Sie kennen es wahrscheinlich auch, dieses ewige schlechte Gewissen, wenn man Facebook nutzt. Dieses kleine Teufelchen, das auf der linken Schulter erscheint und flüstert: „Verkaufe Dich nicht!“. Kurz darauf kommt das Engelchen im weißen T-Shirt mit blauem „f“-Aufdruck, schubst den Teufel den Rücken hinunter in die Tiefe und flüstert in leisem, aber sehr bestimmten Ton: „Tu es! Jetzt!“.
Bei diesem kleinen Gewissenskonflikt spielt weniger die Facebook-Nutzung als solche eine Rolle, mit mangelndem Datenschutz, dem Speichern von längst gelöschten privaten Nachrichten und Co. haben wir uns längst abgefunden – obwohl wir das natürlich nie zugeben würden. Eigentlich sind es doch die Anwendungen – gerne auch Apps genannt -, die uns das Leben schwer machen. Nicht unbedingt, weil wir sie selbst nutzen, sondern weil jeder unserer, nennen wir sie einfach mal „Freunde“, unsere Daten ebenso gut verkaufen kann, wie wir selbst.
So kommt es dann, dass plötzlich jemand wieder „eine Frage über Dich beantwortet“ hat, oder man nachschauen soll, „wer am besten zu Dir passt“. Das ist nicht nur genauso nervig wie „Dein Freund hat keine Hobbys und braucht einen Ziegelstein, um seine CityVille-Stadt weiterzubauen“, sondern noch ein Vielfaches trauriger, dass so wenig der eigenen Kontakte die Permissions beachten, die sie den jeweiligen Spielen zusichern. Abhilfe schafft übrigens ein Blick in die Privatsphäre-Einstellungen, wo man nicht nur oberflächliche Pflichteinstellungen treffen kann, sondern auch seine Daten vor dem Verkauf durch die eigenen Freunde sichern kann. Dazu sollte man auch mal in den Anwendungseinstellungen vorbeischauen, um seinen eigenen „Verkauf“ bei Bedarf etwas einzudämmen.
Aber auch wenn die Diskussion uralt ist und tragischer Weise vom eigentlichen Ziel von Facebook, Menschen zu verbinden, ablenkt, sind wir mal ehrlich: Macht es uns noch Angst, dass wir weltweit bei einzelnen Firmen und Entwicklern bis auf die sexuelle Orientierung ausspioniert werden? Nö. Genauso wenig, wie wir die AGBs von Facebook lesen oder uns einen Kopf über unser Verhältnis zu Google machen. Datenschutz? Nur lästiges Gerede von Politikern, die im gleichen Atemzug Wörter wie „Netzgemeinde“ oder „Netzkompetenz“ verwenden? Nun, in Zeiten von Social Media ist die Privatsphäre zwar nicht mehr so eng zu sehen, wie in den 1950er Jahren, ein paar Hirnzellen dürfen wir aber doch mal für die Folgen, beispielsweise die personalisierte Werbung und deren Beeinflussung verschwenden. Was bei diesem Gedankengang rauskommt, darf dann natürlich auch gerne bei Facebook gepostet werden!
In seiner wöchentlichen „AllFacebook.de“-Kolumne „Draufgeklickt!“ geht der freie Journalist Tobias Gillen jeden Freitag auf News, Probleme, Konkurrenten und Innovatives aus der Welt des Mark Zuckerberg ein.
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