Meta-Netzwerke ohne Faktencheck? Meta CEO Mark Zuckerberg macht ernst und will zukünftig auf unabhängige Faktenüberprüfer*innen verzichten. Nach unserem letzten Talk fragen wir uns diesmal im Feed und Fudder Podcast: Was machen eigentlich Social Media Manager*innen jetzt mit dieser Ankündigung?
Auch wenn noch einiges in der Zukunft liegt: Die Auswirkungen von Fake News und Desinformationen sind auf Social Media überall spürbar. Social Media Manager*innen müssen dementsprechend ihre Strategien anpassen und Wege finden, wie sie mit Desinformationen und Fake News umgehen.
Neben rechtlichen Kompetenzen dürfte auch das Social Media Monitoring einige Änderungen erfahren. Und letztlich erwarten Communities Klarheit und eine eindeutige Positionierung in der Kommunikation als je zuvor. Gewiss ist, es gibt einiges zu tun: Liegt hier jedoch vielleicht auch eine Chance für ein besseres Social Web?
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Digital Services Act im Social Media Marketing
Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 31: Faktencheck Ade und was machen wir?
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Hier gibt es das Transkript zu Folge 31: Faktencheck Ade und was machen wir?
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu Feed und Fudder mit Alex und Nici. Hi Alex. Ich bin so sauer. Nein, Spaß. Ey, wir haben so, wir haben gerade schon voll den Rant. Mega-Rant. Auf LinkedIn. Und die LinkedIn-Bubble.
Alexander
Herzlich willkommen. Ja, in unserem Vorgespräch ging es hitzig zu. Wir waren am ranten. Also wir hatten schon in der letzten Folge, hatten wir es ja jetzt über diese Ankündigung von Mark Zuckerberg, zukünftig auf Faktenchecker zu verzichten und irgendwie haben wir gedacht, fakt mich ab. Mit F-A-K-T natürlich.
Nicola
Fakt den Checker! Fakt den Checker!
Alexander
Also wenn man auf LinkedIn dazu liest, geht einfach die Welt unter und wir sind alle komplett am Piep. Und dann hab ich mir gedacht, hey, irgendwie brauchen wir doch wieder Maß und Mitte bei der ganzen Diskussion.
Nicola
Du bist politisch unterwegs. Wir brauchen Maß und Mitte. Heiko Maß Gibt es jemanden, der Mitte mit Nachnamen heißt? Das war mein Wahlprogramm. Heiko Maas und Frau Mitte. Ich finde es witzig. Naja, egal. Du hast voll recht. LinkedIn rantet rum wegen Mark Zuckerbergs Video. Zu Recht ja auch. Aber, Leute, so entsteht kein Diskurs. Das macht Diskurs kaputt.
Alexander
Das ist ja genau das Gegenteil eigentlich. Wir haben ja schon letztens vorher gesagt, es ist wichtig, dass diese Diskussionen transparent geführt werden, dass auf Social Media ein fairer Zugang für alle besteht, wenn aber jetzt auf, wenn jetzt eine Seite nur noch davon redet, dass das jetzt hier der absolute Untergang ist.
Und da muss ich sagen, nein, machen zumindest Gedanken, wie kann man einen guten Weg finden. Da hatten wir auch letztens in der letzten Folge ein Digital Service Act. Und vor allem macht doch euch mal lieber Gedanken, was bedeutet es für euch selbst, wenn ihr eben professionell Social Media Kanäle und Präsenzen betreut.
Was heißt das jetzt eigentlich? Und darüber wollen wir in der heutigen Folge sprechen. Die Faktenchecker sind ade. Was macht das mit mir? Hat das irgendwie Auswirkungen auf mein Social Media Marketing, auf mein Social Media Management? Und da haben wir gedacht, holen wir mal die Diskussion wieder ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurück.
Nicola
Ja, ich hätte noch, bevor wir sehr konkret ins opportunistische, ich habe schon einen Mark-Zuckerberg-Opportunismus sehr tief in mir drin, ins praktische gehen, zwei Wünsche, die ich grundlegend finde und vielleicht, wenn ich sie ins Universum schicke, vielleicht kommen sie auch an.
Also Wunsch Nummer eins wäre Transparenz, also dass unabhängige Institute die Daten der Social-Plattform anschauen dürfen und dann größere Strukturen erkennen und größere Entwicklungen erkennen. Weil das ist als kleiner Social-Mensch einfach auch nur ein Tropfen auf einem heißen Stein.
Wir haben eine eigene Bubble, wir sehen die eigenen Bubbles und wir können in unserem Umfeld was verändern und darüber reden wir jetzt gleich. Aber parallel aus meiner Sicht muss es die Möglichkeit geben, dass unabhängige Institute und Forscher und Forscherinnen sich größere Datenstrukturen anschauen dürfen, um einfach Missbrauch zu erkennen oder eben offenlegen zu können, wie gewisse Dinge zustande kommen.
Aus meiner Sicht. Das wäre ein ganz großer Wunsch an das Universum. Der zweite Wunsch, haben wir schon auch besprochen, ist eben das Thema Digital Service Act und Regularien. Auch da bin ich voll auf deiner Meinung, dass ich finde, wir brauchen die umso mehr. Aber es muss einen Diskurs darüber geben, wie wollen wir gesellschaftlich leben? Und auf Basis dessen müssen diese Regeln entstehen.
Deswegen mein Wunsch, bitte lasst uns darüber diskutieren. Ich wünsche mir einen breiten Diskurs zu diesem Thema, weil das grundlegend ist für unsere demokratische Struktur und unsere Meinungsfreiheit, Redefreiheit und all das, was Mark Zuckerberg sich ja auch wünscht. Da sind wir ja alle einer Meinung. Das wünschen wir uns ja alle.
Punkt. Und jetzt kommen wir jetzt praktisch. Also Alex, du hast einiges zusammengefasst. Es gibt einen Blogartikel dazu. Ich bin sehr dankbar, weil dann kann ich den einfach teilen. Sag mal konkret, was warst du auf der Agenda?
Alexander
Genau. Also zu dieser Folge werden wir auch noch so eine kleine Checkliste auf dem Blog veröffentlichen, auf dem AllSocial.de Blog. Was heißt es eigentlich für mich, was bedeutet es für meine tägliche Arbeit im Social Media Management? Und zunächst mal rechtlich gesehen, würde ich jetzt mal sagen, erstmal wahrscheinlich wenig, weil der Digital Services Act, das ist ja hier in dem Fall die Rechtsgrundlage, die betrifft vor allem diese Plattformen.
Allerdings muss man sich jetzt trotzdem, wenn man eben professionell auf Social Media unterwegs ist, sich Gedanken machen. Wie steht man selbst zu dieser Debatte? Will man selbst gegen Desinformation und Fake News vorgehen? Und man muss einfach sich, das finde ich so wichtig, man muss sich einfach bemusst machen. Und auch gerade für jüngere Generationen. Social Media wird immer mehr zum Leitmedium und wird immer mehr zum wichtigsten Medium für die Informationsgewinnung und Meinungsbildung.
Und wenn man auf Social Media ist, ob man will oder nicht, trägt man irgendwie natürlich unterschiedlichen Graden, aber dazu bei. Und das finde ich wichtig. Und wenn man eben so einen Social Media Account professionell beantwortet, dann ist auch schon die Frage mit den Inhalten.
Weil hier auf die inhaltlichen Seite, da kann dann sein, dass euch der Digital Service Act auch schon betrifft, weil er sagt ja, diese Plattformen müssen stärker gegen die Verbreitung von rechtswidrigen Inhalten, zum Beispiel Desinformation, aber auch Inhalte, die das Urheberrecht verletzen, verstoßen vorgehen. Und dann kann natürlich sein, dass Inhalte von euch betroffen sind und entfernt werden. Und dann muss man halt gucken, wie ist man da konform.
Das ist so die erste praktische Implikation. Da führt kein Weg dran vorbei. Man muss sich in Zukunft auch einfach mehr rechtlich mit diesen Sachen auseinandersetzen. Also, was gibt es eben an rechtlichen Grundlagen?
Genau, also vor ein paar Jahren noch, da war das Wichtigste, wie kriegen wir Reichweite, wie bauen wir Community auf, aber ich glaube auch gerade durch KI-Anwendungen und was weiß ich, also ich glaube die Rechtskomponente, die wird immer, war schon immer wichtig, aber sie wird immer wichtiger, dass man im Social Media Menschen zumindest so ein gewisses Grundverständnis dafür hat.
Nicola
Ich würde auch unter dem Stichwort Claiming allgemein, weil es gibt wahnsinnig viele Inhalte, die auch so geclaimt werden, aus verschiedenen Gründen, weil der Sound oder weil in dem Video irgendwelche Inhalte drin sind. Das Stichwort Claiming. Und da fallen natürlich auch Inhalte rein, die ja nicht den Standards entsprechen. Aber es ist immer ehrlich, da muss schon auch viel drin sein, was nicht so konform ist.
Alexander
Absolut, wobei mit KI, wenn es schön mit KI im Bild geht, kann es natürlich sein, dass du gleich zig Urheberrechte verletzt hast.
Nicola
In die Richtung, nein Urheberrecht, aber ich meine jetzt zum Thema Zuckerberg und Faktencheck und so. Also ich glaube unterm Strich sind wir doch alle einer Meinung, wenn ich Fake News verbreiten würde, dann ist es vielleicht aktuell einfacher, aber ist es auch eine eigene Verantwortung,
Möchte ich das? Muss ich das? Hat es Konsequenzen, wenn ich das tue? Im Gegenteil, muss ich vielleicht eher aufklären? Und das sind Dinge, die man sich als Unternehmen oder als Agentur fragen muss. Generell, unabhängig von irgendwelchen Faktenchecker in den USA.
Alexander
Genau, und da finde ich so das Rechtliche, das ist so wichtig, dass man so ein rechtliches Grundrauschen verfolgt und da so eine gewisse Grundkompetenz aufweist. Ich glaube, da führt kein Weg dran vorbei. Aber viel wichtiger für die praktische Arbeit, wenn jetzt eben so Faktenchecker verschwinden oder diese Community-Notes auftauchen, ist die Arbeit noch viel mehr mit der eigenen Community.
Genau. Und dann, was, was, glaube ich, viel mehr praktische Auswirkungen hat, ist nochmal der Umgang mit der eigenen Community. Bisher ist Community-Management so, ja, wie bauen wir eine Community auf? Wie kommunizieren wir mit ihr? Aber so Fake-News und Desinformationen, die sind halt sehr oft in User-Generated-Content versteckt. Und man muss, glaube ich, noch viel bewusster mit nutzergenerierten Inhalten umgehen, also dass man seine Mitarbeitenden dahingehend schult.
Dass man auch echt mal in die Social Media Strategie das einbaut oder irgendeine Richtlinie. Wie gehen wir wirklich mit user generated Content konkret um, wenn er solche Sachen beinhaltet? Also nicht Beleidigungen, Verstöße gegen Persönlichkeitsrechte oder auch Verstöße gegen Datenschutz. Man muss noch viel mehr den Punkt User-Generated-Content bewusster beachten, wenn man Community Management macht.
Nicola
Vielleicht da auch nochmal ein Hinweis, was auch jetzt schon stattfindet. Also zum Beispiel bei Briefings an Creator. Also ich habe regelmäßig ja auch Creator-Briefings vorliegen oder man ist da auch involviert. Da sind ja schon auch Hinweise drin, so inhaltlich, wenn es um Produkte geht, was darf man sagen, was darf man nicht sagen.
Und dann auch nochmal die Freigaben. Wurde da was Falsche, Informationen irgendwie gegeben. Also ich finde es wahnsinnig wichtig bei den Briefings, gerade auch wenn es natürlich um werbliche Inhalte geht, aber auch allgemein, dass man ein Fach da sensibilisiert. Und in der Regel geschieht das auch schon. Das ist nichts, was nicht passiert.
Aber das glaube ich auch bewusster zu machen, dass das ein wichtiger Bestandteil ist. Das ist Faktencheck.
Alexander
Genau, also es passiert schon, wie du sagst, aber eben nochmal, finde ich, so ein neues Bewusstsein für User-Generated-Content, nicht nur, sag ich mal, durch Social Media Marketing absichten, wie ist die Markenreichweite, wie ist die Tonalität unserer Brand, wie wird über uns gesprochen. Es ist auch ein bisschen, glaub ich, das Social Media Monitoring, hast du ja auch mal im Vorgespräch gesagt, man muss auch beim Social Media Monitoring das von der anderen Seite sehen. Bisher ist Social Media Monitoring immer so, wie wird unsere Marke dargestellt, wie wird über uns kommuniziert.
Jetzt muss man auch gucken, hey, was passiert, wenn wir Teil von diesen Fake News und Desinformationen werden? Wie gehen wir denn damit um? Welche Mittel können wir dagegen einlegen? Wie sollen wir überhaupt angemessen damit vorgehen?
Nicola
Absolut. Ich glaube, bei großen Unternehmen ist es eh schon ein großer Prozess. Also ich glaube, bei den kleinen Unternehmen ist es jetzt oder bei kleinen, weiß ich, Destinationen und so weiter ist es nicht so schlimm in Anführungsstrichen. Aber bei großen Unternehmen ist es ja auch schon der Fall. Also das sind ja Verleumdungen, die gemacht werden. Ich meine auch prominente Menschen.
Die haben tagtäglich damit zu tun, dass Deepfakes, also es geht nicht nur um Deepfake-Porns, sondern auch Deepfake-Informationen, die einfach schwer ist, danach zu gehen. Aber das ist ja auch schon Realität, unabhängig von den Faktcheckern, weil genau das ja stattfindet. Und ich finde, das eine ist dieses Thema Strafbarkeit. Also ich finde, das ist ein anderes Thema, da können wir halt nicht viel machen, außer uns politisch irgendwie dafür einsetzen, dass es auch verfolgt wird. Also ich weiß nicht, ich kenne diverse Moderatorinnen vor allem, die regelmäßig Anzeige erstatten und es passiert eigentlich nichts, muss man leider sagen.
Und auch von Medienplattformen haben wir auch regelmäßig Anzeige erstattet, wenn Moderatorinnen Morddrohungen erhalten, passiert halt nichts. Ich finde, das ist ein Riesenpunkt, wo nachgeschärft werden muss. Das eine ist direkte Hassrede, aber das andere sind halt auch Fake News, dass falsche Informationen über die Personen verbreitet werden. Das geht mega schnell, das passiert auch.
Nicola
Ich glaube, da ist der Punkt aber vor allem auch, das werden wir auf einer anderen Ebene, einer anderen Stelle, wenn wir auch Entwicklungen sehen. Wir hatten es schon mal, glaube ich, indirekt angesprochen, das Thema Claiming und die Claiming der eigenen Persönlichkeitsrechte. Und genauso ist es Claiming der Firmenrechte. Und das wird ein richtig spannendes, großes, wichtiges Thema, dass ich mich schützen kann davor. Und ich glaube, das wird ein ganz großes Thema, wie wir uns schützen werden müssen.
Alexander
Absolut. Und was ich genauso wichtig finde, du hast auch gerade schon ein bisschen angesprochen. Jetzt haben wir so über die Fake News geredet, über, sage ich mal, konkrete Fake News Inhalte. Also was passiert, wenn zum Beispiel im User-Generated-Content Fake News und Desinformationen verbreitet werden? Aber ich glaube auch, knüpfen wir den Anfang mit dieser Diskussion auf LinkedIn, ich glaube schon, dass auch die eigene Community noch Zielgruppen, so wie es zum Beispiel auch so bei Themen wie Klimaschutz oder eben offene Gesellschaft oder eben tolerante Gesellschaft, die Zielgruppen erwarten ja immer mehr von Marken oder Unternehmen, sich klar zu positionieren.
Und ich kann mir schon auch vorstellen, und das ist auch eine konkrete Implikation für die tägliche Arbeit im Social Media Management, dass die Communities in Zukunft auch Klarheit erwarten. Wie stehen eigentlich Marken, Unternehmen zu eben Fake News, Desinformation? Also wie stehen sie überhaupt zu diesem Thema Meinungsfreiheit, Meinungsbildung auf Social Media?
Und da hatten wir auch uns ein interessantes Zitat bekommen, das würde ich jetzt schon mal erwähnen. Es ist von Kathy Link, sie ist Head of Brand bei der Influencer Plattform Kolsquare. Und sie hat Folgendes gesagt: “Für uns bei Coal Square ist die Schlussfolgerung klar. Wir werden uns noch stärker für globale Standards und strenge Regulierungen im Bereich sozialer Medien einsetzen. Unser Ziel ist ein Internet, das Fairness, Transparenz und Respekt für alle Nutzer:innen gewährleistet.”
Finde ich ein ganz starkes Statement, weil ich finde es wichtig, dass sich Marken da auch in Zukunft positionieren, weil trotzdem profitieren sie auch so wie Social Media jetzt ist, zum Beispiel durch eben Social Ads und so und da profitieren sie auch wie die Algorithmen aufgebaut sind und da bin ich mal gespannt, was da auch folgen wird, aber ich kann mir echt vorstellen, dass Communities und Zielgruppen in Zukunft eben nicht nur sagen, wie steht ihr zu Themen wie Klimawandel, diverse Gesellschaft, sondern dass sie auch eben mal Unternehmen und Marken genau darauf abklopfen, wie steht ihr zu offener Diskussionskultur, freier Meinungsbildung, Äußerung, aber auch eben Transparenz und Offenheit in der Kommunikation.
Nicola
Letztlich wäre das aber ein Ergebnis von einem gesellschaftlichen Diskurs. Und ich finde es interessant, ich bin gespannt, wenn man halt die Entwicklung jetzt sieht, auch in den USA, dass viele Unternehmen ja ihre Diversity-Standards zurücknehmen, dass sie ihre Climate Change-Ziele zurücknehmen aufgrund dieser politischen Situation. Ob das in Europa auch passieren wird, bzw. gerade oder eben nicht. Aber Ende ist es immer ein Spiegel der Gesellschaft. Da, wo der gesellschaftliche Druck da ist, werden entsprechende Erwartungen da sein.
Und das hoffe ich natürlich oder wünschen wir uns natürlich, dass man gesellschaftliche Erwartungen hat, dass man eine freie Meinungsäußerung. Also den Wunsch hat ja jeder offensichtlich, also in jedem politischen Lager ist das fest der einzige Konsens, der wirklich da ist, oder? Also total links oder total rechts. Wenn sie sich einig sind, ist Meinungsfreiheit. Das finde ich voll witzig. Also das ist so die einzige politische Forderung, wo sich alle einig sind.
Wie die dann ausgestaltet wird, ist noch mal was anderes. Aber da ist man sogar über den Teich sich einig, dass man Rede- und Meinungsfreiheit möchte. Und wer weiß, also wenn da der gesellschaftliche Druck entsprechend hoch ist, dann wird es nachgeschärft. Aber letztlich ist das wie bei allen solchen Sachen, auch Diversity und anderen Themen wie Klimaschutz, wenn gesellschaftlich da kein Wille da ist, dann wird der Druck nicht da sein, dass Unternehmen danach schärfen.
Alexander
Absolut. Wie du sagst, je höher der Gesellschaftsdruck, umso mehr warten die Leute, dass sich Markenunternehmen auch positionieren. Also die Zeiten, in denen man einfach neutral durch die Welt gehen kann, ist im Zeitalter von Social Media eben auch durch die Art und Weise, wie man auf Social Media kommuniziert, nicht mehr möglich.
Das führt mich zum letzten Punkt: Die Auswahl der Social Media Präsenzen. Bisher war die Entscheidung, auf welchen Plattformen wollen wir vertreten sein, eine rein wirtschaftliche oder kommunikative. Auf welchen Reichweiten haben wir für unsere Brand die meiste Reichweite? Auf welcher Plattform können wir unsere Zielgruppen am besten erreichen? Aber die Entscheidung, jetzt auf einer bestimmten Social Media Plattform zu sein, wird politisch, sieht man jetzt ja an X, wo ja viele Unternehmen, Organisationen und Einrichtungen sagen, wir verlassen das und auch oft mit einer sehr großen mit einem sehr großen Statement bekannt geben. Vor kurzem haben mehrere Hochschulen in Deutschland…
Nicola
60 Hochschulunis. Und wir haben gleich mal geguckt, hat die Uni Mannheim auch was gemacht? Aber die Uni Mannheim war nie auf X. Die muss es nicht zurückziehen. Die war nicht.
Alexander
Dann muss sie auch nicht zurückziehen. Und ich glaube halt eben, dass auch zunehmend muss man auch eben argumentieren aus solchen politischen Gesellschaften, warum sind wir überhaupt auf einer Plattform oder wollen wir auf dieser Plattform überhaupt noch vertreten sein. Und bisher war das eben mal so eine klassische Social Media Management Frage, wo haben wir die beste Reichweite, wo können wir mit unseren Zielgruppen am besten kommunizieren, wo können wir unsere Produkte am besten verkaufen. Und diese Frage, die wird jetzt halt meiner Meinung nach politisch.
Nicola
Also ich meine, mit X, glaube ich, wurde diese Zeitenwende ja auch schon eingeführt. Also dass man, gerade wenn man berät, also wenn man Unternehmen berät, gibt es die Frage auch an mich, wurde die öfter schon gestellt, sollen wir von der Plattform gehen, sollen wir auf eine gewisse Plattform eine Präsenz zeigen. Das ganze Politische war nie völlig ausgeklammert.
Aber ich sag mal so, Meta war da recht safe bzw. gerade. Es gab schon auch immer Diskussionen, auch mit Facebook, ist das irgendwie noch relevant und so. Aber politisch gesehen war Meta-Plattform ja so, dass man gesagt hat, naja, wir können damit leben, politisch.
Der Werbeanzeige, der Anzeigenminister funktioniert einigermaßen und damit ist es irgendwie okay. Aber auch das hat natürlich ein Frage sein, ja klar. Und ich denke, es wird spannend für die Unternehmen, die ihr Businessmodell sehr stark an die Drittplattform geknüpft haben. Also Unternehmen, die sehr oder auch Influencer, die halt sehr, sehr stark abhängig sind von der Plattform.
Das ist immer gefährlich gewesen, aber auch da wird sich der eine oder andere fragen müssen: Wie kann ich das verargumentieren? Aber wir hatten das auch mit anderen Plattformen, ob das funktioniert. Also keine Ahnung, ob ich bei V-Kontakte irgendwie aktiv bin. Keine Ahnung. Das muss ich mir auch überlegen, wenn ich im russischen Markt aktiv sein möchte.
Oder wenn ich im chinesischen Markt aktiv sein möchte, ob ich dann Sinawebo oder Tencent oder weiß nicht, wo unterwegs bin. Da haben wir das ja auch schon. Das ist ja nicht nur jetzt in unserer sehr gemütlichen westlichen Bubble. Aber es ist schon ein Punkt, dass es gerade so ein großer Marktplayer jetzt betrifft. Und das wird man sich intern fragen müssen. Klar, bei dem einen oder anderen wird es auch eine Frage sein.
Alexander
Und ich glaube also, das ist einfach mal ein Blick in die Glaskugel, was dann wirklich kommt. Das kann man immer schlecht vorher sagen, aber ich denke halt schon, diese Plattform, gerade in Hinblick auf die nächste Abenteuer von Donald Trump, werden jetzt schon versuchen, solche Einrichtungen wie Community Notes, Faktenchecker einzuschränken, rückzubauen, weil natürlich je extremer der Inhalt, umso mehr werden diese Inhalte vom Algorithmus belohnt.
Und das wiederum trägt auch zu der Spaltung der Gesellschaft bei, dass eben diese radikalen Beiträge einfach viel mehr Reichweite kriegen. Und das wiederum hilft den Plattformen zu mehr Reichweite und Aufmerksamkeit, also belohnen die das ja. Und ich glaube schon, dass die halt versuchen, so viel wie es geht, diese Regularien abzubauen.
Deswegen werden wir auch wahrscheinlich jetzt in den nächsten vier Jahren viele Angriffe von den USA auf den Digital Service Act erleben. Also wie gesagt, es ist halt mal eine Zukunftsprognose. Und da muss man halt schon eben als Social Media Manager und Managerin schon fragen, wie gehen wir damit um? Weil ich würde schon sagen, wahrscheinlich werden Fake News und Desinformationen auf Social Media in den nächsten vier Jahren noch viel mehr zunehmen.
Nicola
Ja, Wunsch ist natürlich immer, dass es weniger wird, damit man halt einfach auch normal arbeiten kann. Also ich finde, es geht ja wie bei X auch um eine normale Arbeitsgrundlage. Und wenn ich halt nicht mehr in meine Accounts komme oder fürs Unternehmen nicht gewährleisten kann, dass ich da sicher Zugang habe, aber auch ein Umfeld habe, wo ich nicht in eine Fake-News-Bubble gerate, dann werden, das ist eine Abwägungssache, so am Ende des Tages, wie viel ist es einem das Wert?
Und das sind natürlich so Dinge, die, ja, die wird man sehen, wie sich das entwickelt. Aber kannst du nochmal ganz konkret die drei Punkte ganz kurz zusammenfassen, also welche drei Maßnahmen, also was machen wir denn jetzt? Sag doch mal. Was machen wir denn?
Alexander
Also nochmal, das ist schön zusammengefasst alles, also dass man sich schon ein bisschen mehr in Zukunft mit solchen rechtlichen Regulierungen wie dem Digital Services Act auseinandersetzen muss. Dann, dass man auch seine Mitarbeitenden ein bisschen schult, uns auch sich selbst Fragen stellt, wie nehmen wir es in die Strategie und unsere Richtlinien auf, der Umgang mit User Generated Content, dass man da eben auch einen bewussteren Umgang an den Tag legt.
Dann eben, dass man auch nach außen kommuniziert. Warum ist man auf gewissen Social-Media-Präsenzen aktiv? Warum entscheidet man sich für oder gegen eine Plattform?
Und dass man eben sich auch klar gegenüber den Communities positioniert zu diesem Thema. Meinungsfreiheit, Fake News, Desinformation und so weiter. Also wir werden in Zukunft viel mehr über die Kommunikation an sich kommunizieren. Und ich glaube, da warten die Communities in Zukunft noch viel mehr Klarheit, so wie bei anderen manchen Themen auch.
Nicola
Ja, bleibt spannend. Also ich finde es schon mal extrem gut, für sich das hinterfragen, auch an euch, die das hört, hinterfragt es, ob ihr das teilweise nicht schon macht. Also ich denke, es gibt große Unternehmen und Agenturen und auch kleine Unternehmen, die das ja auch schon machen, die auch sagen, hey, in meiner Community, da reden wir nicht über politische Inhalte, in meiner Community ist nur Positivität erlaubt, wie auch immer. Und ich glaube, das kann man durchziehen.
Ich glaube, das ist möglich und das wird aber spannend. Also gibt es dann irgendwo eben doch noch stärker eine Gruppenbildung in diesem geschützten Raum, den ich biete, werden Diskussionen stattfinden oder wie funktioniert das? Sind die Plattformen ein Ort, wo ich gerne hingehe oder passiert halt genau das Gegenteil, dass die Plattformen irgendwann ab einem gewissen Punkt einfach unerträglich sind?
Das erleben wir eben bei X, dass es irgendwann einfach anstrengend ist und dass man dann sich überlegen muss, will man das als Business überhaupt machen? Das ist anstrengend. Und ich glaube, das werden die Punkte sein. Also werden wir mal abwarten. Neta selber ist natürlich opportunistisch. Also deswegen ab einem gewissen Punkt, wenn wir sehen, was passiert, ob das die Plattform, bis die Stimmung verändert oder ob es eben so eine gewisse Bubblebildung gibt.
Alexander
Also ich erwarte da von den Plattformen eher weniger, das muss eben aus der Community rauskommen und deswegen finde ich es auch einfach wichtig, dass man sich damit auseinander setzt. Wenn man zum Beispiel halt im Internet liest man so viel, zum Beispiel gerade den Digital Services Act, dass der Zensur ist und so und wir hatten so in der letzten Folge klar, wie man ihn letztlich gestaltet, muss man…
Nicola
… muss man diskutieren.
Alexander
Genau, aber man sollte sich trotzdem einfach mal damit, also zumindest mal, es gibt eine Zusammenfassung auf der Seite der EU-Kommission, auch auf Deutschland, man kann ohne Probleme zu gucken, was sind eigentlich die Kerlinhalte, und dass man sich mal damit auseinandersetzt und nicht einfach auf jeden Post aufspringt, der dann sagt, das ist eine Zensurmaßnahme von dieser EU-Diktatur da oben, also das ist falsch.
Nicola
Auch wie er zustande kam. Alle Social Leute, die uns hören, die lange im Business sind, wissen, wie viele Jahre gerade aus unserer Bubble die Forderung kam, dass die Politik endlich mal sich bewegen soll. Also es ist nicht so, dass der Service Act irgendwie oder solche Maßnahmen einfach so schnell entschieden wurden. Im Gegenteil.
Gerade in Deutschland ist die Regierung nicht so pushy, was das Thema angeht und es war hart gefordert, dass da was passiert und das darf man nicht vergessen. Es ist nichts, was einfach so ganz schnell passiert ist. Es war ein mühsamer Prozess, es war viel Druck da und dass die Politik sich bewegt und jetzt müssen wir ihn gestalten.
Und ich glaube, auch jeder hier im Social Business, jeder, der auf der Plattform arbeitet, und das tun wir gerne, weil wir lieben halt Social, glaube ich, ist auch angehalten, das zu gestalten und mitzumachen und das nicht einfach über sich gehen zu lassen, sondern eben auch mit anderen zu diskutieren.
Was für einen Raum wollen wir denn? Wie wollen wir denn die Plattformen gestalten? Ich glaube, das ist voll wichtig. Und ich hoffe vielleicht, dass das auch mit, ich sehe es gerade auch in der Diskussion mit Jüngeren, dass die sich durchaus bewusst sind, was Social Media anrichten. Und die wollen aber trotzdem nicht weg. Die wollen auf den Plattformen kommunizieren. Aber ich glaube, es wird ganz wichtig, dass man sich die Frage stellt, wie gestalten wir das? Und das können wir. Wir sind im Business. Das ist unser Job. Definitiv.
Alexander
Absolut, aber es muss aus der Community kommen. Wir sehen die Plattformen da selber, die werden sich da nicht ändern und wenn dann echt nur auf großen politischen Druck. Deswegen ist es echt eine Arbeit fürs Community-Management.
Nicola
Ja, und für uns alle, die auch Strategien schreiben, die aber auch Einfluss haben auf Unternehmen, auf Unternehmensstrategien, aber umso wichtiger, dass man da am Ball ist, dass man ungefähr weiß, wohin sich die Dinge bewegen. Und deswegen bin ich auch voll froh, Alex, dass wir jede Woche reden, weil immerhin muss ich mich auch zwingen, dann am Ball zu bleiben. Das ist ja gut.
Alexander
Sehr schön. Dankeschön. Die nächste Folge kommt wieder was frisches, luftiges, leckeres zur Mittagspause.
Nicola
Gut, ja, ich freue mich, dass wir auch hier ernstere Themen besprechen können. Ich hoffe, die nächste Folge wird ein bisschen lockerer wieder, aber danke, Mark. Danke, Mark, dass du uns gleich zu Jahresbeginn eigentlich so einen Procken hingelegt hast. Super. Ich hätte mir mal was Leichtes gewünscht. Es gab echt lustige, spannende, leichte Themen, aber ist okay, jetzt machen wir die nächste Folge.
So ist es. Und dieser schwere Happen zu Jahresbeginn, ich muss erstmal Sport machen jetzt. Also schrecklich. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, Alex. Und euch da draußen wünsche ich, ja, fürs neue Jahr definitiv Mut und Zuversicht und lasst den Kopf nicht hängen, weil wir haben einen schönen Job und wir können gestalten. Und daran sollte man sich doch irgendwie ein bisschen festhalten können.
Alexander
Das stimmt! Macht’s gut!
Nicola
Also, bleibt social, bleibt cool. Wir hören uns nächstes Mal wieder, wenn’s heißt. Feed & Fudder. Essen ist angerichtet. Ciao!