– Gastbeitrag von Sara Urbainczyk –
Sara Urbainczyk ist eine der Gründerinnen der „Echte Mamas“ Community auf Facebook. Für uns berichtet Sie über ihren Trip in die USA und das Leadership Meetup für Facebook Gruppen Administratoren
Inside Facebook – Facebook lud 115 Community-Leader zu sich „nach Hause“ ein
Als wir im September eine E-Mail von Facebook erhielten, war die Freude groß: Unsere Social Community „Echte Mamas“, die Mütter helfen und vernetzen möchte, wurde für das erste „Facebook Leadership Program“ ausgewählt.
Das „Facebook Leadership Program“ unterstützt Community Leader, die sich weltweit für die Bildung von Facebook-Gruppen einsetzen, in denen sich Menschen zu unterschiedlichen Themen verbinden, austauschen und unterstützen.
Zu den Community-Accounts von Echte Mamas gehören eine Facebook-Seite mit über 500.000 Fans, eine geschlossene Facebook-Gruppe mit ca. 65.000 Mitgliedern und über 100 regionale Städte-Gruppen. In der größten Gruppe generieren wir pro Monat mehr als eine Million Interaktionen.
Für das Programm hatte Facebook insgesamt 6000 Bewerbungen aus der ganzen Welt erhalten und wir sind unheimlich stolz, dass wir ausgewählt wurden. Wir sind einer der „Fellows“- und werden ein Jahr lang mit Coachings und Trainings und einem einmaligen Betrag von 50.000 Dollar unterstützt. Wofür wir das Geld ausgeben werden, wird im Rahmen des Programms erarbeitet. Genau wie uns, geht es auch weiteren 114 anderen Community aus 46 Ländern. Auch sie erhalten das gleiche „Fellow“-Stipendium wie wir. Fünf sogenannte „Community Leader in Residence“ von ihnen erhalten sogar 1 Million Dollar.
Und stellvertretend für „Echte Mamas“ ging es für mich am 09. Oktober zum Kick-Off des Programms nach Kalifornien, ins Facebook Headquarter.
Eine Menlo Park-Reise war schon lange ein Traum von mir. Am Ende hat mich nicht das Office beeindruckt, sondern vielmehr die unglaublichen Menschen, die ich darin treffen durfte, vor allem die anderen Teilnehmer des “Facebook Leadership Programms”.
Aber von vorne: Allen Teilnehmern wurde schon vor der Reise mitgeteilt, dass die Tage in San Francisco sehr intensiv und arbeitsreich werden würden. Und schon am am ersten Tag ging es mit einem spannenden Kennenlernen los. Ich traf Community-Leader, die teilweise mehr als 20 Stunden-Reisen auf sich genommen hatten, um in Kalifornien dabei sein zu können. Das Get-Together fand in einem Konferenzraum im Facebook Office statt und war ganz facebook-like eher unkompliziert und zwanglos gehalten. Der Kick Off-Abend wurde mit kurzen Vorträgen eingeleitet. Gesprochen haben Marne Levine, COO von Instagram und Jennifer Dulski, Head of Groups & Community bei Facebook. Beide bedankten sich sehr bei den Communites und betonten ihre Bedeutung für Facebook, sogar für die Welt. Marne Levine erwähnte, wie wichtig das Programm für FB sei, aber auch, dass es für uns alle das erste Mal sei, und deswegen auch noch viel zu lernen sei. Sie erzählte, dass der erste Angestellte von Instagram ein Community-Manager war. Seine Aufgabe war es eng mit der Community zu arbeiten und genau herauszufinden, was die Community für neue Entwicklungen und Designs braucht. Für Marne Levine sind Communities die größte Inspiration. Jennifer Dulski meinte: „Dieses Programm ist eine Once in a Lifetime opportunity“ für uns alle. Wenn normale Menschen bedeutungsvolle Dinge tun, nenne ich solche Menschen Movementstarter. So nenne ich euch.“
Mich beeindruckten nicht nur die Redner sondern auch die anderen Teilnehmer wie Jay Michael Jaboneta aus Manila, Philipinen. Als ihm 2010 bewusst wurde, wie viele Kinder in seiner Heimat Philippinen schwimmen müssen, um zur Schule zu kommen, hat er nicht weggesehen oder nur geredet. Er hat gehandelt! Mit Freunden gründete er die Yellow Boat of Hope Foundation und sammelt Geld, um gelbe Schulboote zu bauen. Bis heute haben sie tausende Boote gebaut und unzähligen Kindern geholfen.
Oder Adhunika Prakash aus Indien, die wie wir eine Mutter-Community leitet und eine der 1-Million-Gewinner des Programms ist. Sie setzt sich mit ihrer Gruppe „Breastfeeding Support for Indian Mothers“ für mehr Aufklärung über das Thema „Stillen“ ein. Insgesamt sind über 80.000 Menschen in ihrer Community und ihre Vision ist es, mit Krankenhäusern in Indien zusammenzuarbeiten, um Eltern, insbesondere in ländlichen Gebieten, zu unterstützen.
Mütter-Gruppen machten übrigens einen großen Teil der Programm-Teilnehmer aus, was mir zeigte, wie wichtig diese Zielgruppe für Facebook ist.
Als ich die Teilnehmer traf, war ich sofort sehr beeindruckt von ihren Geschichten und ihren Gruppen. Und zum ersten Mal konnte ich richtig erfahren, was Facebook mit „Meaningful Communties“ und „Meaningful Interactions“ meint. Ich konnte die Bedeutung durch die Energie im Konferenzraum richtig spüren.
Am Ende wurde aber an diesem Abend nicht lange gefeiert, da es am zweiten Tag direkt wieder um 7 Uhr weitergehen sollte.
Tag 2 begann mit dem Thema „Storytelling“. Jeder Community-Leader sollte die Geschichte hinter seiner Community vortragen. Was macht die Community besonders? Warum hilft die Community vielen Menschen? Der Zweck des Ganzen war, sich noch besser kennenzulernen und eine Art von Kommunikation- und Medientraining zu haben. Anschließend wurden einzelne Wunsch-Themen der Community-Leader konkreter beleuchtet. Dabei ging es vor allem um die Monetarisierung von Gruppen. Über 90 Prozent der Teilnehmer des Leadership Programms gaben im Vorfeld bei einer Befragung an, dass sie das Thema sehr interessieren würde; schließlich gibt es bis heute fast keine Möglichkeit die Arbeit in Facebook-Gruppen zu monetarisieren. Noch hat FB auf diese Finanzierungs-Frage keine konkrete Antwort geben.
Als Redner stand an diesem Tag Chris Cox, Chief Product Officer von Facebook auf der Bühne. Nach seiner Keynote fragte er alle Teilnehmer sehr direkt: „Was können wir tun, um euch die Arbeit zu erleichtern?“ und hielt noch eine 30 Minuten Q&A-Runde mit uns. Aus dem Publikum kamen allerdings nicht nur unkritische Fragen. Cox wurde gefragt, wie er die demographische Entwicklung auf der Plattform sehe und ob der Facebook-Algorithmus sich noch einmal zum Vorteil von Seiten ändern würde. Ebenso wurde von einem brasilianischen Teilnehmer auf die Verbreitung von Fake-News via Bots auf WhatsApp während der bevorstehenden Wahl in Brasilien kritisch angesprochen.
Laut Cox setze man sich bei Facebook sehr intensiv mit allen der genannten Themen auseinander. Und Facebook habe seine Verantwortung vor allem in dem Bereich Sicherheit erkannt.
Der dritte Tag des „Community Leadership Programs“ stand im Zeichen des Produkts. Als Erstes trafen wir Chris Daniels, Vice President von WhatsApp. Ein ziemlich guter Redner, der auch sehr detailliert über WhatsApp und die Strategie des Messenger-Dienstes sprach. Im Grunde sagte er, dass es natürlich einfach wäre, automatische Funktionen und Gruppen-Management-Tools für Publisher oder Communities zu WhatsApp hinzufügen. Aber WhatsApp sei dafür nicht konzipiert. Der Dienst sei als privater Messenger-Dienst entwickelt worden und heute müsste man sich genau überlegen, ob ein Feature für etwas Gutes oder auch für etwas Böses genutzt werden könnte.
Nach dem Vortrag von Chris Daniels wurde ich mit weiteren 19 Teilnehmern zu einer Offside-Runde mit dem Produkt-Team der Gruppen eingeladen. In kleinen Runden haben uns Entwickler dazu befragt, wie wir Gruppen nutzen und was wir uns für neue Features wünschen. Das war für mich eines der spannendsten Gespräche und ich hoffe, dass ich dort mit meinem Input ein paar Denkanstöße geben konnte. Ein Feature, was wir beispielsweise gerne in unseren Gruppen ausprobieren würden, wäre eine Art Mitglieder-Lokalisierung, damit Mitglieder sich schneller kennenlernen und (auch offline) treffen können.
Am Ende des Tages trafen alle Teilnehmer noch Ime Archibong, Vice President of Product Partnerships. Ein extrem cooler Typ, der ein bisschen aus dem Nähkästchen plauderte. So sagte er, dass Facebook eine ziemlich harte Zeit hatte und sich die letzten Monate durchaus auch auf die Stimmung der Mitarbeiter schlug. Aber die Bewerbungen der Leadership-Teilnehmer haben immer wieder dabei geholfen, die Mitarbeiter im Facebook-Team zu motivieren.
Eine spannende Produkt-Frage kam im Gespräch mit Ime Archibong noch auf: Wann wird es richtige Podcasts auf Facebook geben? Als bekennender Musik und Audio-Fan antwortete er, dass es schon viele Überlegungen zu dem Thema gibt.
Der vierte Tag war ein kurzer Tag, aber er hatte es richtig in sich. Denn Sheryl Sandberg gab sich die Ehre. Auch sie bedankte sich herzlich bei uns für unsere Arbeit auf Facebook und sprach voller Power mit uns darüber, warum und wie man sich heute in Community engagieren sollte. Einer ihrer Aussagen: „Glaube niemals jemandem, der dir zu dir sagt, dass du es nicht kannst. Du kannst es“. Und ihre ehrlichen Worte an alle Mütter-Communites: „Durch das Muttersein habe ich mehr gelernt als jemals zuvor. Und es ist schwieriger und demütiger als alles, was ich je zuvor erlebt habe.“ Ebenso sprach Sheryl Sandberg über die ungerechte Diskriminierung von Müttern in der Gesellschaft und warum es wichtig ist, dass die Fähigkeiten von Eltern endlich anerkannt werden. Und dass Gleichberechtigung die Lösung des Problems ist. Am Ende bedankte sie sich bei uns Teilnehmern mit dem Satz „Das war die nettestes Stunde, die ich seit langen hatte.“
Mich hat das Kick Off-Treffen in San Francisco sehr motiviert, unsere Community „Echte Mamas“ noch weiter voranzutreiben und mich noch intensiver dem Thema „Community Building“ zu widmen. Und ganz nebenbei habe ich durch das „Facebook Leadership Program“ auch noch 114 neue inspirierende Freunde auf der ganzen Welt gefunden.
Image-Credits: Facebook