Facebook kauft Giphy: Die Auswirkungen für Unternehmen

Facebook kauft Giphy für geschätzte 400 Millionen US$.

GIPHY, a leader in visual expression and creation, is joining the Facebook company today as part of the Instagram team. GIPHY makes everyday conversations more entertaining, and so we plan to further integrate their GIF library into Instagram and our other apps so that people can find just the right way to express themselves. [Quelle]

In der letzten Finanzierungsrunde lag die Bewertung wohl noch bei 600 Millionen US$. Damit ist der Preis gar nicht so schlecht. Facebook will Giphy als eigenes Unternehmen innerhalb von Instagram weiter führen und vor allem erstmal diese Verbindung stärken. Ein Großteil des Traffics (geschätzte 50 %) von Giphy kommt aus den diversen Facebook-Apps und davon wiederum ein großer Teil von Instagram. 

Für Unternehmen, die auf Facebook, Instagram und Giphy aktiv sind, dürfte sich in Zukunft ein bisschen etwas ändern. Wir haben mal ein paar mehr oder weniger konkrete Vermutungen aufgestellt.

1. Bessere Integration in Instagram 

Steht so auch ganz klar in der Pressemeldung.

By bringing Instagram and GIPHY together, we can make it easier for people to find the perfect GIFs and stickers in Stories and Direct. Both our services are big supporters of the creator and artist community, and that will continue. Together, we can make it easier for anyone to create and share their work with the world. [Quelle]

Warum ist das cool? Weil die Integration bisher gewissen Limitierungen der Schnittstellen unterlag. Das kann jetzt Instagram gestalten wie es möchte. Wer schon mal selbst GIFs für Instagram erstellt hat weiß, dass es hier diverse Probleme und Baustellen gibt. Alleine die schlimme und kaum nachvollziehbare Suche… das dürfte mittelfristig (!) jetzt besser werden. 

2. Mehr Daten für Facebook  

Dafür hat Facebook schon am ersten Tag nach der Übernehme viel Kritik aus der Politik einstecken müssen. In den USA mehren sich die Stimmen, dass Facebook keine großen Firmen übernehmen sollte, während ältere Übernahmen noch untersucht werden. 

„Facebook keeps looking for even more ways to take our data. Just like Google purchased DoubleClick because of its widespread presence on the internet and ability to collect data, Facebook wants Giphy so it can collect even more data on us.“US Demokrat Josh Hawley via The Verge

Klar ist allerdings: GIFs haben eine enorme Verbreitung. In Facebook, in Instagram, im Messenger, aber eben auch bei Tinder, Twitter, Slack, Reddit, u.v.m. – ein großer Teil der Dienste, die GIFs nutzen, haben diese über GIPHY im eigenen Dienst integriert. Dafür gibt es eine eigene Schnittstelle, die GIPHY API, und über diese weiß Facebook nun, welche GIFs wo genutzt werden. Kein richtiger Trackingpixel, aber doch ein kleiner Fühler …

3. Giphy-Brand-Channels-Integration

Die Brand Channels sind der Weg um eure GIFs in Instagram zu bekommen. Wir haben hier ein Tutorial wie ihr GIFs in Instagram (und andere Netzwerke) integrieren könnt. Es steht zwar nichts davon in der ersten Pressemeldung, aber die Verbindung von Giphy-Brand-Channel, einem Instagram-Business-Account und einer Facebook-Seite liegt nahe. 

Der Weg dahin wird aber kein schneller sein. Zur Erinnerung: Facebook hat Instagram im Jahr 2012 gekauft. Es hat dann 4 Jahre – ja 4 Jahre! – gedauert, bis es Business Accounts gab. 6-7 Jahre, bis die Accounts relativ verknüpft waren. 

(Anmerkung: Wir haben hier auch ein Tutorial wie ihr ganz ohne Giphy Accounts eigene Logos oder Grafiken in eure Story bekommt.)

4. Freigabeprozesse

Erinnert ihr euch noch, wie Facebook Anfang 2018 die Verbindung zu Giphy quasi über Nacht kappte und die GIF Suche für mehrere Tage offline nahm?

Das Problem waren damals rassistische GIFs, die ohne weitere Kontrolle über Giphy geteilt werden konnten und so auch ihren Weg auf Instagram fanden. Noch im November 2019 fanden Forscher illegale GIFs auf der Plattform, welche über spezielle Hashtags und Suchmaschinen geteilt wurden.

Wenn Facebook nicht in Kürze wieder Probleme mit Regierungsorganisationen bekommen möchte, müssen sie dieses Problem so schnell wie möglich angehen. Eine Lösung: Automatische und halbautomatische Freigabeprozesse, wie es sie auch an anderer Stelle (etwa bei Anzeigenkampagnen) bereits gibt.

Für Unternehmen könnte dies bedeuten, dass hochgeladene GIFs nicht mehr sofort, sondern erst nach einigen Stunden zur Verfügung stehen.

5. Keine Facebook Ads in Giphy

Das ist jetzt auch ein bisschen Glaskugel: Aber wir gehen mal nicht davon aus, dass Facebook über Anzeigen auf Giphy.com wirkliches Geld verdienen möchte. Deshalb gehen wir auch nicht davon aus, dass hier jetzt total viele Anzeigen (aus dem Audience Network) auftauchen.

Die Nutzung von Giphy findet kaum auf der Webseite oder in der App statt, sondern primär in anderen Apps wie eben Instagram, dem Messenger oder WhatsApp. Das Anzeigengeschäft dürfte also vernachlässigbar sein.

Giphy hat keine richtige Anzeigenbuchung für das eigene Portal. Partnerschaften können angefragt werden, aber eine direkt Buchung gibt es nicht. Dementsprechend klein dürfte das Geschäft noch sein.

6. Kurzfristig passiert nichts

Nach so einem Kauf passiert erstmal nicht viel. Es gab einige Unternehmen die Facebook gekauft hat und dann ziemlich schnell integriert und abgeschaltet. Unterschied war hier aber: es war von Anfang an klar und wurde auch so kommuniziert. Über so einen Status ist Giphy mit der aktuellen Beliebtheit aber auch weit hinaus. 

Erstmal bleibt Giphy so wie es ist. Die größten Änderungen können wir vermutlich bei Punkt 1 betrachten. Alles andere kommt dann erst viel später. Der Dienst und die APIs bleiben erhalten: 

We’ve used GIPHY’s API for years, not just in Instagram, but in the Facebook app, Messenger and WhatsApp. GIPHY will continue to operate its library (including its global content collection), and we’re looking forward to investing further in its technology and relationships with content and API partners. People will still be able to upload GIFs; developers and API partners will continue to have the same access to GIPHY’s APIs; and GIPHY’s creative community will still be able to create great content. [Quelle]

Philipp Roth
Philipp Rothhttps://www.linkedin.com/in/philipproth/
Philipp war einer der Gründer von AllFacebook.de und hat sich sich 2021 von AllFacebook getrennt. Er ist diesem Blog als Gastautor treu geblieben. Durch über 10 Jahre Erfahrung ist einer der bekanntesten Experten zum Thema Social Media Marketing, berät Unternehmen, organisiert Workshops, hält Vorträge und realisiert viele der heute sehr erfolgreichen Auftritte auf Facebook, Instagram, TikTok, WhatsApp und LinkedIn.

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1 Kommentar

  1. Hoffentlich etabliert Giphy dann mal endlich eine vernünftige Lösung Agency Accounts. Mein einer Account wurde bereits eingefroren, einen anderen von einem physischen Shop bekomme ich einfach nicht durch die Freigabe – weil keine Web-Adresse existiert (Betreiber nützt FB und IG als Website und das reicht in dem Fall auch vollkommen). Support gleich Null, Giphy ist einfach der letzte Dreck was da betrifft.

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