Comeback der WhatsApp-Newsletter: Messenger Update mit Matthias Mehner

Mancher Marketer fragte sich vielleicht „Ja, ist denn heut‘ schon Weihnachten?!“ als im Sommer bekannt wurde, dass WhatsApp wieder eine Art Newsletter erlaubt. Seit dem Aus des WhatsApp Newsletters im Dezember 2019 konnten Unternehmen nicht mehr einfach allen möglichen Content über WhatsApp an ihre Kund:innen schicken.

Seit Juni 2021 gibt es für Unternehmen jetzt aber neue Möglichkeiten, Push-Nachrichten per WhatsApp zu schicken. Sind damit die altbekannten und früher sehr beliebten WhatsApp-Newsletter zurück? Wie genau funktionieren die neuen Optionen? Wir haben den WhatsApp-Experten Matthias Mehner dazu einmal genauer befragt.

Matthias, zum Einstieg: was ist denn jetzt der Stand? Wie können Unternehmen heute WhatsApp nutzen?

Über die WhatsApp Business API – die best-geeignete Business-Lösung für mittlere bis große Unternehmen – gibt es zwei Ansätze für die Nutzung: Einmal als Kontaktkanal über den sich die Kund:innen beim Unternehmen melden – klassisches Beispiel Kundenservice Case.

Unternehmen haben aber auch die Möglichkeit, Kund:innen sog. Business-Initiated messages zu schicken. Das sind WhatsApp-Nachrichten, die Unternehmen proaktiv an ihre Kund:innen verschicken können, wenn diese hierzu ihr Einverständnis gegeben haben. Vergleichbar mit einer Service-SMS, die man von Onlinebanking, Bestellbestätigung oder Flugtickets heute kennt.

Was sind die neuen Möglichkeiten?

Die Business-Initiated messages – früher von WhatsApp auch Template Messages oder WhatsApp-Notifications genannt – waren von Beginn an von WhatsApp auf bestimmte Use Cases reglementiert. WhatsApp Newsletter und Marketing-Nachrichten waren dabei explizit nicht erlaubt.

Nach einigen Tests der “Pomotional Messages” in Mexiko und Indonesien, hat WhatsApp die Arten von Nachrichten, die Unternehmen an ihre Kunden senden können, jetzt erweitert. Unternehmen können nun wieder vielfältigeren und auch stärker werblichen Content über die WhatsApp Business API an ihre Zielgruppe verschicken. Die neue Möglichkeit zielt dabei vor allem auf Nachrichten-Arten wie z. B. Back-in-Stock-Updates, personalisierte Empfehlungen oder neuen Produkten & Events ab, die das Thema Conversational Commerce und die Konvertierung von Kontakten in Umsatz unterstützen soll.


INFOBOX:

Überblick der neuen Möglichkeiten für WhatsApp Push-Nachrichten im Messenger Marketing

Re-Engagement:

  • Erinnerung an Warenkorb-Abbruch
  • Alert „Wieder auf Lager“
  • Alert „Zeit für Nachbestellung“
  • Erinnerung an Terminbuchung

Upsell- und Cross-Selling-Produktempfehlungen:

  • Weitere Produktempfehlungen die zum vorherigen Kauf passen könnten
  • Besondere Events wie Frühlingsfest, neue Kollektion, Black Friday oder verkaufsoffener Sonntag
  • Ein Coupon oder ein Werbeangebot wie z. B. ein Geburtstags-Rabattcode

Info Alarm

  • Preisalarm, z. B. für Flüge, für die sich ein Kunde interessiert
  • Zeitnahe Gesundheitsinformationen, z. B. aktuelle Corona-Zahlen
  • Relevantes Nachrichten-Update, z. B. von Medienunternehmen

Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Newsletter von damals?

Die hohen KPIs wie Öffnungsraten von bis zu 90% oder Klickraten von über 30%, der Versand von Nachrichten in Echtzeit, kein E-Mail-Filter oder Social Media-Algorithmus sowie die hohe Aufmerksamkeit im Sperrbildschirm sind immer noch gegeben. Unternehmen haben auch jetzt die Möglichkeit, spezielle Zielgruppen-Verteiler beim Versand der Nachrichten zu bilden. Ein DSGVO-konformes Opt-in ist natürlich ein Muss – auch für WhatsApp ist das eine Voraussetzung.

Die wichtigsten Unterschiede zu früher sind: 1.) Es gibt mehr Touchpoints, über die Unternehmen Nutzer:innen für ihren Service gewinnen können, wie z. B. über Social Media Posts und Anzeigen mit Click-to-Chat oder direkt im WhatsApp-Chat, 2.) Unternehmen können nicht einfach random Nachrichten verschicken. Es ist notwendig, Templates anzulegen, die eine gewisse Form haben. Jedes Template wird von WhatsApp einmal am Anfang geprüft und freigegeben, bevor Unternehmen diese verschicken können. 3.) Business-Initiated messages sind nicht kostenlos.

Mit welchen Kosten müssen Unternehmen hier rechnen?

Unternehmen müssen für den Versand von Business-Initiated messages bezahlen, wenn diese außerhalb eines 24-Stunden-Service-Fenster versendet werden – das öffnet sich, wenn der / die Kund:in proaktiv eine Nachricht schreibt. Die Preise dafür variieren von Land zu Land. Es kommt dabei darauf an, welche Ländervorwahl die Telefonnummer des Kunden hat. Hat die Handynummer z. B. die +49 für Deutschland kostet das Unternehmen eine Nachricht an diesen Kunden derzeit 0,0766 Euro. Für eine indische oder brasilianische Nummer ist der Preis anders.

Warum lohnt sich deiner Meinung nach der Invest?

Rein aus der Kostenperspektive: Sieben Cent für die Rückgewinnung eines Kunden zu bezahlen ist immernoch preisverwert als ihn über Google oder Social Media Ads wieder einfangen zu müssen. Und näher als über WhatsApp kommst du heute nicht an deine Kunden ran. Das sollte jedem Marketer etwas wert sein!

Was bedeuten die Neuerungen für das Messenger Marketing 2022? 

Auch wenn jetzt eine Art Newsletter wieder geht, glaube ich nicht, dass es uns jetzt wieder zurück in die Zeiten des Messenger Marketings von 2018 wirft, wo Content-Distribution und der große Verteiler, an den einfach die aktuellesten Produktangebote rausgeschickt werden, gut funktioniert haben. Diese neuen Nachrichtenformate für mehr Marketing über WhatsApp, sind ein sehr hilfreicher Hebel für die Konvertierung von Kontakten in Verkauf, worauf am Ende alles abzielt.

Jetzt kann der Kanal noch verstärkt für Inspiration, Re-Engagment und Kundenbindung genutzt werden. Also seht den Kanal nicht als reinen Push-Kanal, sondern habt die Kundenbedürfnisse im Fokus. Schaut auf das Thema Conversational Marketing und achtet darauf, dass der Content für den/die Empfänger:in wirklich relevant ist! Nutzt die Möglichkeit, die Softwarelösungen wie z. B. unsere bieten, Zielgruppen-Verteiler zu bilden. Schickt Content, der sich auf die Vorlieben, Interessen, die letzte Bestellung etc. der Person beziehen!

Neugierig auf Themen wie dieses? Jetzt anmelden zur #AFBMC am 16. & 17. März 2022 in München!

Jens Wiese
Jens Wiesehttps://jens-wiese.net/
Jens hat Allfacebook.de mitgegründet und war dort 12 Jahre lang als Chefredakteur tätig. Mit den Impact Cards hat er eine Lösung vorgestellt, die es jedem Social Media Manager erlaubt eine eigene Social-Strategie zu erstellen. Unabhängig von Beratern und Agenturen.

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