Community-Pflege: Männer-Welten auf Instagram „beschränken“

Gastbeitrag von Christina Doliwa

Spätestens seit den 15 Sendeminuten namens „Männer-Welten“, die Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf vor einigen Wochen auf ProSieben präsentiert haben, sollte jedem klar sein, womit sich Frauen in den sozialen Medien heutzutage großflächig konfrontiert sehen. Von Beleidigungen über unangemessene Nachrichten bis hin zu abstoßenden Fotos ist heutzutage leider alles an der femininen Tagesordnung. Das gilt nicht nur für Seiten mit vielen Abonnenten, sondern ebenso Frauen mit zwei- bis dreistelliger Followerzahl haben bereits schlechte Erfahrungen gemacht.

Es gibt für Creator einige Möglichkeiten, sich zu schützen und unangenehme Machenschaften einzugrenzen. Darüber möchte ich heute berichten. Die Tipps können natürlich auch von Männern angewendet werden, sofern nötig.

Als jemand der von Berufswegen im digitalen Marketing schaltet und waltet, aber auch privat mit großer Freude eine eigene Hobby-Onlinepräsenz mit Inhalten bestückt, halte ich mich über neue Features rund um die verschiedenen Social Media-Plattformen natürlich stets auf dem Laufenden. Anhand meiner persönlichen Seite ist es mir auch möglich Tests durchzuführen, da ich hier keinen großen Wert auf Followerzahlen und Engagements lege, solange ich dort das tun kann, was mir Spaß macht: Bilder/Stories posten und einige Gedankenfetzen teilen, die ein paar Leute inspirieren könnten. Seit eh und je nutze ich also das Profil ebenso, um Features auszuprobieren, die eventuell auch manchmal für mein Unternehmen in Frage kommen könnten, aber auch um den Instagram-Algorithmus genau zu beobachten und die Hintergründe besser zu durchleuchten.

Und wenn mir etwas „spanisch“ vorkommt, nehme ich mir auch gerne mal das Recht heraus, meinen Ansprechpartner der Plattform zu fragen, was es mit gewissen Entwicklungen auf sich hat. Da ist es natürlich praktisch, wenn man ein Profil besitzt, bei dem noch nie etwas unternommen wurde, um mehr Sichtbarkeit zu erzeugen oder Follower zu akquirieren abgesehen davon, dass Content veröffentlicht wurde, der für einige Leute vielleicht Relevanz hat. Wer weder Hashtags verwendet, noch irgendwelchen Engagement-Groups beiwohnt oder gar Follower gekauft hat, stellt sich bei ungewöhnlichen Vorgängen rund um einzelne Posts oder Follower-Wellen natürlich einige Fragen.

Dass bei Instagram stetig am Fake-Follower-Thema getüftelt wird, ist jedem bekannt. Auch dass die Plattform versucht, unangemessene Inhalte zu entfernen und Bot-Mechanismen zu bekämpfen. Den Erfolgs-Umfang lasse ich mal dahingestellt. Aber: Für Creator bestehen auch einige Features, die die Follower-Auslese ein Stück weit selbst übernehmen lassen und außerdem mehr Kontrolle über das eigene Profil bescheren. Achtung: wer keine Schwankungen in der eigenen Reichweite provozieren möchte, der sollte jetzt nicht mehr weiterlesen, denn jedes PRO hat auch ein CONTRA. 

Szenario Nr. 1: Unerwünschte Follower-Ströme

Vergangenes Jahr wurde meine Seite zeitweise von fragwürdigen Accounts überflutet, sodass ich sogar testweise das Profil temporär auf „privat“ gesetzt habe. Es ist keine Neuigkeit, dass Profilen manchmal Fake-Follower aufgehetzt werden, um deren Glaubwürdigkeit zu zerstören. Man fragt sich zwar immer, wer für so etwas Geld ausgeben würde, aber seid euch dessen bewusst: Diese Leute gibt es! Und solange es Anbieter gibt, bei denen durch bloße Eingabe eines Nutzernamens beliebig viele Follower gekauft werden können und dazu nicht mal ein Instagram-Login notwendig ist, wird sich dies auch nicht ändern. Außerdem sehen sich Seiten ab einer bestimmten Größe generell damit konfrontiert, dass mehr und mehr Accounts aus allen Teilen der Welt auf sie aufmerksam werden. Was prinzipiell ja eigentlich erfreulich ist, wären da nicht auch wirklich unangemessene Reaktionen mit verbunden. Und damit sind einfach Heiratsanträge per Nachricht und Kommentare mit „Baby, I want to kiss you“ und eindeutigen Emojis gemeint, die eine Frau einfach nicht gerne auf ihrer Seite haben möchte. 

Hierfür und zugleich für die „Suspicious Follower“ hat Instagram für Creator aber eine eindeutige Lösung. Mittlerweile ist nämlich auch vielen bekannt, aus welchen Regionen der Welt solche Accounts gerne mal kommen. Instagram bietet inzwischen die Möglichkeit, ein Mindestalter für einzelne Länder anzugeben, ab welchem eure Posts überhaupt erst angezeigt werden. Hier wird außerdem ersichtlich, aus welchen Teilen der Erde zuletzt viele Follower hinzugekommen sind und wo evtl. eurerseits „Handlungsbedarf“ besteht, wenn ihr dort schlichtweg nicht mehr ausgespielt werden möchtet. Man kann z.B. das Mindestalter auf 90 Jahre ansetzen, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte.

Szenario Nr. 2: Auffällige Impressionen aus „sonstigen Quellen“

Jeder Creator hat sich beim einen oder anderen Post schon mal die Frage gestellt, warum dieser so gut ankam bzw. geradezu „gehyped“ wurde. Das kann verschiedene Gründe haben, manchmal begünstigt Instagram auch die Sichtbarkeit eines Beitrags, aber das ist zuletzt eher selten der Fall. Wer sich seine Insights genauer ansieht wird bemerkt haben, dass es neben der Startseite (wo die Beiträge euren eigenen Followern angezeigt werden) auch die Impressionen von der „Explore-Seite“ gibt. Dort wird man Algorithmus-bedingt Leuten vorgeschlagen, die ähnlichen Content wie euren eigenen verfolgen und für die eure Beiträge somit interessant sein könnten. Neben Impressionen, die über das eigene Profil oder Hashtags entstehen gibt es aber dann noch die Impressionen aus „sonstigen Quellen“. Instagram gibt keine nähere Auskunft dazu, um was es sich bei diesen Quellen genau handelt, auch nicht auf Nachfrage. Als ich aber bei einigen meiner Posts teilweise 200.000 und mehr Impressionen aus „sonstigen Quellen“ festgestellt habe, wurde ich logischerweise misstrauisch. Und das waren dann auch die Posts, die besonders viel Aufmerksamkeit von fragwürdigen Profilen bekommen haben, wodurch eben diese auch als neue Abonnenten auf der Matte standen.

Ein echtes Thema bei Instagram ist, dass man keine Benachrichtigung bekommt, wohin die eigenen Feedbeiträge geteilt werden, wenn man nicht zusätzlich mit @ in der Story getaggt wird. Das ist schade, denn bei Facebook sieht man im Vergleich dazu zumindest, wer einen öffentlichen Beitrag geteilt hat, sofern dies auch öffentlich geschehen ist. Dieser Umstand kann bei Instagram zum Beispiel dazu führen, dass man mit seinem Selfie irgendwo landet, wo man gewiss nicht landen möchte und wodurch ein einzelner Beitrag auch mehr Aufmerksamkeit bekommen könnte.

Das ist eine meiner Vermutungen für sonstige Quellen (ich lasse mich von Instagram aber gerne noch umfänglich dazu aufklären). Eine weitere Möglichkeit sind Einbindungen außerhalb der App. Heutzutage weiß man ja, dass alles was auf Instagram geteilt wird auch auf Fremdseiten eingebunden werden kann. Als Beispiel nenne ich mal Pikdo oder Picuki, aber empfehle jedem einfach mal seinen Instagram-Namen zu googeln. Dann werden viele teils überraschende Ergebnisse angezeigt. Gegen diese externen Fremdeinbindungen (die meist automatisiert geschehen) habe ich noch keine Lösung gefunden, aber Instagram scheinbar ja auch nicht. Um zu verhindern, dass eure Posts ohne euer Wissen weiß Gott wo in Stories geteilt werden, könnt ihr aber diese Funktion für euer Profil einfach abschalten. So nimmt man zwar auch befreundeten Seiten die Möglichkeit etwas zu teilen, aber eben auch vielen  ominösen Seiten, auf denen man wie gesagt mit hoher Wahrscheinlichkeit keinesfalls geteilt werden möchte. Seither liegen meine Impressionen aus sonstigen Quellen übrigens nur noch im dreistelligen Bereich, was mir zeigt, dass hier definitiv etwas bewirkt wurde.

Szenario Nr. 3: Beleidigungs- und Bot-Kommentare minimieren

In letzter Zeit ist es nach einer durch den Comedian Oliver Pocher angestoßenen Diskussion vermehrt dazu gekommen, dass auf diversen Instagram-Profilen sehr viele unschöne Kommentare abgegeben wurden (Bsp. Sarah Harrison, Anne Wünsche). Diese Kommentare entstanden meist durch Profil-fremde Accounts, die animiert durch einige (wohl teils auch berechtigte) Vorwürfe gegenüber Influencern zu eben diesen „rübergeschwappt“ sind, um ihrem Unmut in den Kommentarspalten Luft zu machen. Auch hierfür gibt es eine Möglichkeit, die die Hürde eines unschönen Kommentars zumindest erhöht, leider aber nicht gänzlich nimmt. Zugleich ist dies aber auch ein einfacher Weg, um Kommentar-Bots die „Arbeit“ zu erschweren, da es sich dabei meist auch um Profil-fremde Accounts handelt. Instagram bietet nämlich die Funktion an, dass nur die eigenen Follower und Seiten, denen man selbst folgt, Beiträge auf eurer Seite kommentieren können. Man sollte meinen, dass ein Follower dem Gefolgten wohl gesonnen ist (sonst würde man jemanden wahrscheinlich nicht täglich verfolgen) und man sperrt somit ganz einfach diejenigen für Kommentare, die ohnehin nichts Gutes im Sinn haben und die einem vermutlich auch nich extra folgen würden, weil sie denjenigen ja sowieso doof finden.

Nochmal zusammengefasst:

  1. Dubiose Accounts aus (leider) berüchtigten Ländern durch Mindestalter ausgrenzen
  2. Unwissentliche Content-Verbreitung minimieren durch entfernen der „Teilen“-Option für Feedposts
  3. Kommentare einschränken für Profil-fremde Nutzer gegen Trolle und Bot-Mechanismen

Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, dass diese Einstellungen natürlich auch einige Veränderungen in der Sichtbarkeit von Posts und Auswirkungen auf das Follower-Wachstum haben. Für mich ist das weniger relevant, weil ich z.B. auch viel Zeit damit verbringe, unerwünschte Accounts von meiner Seite zu entfernen, zu melden und zu blockieren, was aktuell eher den Rückgang von Abonnenten zur Folge hat. Mir persönlich ist jedoch eine echte Community wichtiger, als eine Followerzahl und es kann jeder für sich selbst entscheiden, welche Maßnahmen er für sich ergreifen möchte, oder eben nicht. Natürlich gibt es immer noch vereinzelt mal einige Ausnahmen, wo die Profileinstellungen scheinbar nicht greifen, aber ich konnte durch diese Veränderungen eine erhebliche Verbesserung meiner Community-Qualität feststellen und beobachte dies auch schon seit mehreren Wochen.

Ich hoffe, meine Tipps waren hilfreich für euch! Ich habe sie bereits per Story mit meiner Community geteilt und sehr dankbares Feedback erhalten. Wer also auch künftig immer mal wieder über solche Updates auf dem Laufenden gehalten werden möchte, der darf gerne @christinadoliwa bei Instagram abonnieren und somit auch meine Community qualitativ bereichern.

Christina Doliwa
Christina Doliwa
Christina Doliwa, selbst "Influencerin" & Expertin im digitalen Marketing, startete ihre Berufslaufbahn 2012 im Produktionsmanagement für diverse TV Sendungen wie z.B. „Germany´s Next Topmodel“ und „The Taste“, bevor sie 2015 auch beruflich ihren Weg zu ihrer Leidenschaft "Social Media" und damit zum Start-up „Kleiderkreisel“ fand. Nach ihrem Umzug in die schwäbische Toskana war Christina seit Ende 2016 für den Aufbau des Kaufland-Instagram-Kanals verantwortlich und etablierte Influencer-Aktivitäten im Marketingmix des Unternehmens, worüber sie bereits bei der AFBMC als Speaker referierte. Mit kürzlicher Rückkehr nach Bayern nahm sie Abschied vom Lebensmitteleinzelhandel und setzt nun ihre berufliche Karriere im Digitalbereich bei Value Retail, dem deutschen Ableger der Bicester Village Shopping Collection, fort. „Privat“ findet man Christina in den sozialen Medien auf Instagram. Dort lässt sie ihre Community am täglichen Leben teilhaben.

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2 Kommentare

  1. Liebe Christina,
    Das mit dem Mindesalter klappt leider nicht, da dieses zwischen 15 und 25 oder so liegen muss…hatte mich schon gefreut..hast du sonst noch irgendwelche Tipps wie man gewisse Menschen aus gewissen Ländern davon abhalten kann auf das Profil zu stoßen..?
    Liebe Grüße Naomi

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