Gastbeitrag von Jens Wiese, Tourismusmarketing Digital
Schon vor einiger Zeit hat Facebook – pardon Meta – auf den eigenen Plattformen begonnen Avatare für Nutzer einzuführen. Den Start machte Oculus mit der eigenen 3D-Welt, in der jede*r Nutzer*in eine*n digitalen Repräsentant*in benötigte. Weiter ging es mit Facebook und Instagram, wo Kommentare und Beiträge mit eigenen Abbildern in diversen Posen versehen werden konnten.
Und während viele Nutzer*innen zuerst einmal damit beschäftigt waren, sich selbst mehr oder weniger perfekt nachzubauen – Passt mein Kinn? Warum kann man da keine Nasenstecker haben – zeigen Studien, dass sich die Realität des Menschen durch Abweichungen im Auftreten seines virtuellen Abbildes verändern kann. Bekannt ist dieses Phänomen unter dem Namen „Proteus-Effekt“.
Ganz konkrete haben Forscher*innen zum Beispiel herausgefunden, dass (Rad-)Sportler*innen in einer virtuellen Sportaktivität mehr Leistung abrufen konnten und weniger angestrengt waren, wenn sie durch einen besser trainierten Avatar repräsentiert wurden.
Sportlicher Avatar fördert reale Leistung
Zusätzlich ermöglicht es die Anonymität der sozialen Netzwerke, dass Nutzer*innen ihr eigenes Aussehen „verändern“ können. Meistens zu ihren Gunsten oder nach ihren Träumen. In einigen Computerspielen trifft man deshalb durchaus auf Avatare, die der Fantasie entsprungen scheinen und durchaus mal die Gestalt eines Tieres oder Fabelwesens annehmen können.
Soweit ist es bei Meta noch nicht. Die Vorgaben sind noch relativ eng und beschränken sich auf menschliche Gesichter und Körperformen. Trotz allem kann geschummelt werden. Sei es bei der Größe der Glatze, der Breite der Taille oder sonstigen Attributen.
Und während wir bei Augenform, Haarfarbe und Mundform unseren Vorstellungen freien Lauf lassen könn(t)en, wird der Wunsch nach Individualisierung bei der Kleidung eingebremst. Insgesamt 150 Outfits stehen für alle Geschlechter und Kulturkreise zur Verfügung. Da ist es nicht unwahrscheinlich, dass man schnell jemand weiteren mit demselben grauen Shirt und Blue-Jeans (aka the Zuck-Dress) sieht.
Meta Avatars Store mit digitalen Outfits
Dem will Meta nun mit einem eigenen „Meta Avatars Store“ begegnen. So verkündet es zumindest Zuckerberg vergangenen Woche auf Facebook.
Durch eine Kooperation mit Modelabels wie Prada, Balenciaga und Thom Browne sollen Nutzer*innen die Möglichkeit bekommen das eigene Aussehen mit exklusiven Designklamotten anzupassen. Ob es weitere Marken geben wird, wahrscheinlich. Viele werden es aber nicht sein, möchte Meta nicht die Exklusivität des Angebots unterwandern.
Noch ist nicht bekannt, zu welchen Preisen die einzelnen Outfits über die virtuelle Ladentheke gehen werden. Facebooks Ziel wird wohl die Balance zwischen „für viele gerade so noch akzeptabel“ und „Statussymbol“ sein. Also vielleicht irgendwo zwischen 50 und 150 USD.
Dass der Plan aufgehen könnte, zeigen bereits die Kommentare unter Zuckerbergs Ankündigungspost:
„My avatar is going to dress so much better than IRL me!“
„Need good shoes. Lots of them. :)“
„Yes, I can finally afford Balenciaga 😎„
„Can’t wait to try on that Prada fit!🙌🏾🙌🏾“
Zusätzlich kommt hier auch der oben erwähnte Proteus-Effekt ins Spiel. Wer sich als Avatar „teuer“ kleidet und dadurch in seinem virtuellen Verhalten verändert, wird das vielleicht auch in der „echten“ Welt wollen und zu den entsprechenden Marken greifen.
Aber aufpassen bei der Klamottenwahl: Zumindest im Oculus Metaverse haben die Avatare bis heute keinen Unterkörper. Kauft die Outfits also lieber nicht, nur weil ihr die Hose oder den Rock so cool findet …
Auf Instagram, Facebook und Messenger
Wann wir den Shop in Deutschland, Österreich oder der Schweiz erleben können? Das kann dauern. Bis heute ist es bei uns nicht möglich Produkte im Facebook oder Instagram Shop von Marken zu erwerben. Und das, obwohl die Shops bereits vor über 5 Jahren vorgestellt wurden. Die Frage, ob nun Gucci oder Prada die hübschere Handtasche für unseren Avatar anbietet, stellt sich also bis auf Weiteres (leider) nicht.
Trotzdem könnte aber genau diese Individualisierung für die Akzeptanz und den Durchbruch des Metaverse entscheidend sein. Denn wer möchte, dass Menschen die virtuelle Realität nicht nur akzeptieren, sondern in ihr „leben“ muss die Möglichkeit geben sich dort nicht nur zu zeigen, sondern auch nach eigenen Wünschen zu verwirklichen.
Komm, wie du bist, bleibe wie du sein willst – mit Meta Avataren.
* Hinweis: Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag. Es besteht keine bezahlte Kooperation.