– Gastbeitrag von Bastian Koch –
Ist Facebook für immer das größte Social Media Network, das einzig wahre Netz im Netz oder das Fernsehen der Zukunft? Viele Szenarien werden erhofft, befürchtet oder zumindest besprochen. Was hier abseits der Business-Lösung Facebook at Work eher untergeht, ist das Thema Kollaboration, zu Unrecht.
Denn obwohl Slack viel eher als Facebook die (junge) Business Zielgruppe, insbesondere kleinere Teams, anspricht und mit ständigen Updates und Anbindungen verwöhnt, ist die Verbreitung doch eher als übersichtlich zu bezeichnen. Wahrscheinlich gibt es in Deutschland mehr WhatsApp-Gruppen als Slack-Channels, wenn es um Dienstpläne, Terminabsprachen, Abstimmungen oder geplante Projekte bzw. Veranstaltungen geht.
Aktuell planen und organisieren wir mit freiberuflichen und festangestellten Designern, Entwicklern, Konzeptern, Strategen, Social Media sowie Community Managern ein Barcamp zu den Themen Willkommenskultur und Marketing für karitative Einrichtungen und Initiativen. Das Team, welches das WelcomeCamp am 9. Juli 2016 in Berlin auf die Beine stellt, besteht aus ca. 15 Personen, die zu unterschiedlichen Zeiten, an verschiedenen Orten und mit jeweils anderen Kompetenzen arbeiten.
Innerhalb unseres Toolstacks war, ist und bleibt Facebook – auch ohne bestehende Fanpage – ein wichtiges Werkzeug für Organisation und Kommunikation des Barcamps, was sich vor allem auf Gruppen und Events bezieht.
Zehn Gründe sprechen dafür:
1. Verfügbarkeit
Die Verbreitung von Facebook liegt in Deutschland bei über 33%, in der Kommunikationsbranche noch höher, von Entwicklern mal abgesehen. Auf jeden Fall ist es der Kanal mit der größten Schnittmenge im Team. Ebenfalls überproportional vertreten sind die Zielgruppen unseres Camps. Kommunikatoren, Earyl Adaptors, Role Models sowie Initiativen und Helfer.
2. Sichtbarkeit
Hier geht es nicht einmal um die App bzw. Apps (Groups, Pages, Messenger), sondern um die Einstellungsmöglichkeiten innerhalb von Gruppen und Veranstaltungen im Facebook. Gruppen können geheim, findbar oder öffentlich sein (für die Camp-Organisation haben wir uns für eine geheime Gruppe entschieden, zu der Mitglieder eingeladen werden müssen). Bei den Events ist es ähnlich, hier kann zudem die Möglichkeit des Freischaltens hinzugefügt werden. Uns war Transparenz und Offenheit aber wichtiger, als mögliche Pöbeleien oder Spamversuche.
3. Dokumente
In den Gruppen können Textdokumente für die kollaborative Zusammenarbeit erstellt oder verschiedene Dateitypen von der Festplatte oder Dropbox hochgeladen werden. Zwar existiert diese Funktion nicht in den Events, aber von der Dropbox hinzugefügte Dateien sind auch für Seiten, Profile und Veranstaltungen teilbar.
4. Redaktion
Da das WelcomeCamp ehrenamtlich organisiert wird, haben wir uns die die redaktionelle Arbeit geteilt. Interne Absprachen, Formulierungen oder kuratierte Links können in der Gruppe diskutiert und abgestimmt werden. Updates in den Events haben den Vorteil, dass sie von Facebook als wichtiger bewertet werden, als beispielsweise Veröffentlichungen auf einer wenig frequentiertens Fanpage. Viele Nutzer/ Teilnehmer erhalten zudem Notifications.
5. Umfragen
Pools waren lange ein gern gewähltes Mittel, um Interaktionen auf Fanpages zu forcieren, sind dank Facebook aber nur noch in Gruppen und Veranstaltungen möglich. In unserer Gruppe haben wir über Aufgabenverteilunen und Maßnahmen abgestimmt. In öffentlichen Veranstaltungen konnten Meinungsbilder eruiert werden sowie eine Partizipation an der Programmplanung erfolgen.
6. Veranstaltungen
In einer Liste über Gruppen und Veranstaltungen einen Punkt mit demselben Namen zu haben, erscheint unsinnig. Hier ist die Gruppenfunktion gemeint, also Deadlines und die Organisation von analogen und/ oder digitalen Meetings.
7. Hahstags
In den Gruppen helfen Hashtags nicht den Überblick zu verlieren. Das jeweilige Thema kann gekennzeichnet werden, über die Suchfunktion sind die Gruppenbeiträge entsprechend filterbar. Wenn der Shortcut über den Click auf das Hashtag funktionieren soll, ist zu beachten, dass Facebook die globale Suche anwirft. Was wiederum ein Vorteil für die Nutzung im öffentlichen Event ist. Branding, Visibility und der Poke, Teilnehmer ebenfalls zur Verwendung des Hashtags zu bringen.
8. Verlinkungen
Sind sowohl in Gruppen als auch in Events möglich, unabhängig von den Einstellungen zur Sichtbarkeit. Ob als Hinweis auf spannende Quellen oder auf offizielle Partner und Sponsoren. Achtung: In öffentlichen Profilen erhalten verlinkte Seiten eine Benachrichtung.
9. Fotos und Videos
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Bewegtbild ist derzeit das Lieblingsformat von Facebook, wenn es um den Algorhitmus geht. Ein kleiner Hack ist die Variante, verschiedene Designentwürfe zur Auswahl zu stellen, quasi als Visual Poll. Die öffentliche Veranstaltung ist ein idealer Kanal, um auf (Bewegt-) Bilder hinzuweisen, die live entstanden sind und/ oder die Highlights dokumentieren.
10. Facebook Live
Opus hat es schon gewusst: live is live! Die Echtzeitvideos sind zwar noch nicht für alle Personenprofile (und Endgeräte) ausgerollt, aber Gruppen, Events bilden zusammen mit ihren Seiten die Ausnahme. Neben kommentierten Live-Eindrücken von Locationchecks, möglichen Musik-Acts oder den letzten Einkäufen, bieten sich die Videos in den Gruppen auch für die Ausstrahlung und Dokumentation von Teammeetings an. In der Veranstaltung kann zunächst die Vorfreude mit Q&As, Aufbauarbeiten oder der Ankunft des Teams gesteigert werden, bevor wir am entscheidenden Tag auch Liveeindrücke in die Gesamtkommunikation einstreuen.
Über den Autor:
Bastian Koch ist Gründer und Geschäftsführer der keksbox – marketingagentur in Berlin und betreut Unternehmen und Institutionen bei der Planung, Umsetzung und Pflege ihrer Online-Auftritte. Der Autor des Buches ‘Social Media – wie Sie mit Facebook, Twitter und Co. Ihren Kunden näher kommen’, gibt sein Wissen unter anderem als Dozent für zertifizierte Online Marketing- und Social Media Manager an der IHK Potsdam weiter. Aktuell organisiert er das WelcomeCamp Berlin am 9. Juli 2016.
Foto © Dominik Butzmann