– Gastbeitrag von Johannes Nagl –
Die alljährlich stattfindende F8 Konferenz ist für Entwickler/innen vergleichbar mit Weihnachten. In den Tagen davor mutmaßt man, welche Geschenke man bekommt und am Tag X versammelt sich die ganze (Entwickler-)familie vor dem Livestream, um dem Weihnachtsmann zu lauschen. Während die Jüngeren von uns gleich nach der Bescherung alles auspacken und ausprobieren, lesen die Älteren von uns schier unendlich lange Dokumentationen/Manuals.
Da ich bereits zur älteren Generation gehöre, habe ich für euch ausführlich die Dokumentationen studiert und kann euch nun alle (relevanten) Neuigkeiten berichten – wobei ich bewußt die Themen Live API und Messenger Bots ausnehme – über diese wurde ja bereits ausführlich berichtet.
Während mancherorts enttäuscht darüber diskutiert wird, dass für die Kern-Schnittstelle wenig Neuigkeiten präsentiert wurden, sehe ich dies als sehr positives Zeichen. Letztlich zeigt die vielbeachtete 10-Jahres-RoadMap, dass Facebook.com (und somit auch die Graph API) lediglich ein Teilaspekt des Plans ist. Das Grundgerüst des Ökosystems sozusagen. Es ist also ein positives Zeichen, dass der bereits 2014 angekündigte Fokus auf Stabilität weitergeführt wird.
Für spezialisierte FB-Apps (zB Page Management) gibt es dennoch erfreuliche und absehbare Nachrichten: Reaktionen auf Posts können nun endlich ausgelesen werden! Für viele Page-Admins ist dies eines der meist gewünschten Funktionen, die der Graph API bisher gefehlt hat. Darüber hinaus können Page-Administratoren nun Notizen zu einzelnen Usern verfassen, bzw. Labels/Tags für User vergeben.
Gute Nachrichten für die breite Masse an Entwickler/innen bzw. deren Apps: Keine nennenswerten Funktionen werden in der Graph API 2.6 eingestellt. Somit müssen unmittelbar keine Änderungen durchgeführt werden. Verwendet ihr heute schon ausschließlich HTTPS für alle Webhooks und habt “publish_actions” Permissions für den Feed Dialog, könnt ihr euch beruhigt bis zum nächsten Weihnachten, das für Entwickler/innen bereits in fast einem Monat stattfindet, zurücklehnen.
Große und interessante Neuerungen für alle Entwickler/innen gab es natürlich trotzdem. Diese fanden heuer jedoch abseits der API Schnittstellen statt: Mit den gestern veröffentlichten Erweiterungen im Tooling / Support ist für mich eines klar: Es war noch nie besser/einfacher Facebook-Entwickler/in zu sein. Warum?
API Upgrade Tool
Wird nun mehr eine neue API Version vorgestellt, kann man mit dem API Upgrade Tool sofort erkennen, welche API-Anfragen zukünftig angepasst werden müssen, und mit welchen Änderungen zu rechnen ist. Fazit: Absoluter Timesaver für langfristige Projekte!
New App Dashboard / New Rate Limiting
Das App Dashboard bekam einige neue Funktionen spendiert, der Überblick über alle App-Einstellungen, etwaiger Alerts und die angebundenen App Insights sind beispiellos. Neu im Dashboard ist auch ein Informationsbereich zum Thema “Rate Limiting”.
Dieses kleine Diagramm wird für viele Entwickler/innen das größte Weihnachtsgeschenk sein – wie die vielen Reaktionen dazu in der offiziellen Developer-Gruppe auf Facebook zeigen.
Durch Änderungen am Rate Limiting (= “Limitierung an API-Calls pro App / pro Zeiteinheit”) ist es nunmehr möglich
a) zu sehen, wie weit man von einem Limit entfernt ist, b) eine Information darüber zu erhalten, BEVOR ein Limit eintrifft, c) dynamische Erhöhungen der Limits basierend auf der App / Abfragen zu erhalten.
Bis zum gestrigen Zeitpunkt war es für Entwickler/innen großer Applikationen oftmals sehr schwer abzuschätzen, wann/ob ein Rate Limiting eintreten wird. Die ewige Angst ist somit hoffentlich Geschichte.
Lokalisierte Dokumentationen
Während die vorangegangenen Themen eher die “Hardcore”-Entwickler/innen freuen wird, gibt es auch für Einsteiger/innen sehr erfreuliche Nachrichten: Alle technischen Dokumentationen stehen nun in 16 Sprachen zur Verfügung! Für alle langjährigen allfacebook.de Leser besonders interessant:Dieses Projekt wurde von Stephan Alber, ehemaliger Gast-Autor bei allfacebook.de, der nun seit knapp einem Jahr bei Facebook arbeitet, (mit) umgesetzt/konzipiert.
Zusammenfassung:
Facebook hat in den letzten Jahren sicherlich das professionellste Umfeld für Entwickler/innen erschaffen. Während Twitter durch Policy-Changes die Entwickler/innen-Community nachhaltig verstört hat und Google keinerlei namhaften/raschen Support (in Bug Trackern) anbietet, ist die “Developer Love” bei Facebook an allen Ecken zu spüren. Ein übersichtlicher Bug Tracker, rasche Antworten und Fixes auf erstellte Bug-Reports, sehr übersichtliche (und nunmehr mehrsprachige) Dokumentationen, exzellente Developer Gruppen auf Facebook und hilfreiche Tools wie der Graph API Explorer, Token/URL-Debugger: Jede andere Firma* tut gut darin sich an Facebook ein Beispiel zu nehmen.
Seht ihr das ähnlich? Was fehlt Entwickler/innen heutzutage, wenn sie mit Facebook-Entwicklung anfangen/durchstarten möchten?
*) gleiches gilt für Instagram, obwohl das Netzwerk bekanntlich Teil von Facebook ist
Image Credits: Melody Smart @ Shutterstock.com
Über den Autor
Johannes Nagl ist technischer Leiter von „Swat.io„, einer Social Media Management Lösung für Teams. Die Wiener Social-Software-Firma ist im Facebook Marketing Partners Programm gelistet.