Die Anzahl der Facebook-User, die die Plattform zu einem Großteil nur noch über ihr Smartphone nutzen steigt stetig. Passend dazu gibt es in der aktuellen W&V Ausgabe das Titelthema „Wie das Smartphone das Marketing verändert“, welches sich mit der Bedeutung der Smartphone-Nutzung in Bezug aufs Marketing beschäftigt. Auch Facebook ist sich diesem Trend natürlich längst bewusst und hat „Mobile“ unternehmensintern als Topthema auf der Agenda.
Daher erhält das Thema auch Einzug in die Facebook-App-Entwicklung: So implementiert das Facebook-Team neue Möglichkeiten Facebook-Anwendungen auch in den nativen Smartphone-Apps zur Verfügung zu stellen. Seit einiger Zeit gibt es dazu in den App-Settings die Möglichkeit auch eine Handy-Web-URL für seine Anwendung einzutragen. Doch was genau bewirkt dieses Feld überhaupt und was hat sich Facebook dabei gedacht?
Die Antwort ist eigentlich naheliegend. Mit dem großen Update der Facebook-Mobile-App vor einiger Zeit, bei dem der Grid-View zugunsten des seitlich liegenden Aufklapp-Menü geopfert wurde, gibt es die Möglichkeit direkt nach Apps zu suchen und diese auszuführen. An diesem Punkt kommt die oben erwähnte URL aus den App-Settings zum Tragen. Ist sie nicht gesetzt, wird die „normale“ Canvas-URL der App aufgerufen, was dann oft zu einer mehr als unschönen Darstellung der App auf dem Smartphone führt. Ist nun aber das Feld mit der Handy-Web-URL gesetzt, so wird auf dem Smartphone die hinterlegte Website aufgerufen. Das gleiche gilt übrigens für den Aufruf der App über die mobile Website m.facebook.com.
Das bedeutet: Entwickler haben nun die Möglichkeit mobile Facebook-Web-Apps zu entwickeln, die direkt in der nativen Facebook-App ausgeführt werden.
Was bedeutet das aber jetzt für uns Entwickler?
Grundsätzlich gibt es uns die Chance die Nutzer auch über ihre Smartphones komfortabel mit unseren Apps interagieren zu lassen. Das bedeutet natürlich, dass man die mobile Version der App funktional mit der Canvas-App gleichsetzen muss. Ergo bedeutet es einen größeren Aufwand und somit mehr Kosten bei Konzept, Design und Realisierung. Allerdings: wenn man die immer höher steigende mobile Facebook-Nutzung im Hinterkopf behält, bringt die Möglichkeit mobiler Facebook-Apps natürlich auch eine Menge Potenzial auf eine intensivere Nutzung der eigenen Apps mit sich.
Was für technologische Möglichkeiten gibt es?
Den Frontend-Entwickler wird es sicherlich freuen, denn er kommt nun in den Genuss mobile Web-Apps entwickeln zu können, bei denen er auf die geballte Kraft von HTML5 und CSS3 setzen kann. Auch Frameworks wie jQuery Touch, Sencha-Touch und andere können hier ihr volles Potenzial ausschöpfen. Ob normal aufgelöste Displays oder Retina-Auflösung, alles kann bedient werden… Willkommen in der schönen neuen Welt… Zumindest bis zu dem Punkt, an dem man anfängt den Anspruch zu stellen, dass die eigene Web-App auch auf älteren Android, Blackberry oder Windows Mobile Geräten laufen soll.
Ressourcen zum Thema HTML5 und CSS3:
- Mobile-Browser HTML5/CSS3 Support: www.mobilehtml5.org
- HTML5 und CSS3 Ressourcen: www.html5rocks.com
- Mobile Web Frameworks: jQueryMobile und Sencha Touch
Potential für tolle neue App Ideen
Investiert man nun ein wenig Zeit und beschäftigt sich mit den technischen Schnittstellen, welche mittlerweile die mobilen Browser unter iOs und Android bereitstellen, so offenbart sich ein großes Potenzial auch schon in der Konzeption der Apps. So stehen neben den wohl mittlerweile jedem bekannten Touch-Gesten z. B. auch die Abfrage der Gyro-Sensoren per Javascript zur Verfügung. Hier sehe ich schon das ein oder andere lustige Spiel entstehen, welches für den Gewinn ein wenig Geschicklichkeit in der Smartphone-Handhabung voraussetzt.
Genauere Informationen zu den technischen Möglichkeiten findet ihr hier:
Wie funktioniert die Integration der Facebook-Funktionen?
Nutzt man das Javascript-SDK von Facebook muss man sich hier keine weiteren Gedanken machen im Vergleich zu einer „normalen“ Facebook-App. Das Gerät, das die App nutzt wird automatisch erkannt und so z. B. ein mobile Permission-Dialog statt dem Standard-Permission-Popup aufgerufen. Hier ermöglicht Facebook uns recht einfach einen runden Workflow zu erstellen.
FB.login(function(response) { if (response.authResponse) { // Permission erteilt // ** Code hier ** // *************************************** } else { // keine Permission // ** Code hier ** // *************************************** } }, {scope: 'publish_actions, user_photos'});
Was bleibt als Fazit hängen?
Mit der Möglichkeit neben der Tab- und Canvas-App auch eine mobile Version seiner Anwendung bereit zu stellen wird es dem Nutzer möglich, egal mit welchem technischen Gerät er Facebook nutzt, in den Genuss des vollen Funktionsumfangs der App zu kommen. Vor der oben schon erwähnten starken Verlagerung des Traffics hin zu mobilen Endgeräten ist diese Funktionserweiterung nur ein logischer Schritt für die zukünftige App-Entwicklung. Für Konzepter und App-Entwickler bedeutet es, dass noch mehr nachgedacht, designed und programmiert werden muss. Das bedeutet für interessierte Auftraggeber natürlich ein paar Mehrkosten. Auf der anderen Seite steht allerdings der mobile Facebook-Nutzer, der nicht mehr von der Nutzung einer App ausgeschlossen wird. Hier bietet sich für innovative Anwendungs-Entwickler natürlich das Potenzial sich positiv abzuheben. In Kombination mit den speziellen Features der Smartphones, die per Javascript zur Verfügung stehen, warten sogar noch ganz neue Möglichkeiten auf uns. Ich gespannt, was da in nächster Zeit so Schönes auf uns zukommt.