut.
Nicola
Baden-Württemberg auf dem Land. Vielleicht wäre Berlin doch besser zum Thema Supermackleräumen. Vielleicht wäre es in Berlin doch besser. Na gut, liebe Grüße an euch alle. Haltet die Ohren steif, lasst es euch schmecken. Alex dir auch eine gute Woche. Wir hören uns. Ciao.