Anfang Januar gab es die ersten Berichte über eine – noch geheime – Entwicklerschnittstelle für den Facebook Messenger, welche es Unternehmen erlaubt, Chat Bots für den Messenger zu entwickeln. Jetzt hat BILD als erstes deutsches Unternehmen ein eigenes Projekt über diese Schnittstelle veröffentlicht:
Das Prinzip ist recht einfach und wir kennen es bereits von verschiedenen WhatsApp Services. Man meldet sich einmal aktiv für einen Newsservice an und erhält danach Direktnachrichten zu einem bestimmten Thema. In diesem Fall realisiert BILD ein Fußball-Transferticker über den Facebook Messenger. Als erstes erhält man eine Anmeldebestätigung:
Der Vorteil?
Wie auch bei WhatsApp Services kommt die Nachricht direkt beim Nutzer im Posteingang an. Das Ganze als Push-Nachricht, ohne Umwege und ohne Newsfeed-Algorithmus. Man hat also die Reichweite wieder, die man im Newsfeed manchmal vermisst.
Was ist die Facebook Chat SDK und wie hat die BILD das realisiert:
Die Facebook Chat SDK ist eine (noch) nicht öffentliche Schnittstelle, über die sich Funktionen wie Chat Bots realisieren lassen. Also Systeme, die automatisch auf den Input des Nutzers reagieren. Da die Schnittstelle noch nicht öffentlich ist, ist es schwer, die genaue Funktionsweise zu erklären, aber es dürfte in etwa so funktionieren:
- Über das Page Plugin können Nutzer Facebook-Seiten anschreiben. Das Plugin sieht so aus wie im oben gezeigten Screenshot der BILD. Ihr kennt es vielleicht eher als Like Plugin, aber seit Dezember kann man darüber auch einen Chat mit einer Facebook-Seite abbilden. Das könnt auch ihr.
- Als Nutzer initiiert man ein Gespräch über dieses Plugin. Genau das ermöglicht einer Seite dann auch, darauf zu antworten. Es stellt quasi die technische Grundlage dar, um Nutzern überhaupt anschreiben zu können. Soweit funktioniert es noch mit allen Seiten.
- Schreibt man der BILD nun das passende Stichwort „Bild-Transferticker“, reagiert ein automatisches Tool, welches direkt antwortet, mit der Info, dass man selbst auf der Liste ist.
- Einmal auf der Liste, übernimmt das Tool im Hintergrund. Der Nutzer erhält folgende Nachrichten direkt in seinem Posteingang, wenn diese von der BILD abgeschickt wird. Das Tool übernimmt quasi die Arbeit und man muss es nicht manuell tun.
Im Beispiel der BILD ist die Logik recht einfach. Einmal angemeldet, erhält man die Nachrichten und man erwartet vom Kanal als Nutzer selbst wohl auch nicht wirklich eine Antwort, falls man mal etwas zurückschickt.
Selbst realisieren kann man das allerdings wohl noch nicht. Oder liebe Entwickler da draußen?
Warum es noch nicht alle realisieren können – oder das Problem mit der vorhandenen API:
Es gibt schon eine Schnittstelle, über die man auf Nachrichten antworten kann (über die GRAPH API – Conversation), das heißt, man muss dies nicht auf Facebook tun, sondern kann dafür externe Tools nutzen. Das Problem mit der vorhandenen API ist, dass sie für diesen Nutzungsfall nicht gemacht ist. Sie ist dafür gemacht, 1:1-Gespräche mit Nutzern zu erlauben und nicht dazu, vielen hunderten oder tausenden Nutzern gleichzeitig eine Direktnachricht zu schicken. Genau dieses „Problem“ soll angeblich die Facebook Chat SDK lösen.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten für Unternehmen
Einfache Dienste, wie die BILD sie anbietet, sind eigentlich erst der Anfang. Im Prinzip lässt sich über so eine automatisch antwortende Schnittstelle alles realisieren, was automatisierbar ist. So kann man zum Beispiel auch schon mit diversen Disney Characteren chatten. Ein schlauer Bot kann Bestellungen entgegen nehmen, Tische reservieren, Flüge umbuchen, aktuelle Zugverbindungen ausgeben oder oder oder … und genau das sind auch die Chancen, die Unternehmen mit so etwas haben. Sie können dem Kunden einen wirklichen Mehrwert bieten.
Eines sollte man aber nicht verschweigen: Wer eine Konversation öffnet, muss auch damit rechnen, dass diese geführt wird. Dass beim BILD-Newsticker kein Feedback auf Anfragen kommt, okay. Bei anderen Firmen hat man allerdings einen anderen Anspruch und genau diesen gilt es dann auch zu erfüllen. Als Unternehmen muss man dann antworten und die entsprechenden Ressourcen dafür bereitstellen.
Was hat Messenger for Business damit zu tun?
Messenger for Business wurde im März 2015 von Facebook vorgestellt und erlaubt es seither einigen wenigen Unternehmen, mit Kunden direkt über den Messenger zu kommunizieren. Als Kunde erhält man so zum Beispiel den Status zu seiner Bestellung nicht mehr per Mail, sondern als Direktnachricht. Dafür muss man im Bestellprozess nur einen kleinen Haken setzen:
Die Mehrwertdienste dahinter erinnern dann stark an die Gerüchte über die Chat SDK und die Funktionen, die hier realisiert werden. Denn ein automatische Information zum Versandstatus ist eigentlich genau so etwas. Facebook bringt Stück für Stück mehr Unternehmen in den Messenger.
So könnt ihr einen Chatbot selbst testen
Ihr müsst euch nicht gleich bei der BILD anmelden. Ihr könnt unnütze Chat Bots von Facebook auch einfach testen, indem ihr in irgendeiner Kommunikation „@dailycute“ in den Messenger eingebt:
tl;dr
Mehrwert über den Facebook Messenger zu bieten, wird womöglich der Facebook-Trend im Jahr 2016. Auf die entsprechende API für jedermann müssen wir aber noch warten.