– Gastbeitrag von Marvin Mennigen –
Google Analytics ist wohl das Online-Tool der ersten Wahl, wenn es um die Analyse der Besucherströme auf der Website geht. Facebook kann, sofern optimal eingesetzt, ein sehr guter Traffic-Lieferant sein. Mittels Google Analytics erfährt der Seitenbetreiber, wie viele Besucher tatsächlich über Facebook auf die Website gefunden haben. Darüber hinaus eröffnen sich noch weitere Möglichkeiten …
Simple Identifizierung des Facebook-Traffics
Google Analytics ist von Werk aus mit einer Vielzahl von Berichten, die unterschiedlichste Analysen möglich machen, ausgestattet. Sofern individuelle Analyse-Ansätze bestehen, können Berichte mit Filtern versehen und gänzlich individualisiert werden. Zur reinen Identifizierung des Facebook-Traffics genügt es jedoch, den folgenden Standardbericht über das Menü aufzurufen:
Akquisition > Alle Zugriffe > Channels > Social > Facebook
Auf diese Weise erhält der Analytics-Nutzer zunächst einen Überblick über die Anzahl der Sitzungen und über das Verhalten der Besucher (Seiten/ Sitzung, Absprungrate, Besuchsdauer etc.), die über Facebook auf die Website gefunden haben.
Facebook im Vergleich zu anderen Traffic-Kanälen
Um die Traffic-Daten noch besser bewerten zu können, ist es ratsam, die Daten des Facebook-Kanals mit denen anderer Kanäle wie „Organic Search“, „Paid Search“ oder „Direct“ und „Referral“ zu vergleichen. Für diese Analyse reicht ebenfalls der Aufruf eines Standardberichts in Google Analytics aus:
Akquisition > Alle Zugriffe > Channels
Hierbei ist lediglich darauf zu achten, als primäre Dimension „Quelle/ Medium“ statt „Default Channel Grouping“ auszuwählen. Dadurch werden die Traffic-Daten weiter heruntergebrochen.
Weitere, sinnvolle Auswertungsmöglichkeiten
Natürlich möchten Seitenbetreiber genauer wissen, welche Personen sich hinter den Daten verbergen. „Aus welcher Region Deutschlands kommen die Besucher?“, „wie alt sind sie?“, „welche Technologien setzen sie ein?“ – all das sind Fragen, die mit Hilfe von Google Analytics relativ leicht beantwortet werden können.
Demografische Merkmale
Google Analytics bietet optional die Möglichkeit, demografische Merkmale der Besucher auszuwerten. Dazu zählen vor allem das Alter und das Geschlecht des Besuchers. Auf Grund seines Surf-Verhaltens fällt jeder Besucher in ein spezielles Raster. Die daraus resultierenden Daten sind selbstverständlich nicht hundertprozentig, können aber in der Masse durchaus Aussagekraft entwickeln. Zur Analyse der demografischen Merkmale ist eine einmalige Aktivierung in der Verwaltung erforderlich:
Verwaltung > Property-Einstellungen > Werbefunktionen
Nach Aktivierung dieser Funktion stehen mit „Alter“ und „Geschlecht“ weitere wertvolle Informationen über die Besucher zur Verfügung. Der Standardbericht ist unter „Zielgruppe > demografische Merkmale > Alter“ zu finden. In dieser Auswertung sind sämtliche Besucher einbezogen und in Altersgruppen unterteilt.
Diese Daten beziehen sich erst mal auf alle Kanäle. Um ausschließlich Daten der Facebook-Besucher abfragen zu können, sind zwei weitere Schritte notwendig:
1. Sekundäre Dimension
Die sekundäre Dimension ermöglicht es, neben der Dimension „Alter“ eine weitere Datenbasis auszuwählen. Damit der Facebook-Traffic analysiert werden kann, sollte die sekundäre Dimension „Quelle“ ausgewählt werden.
2. Filter
Im zweiten Schritt wird ein Filter angelegt, der sich ausschließlich auf Facebook als Besucher-Quelle beschränkt:
Ergebnis
Auf Basis dieser Konfiguration wird ausschließlich der Facebook-Traffic in Kombination mit dem emografischen Merkmal „Alter“ angezeigt. Das Beispiel zeigt die Auswertung eines Online-Shops für Mode. Erwartungsgemäß sind die Besucher zum Großteil der Altersgruppe von 18 – 24, und damit einem sehr jungen Publikum zuzuordnen. Es fällt jedoch auf, dass das Publikum über 24 Jahre deutlich interessierter zu sein scheint. So sind die Absprungraten niedriger und die Seiten/ Sitzung sowie die durchschnittliche Sitzungsdauer deutlich höher, als beim jüngeren Publikum.
Daraus könnten Maßnahmen resultieren, die darauf abzielen, dass jüngere Publikum besser abzuholen und Inhalte oder Produkte bereitzustellen, die für sie interessant sind. Andererseits könnten die Facebook-Aktivitäten für das Publikum über 24 Jahre erhöht werden, um höhere Besucherzahlen dieser Altersgruppe erzielen zu können.
Mobile Geräte
Die Auswertung der angewendeten Geräte kann ebenfalls sehr erkenntnisreich sein. Der entsprechende Standardbericht findet sich unter „Zielgruppe > Mobil > Übersicht“ und kann ebenfalls mit der oben abgebildeten Filter-Konfiguration belegt werden.
Das Ergebnis ist eine Übersicht eingesetzter Geräte wie Desktop, Tablet und Mobile. Hier ist es besonders empfehlenswert, auf Anomalien in den Daten zu achten. Verhalten sich Desktop-Besucher anders als mobile-Besucher? Das folgende Beispiel lässt reichlich Interpretationsspielraum:
Auffällig: Die Absprungrate der Besucher, die über mobile Endgeräte auf die Website gelangen, ist im Vergleich zu Desktop-Besuchern wesentlich höher. Das spiegelt sich auch in den Seiten/ Sitzung und der durchschnittlichen Besuchsdauer wieder. Ein klares Indiz dafür, dass die Website nicht optimal auf mobile Besucher abgestimmt worden ist. Und das, obwohl ein Großteil des Facebooks-Traffics der Kategorie „Mobile“ zuzuordnen ist. Ein denkbar schlechtes Ergebnis, das jedoch reichlich Optimierungspotenzial in sich birgt.
Fazit
Die Standardberichte in Google Analytics geben einen guten Überblick über grundsätzliche Kennzahlen der Web-Analyse. Wirklich interessant wird es, wenn die Daten weiter heruntergebrochen werden, sodass Anomalien aufgedeckt werden können. Hieraus können sinnvolle Optimierungsmaßnahmen abgeleitet werden, die weit über Standard-Maßnahmen der Suchmaschinenoptimierung hinausgehen.
Über den Autor:
Marvin Mennigen ist Online-Marketing-Freelancer und bietet seine Leistungen unter www.web-malocher.de an. Marvin hat sich auf die Bereiche Suchmaschinenoptimierung, Web-Entwicklung und Web-Analyse mit Google Analytics spezialisiert. Neben eigenen Online-Projekten berät er Unternehmen unterschiedlichster Branchen und Größen.
Uns ist aufgefallen, dass es große Unterschiede gibt bei der Auswertung von FB-Anzeigen (Karussell-Anzeigen), die auf Websites führen: Google Analytics und Facebook zeigen hier teilweise extreme Unterschiede an, was die Anzahl der Klicks bzw. Sitzungen betrifft. Und zwar immer nach dem gleichen Schema: Facebook zeigt in seinen Tools viel höhere Klickzahlen an als Google Analytics Sitzungen von Facebook zeigt. Klar ist, dass User in den Karussell-Anzeigen auf mehrere Tabs klicken können in kurzer Zeit und dass das dann nur als eine Sitzung in GA gewertet wird. Aber bei uns waren die Unterschiede teilweise so extrem, dass das alleine keinesfalls eine Erklärung sein kann. Laut unseren Recherchen ist dieses Problem bekannt und tritt offenbar systematisch auf, wobei oft ein Unterschied von ca. 40 % genannt wird. Oft wird es auch erklärt mit den Wechsel von HTTP zu HTTPS und den damit auftretenden Problemen beim Auslesen. Gibt es hier vielleicht Inputs zu der Frage? Das würde uns sehr helfen. Vielen Dank!
Hey Christoph. Das kann tatsächlich daran liegen, dass der Referrer von https:// zu http:// verloren geht. Das weitaus größere „Übel“ ist jedoch, dass Traffic aus mobilen Apps meist nicht zugeordnet werden kann. So zählt Google Analytics Zugriffe aus Apps oft als „Direct Traffic“. Wenn du dir anschaust wie viel % der Facebook-Nutzer mobil unterwegs sind wirst du schnell merken wie groß dieser Impact sein kann. Wenn du in Google Analytics wirklich 100%ig nachvollziehen willst wie viele Nutzer von Facebook kommen musst du mit UTM-Tracking-Parametern arbeiten.
Hi Christoph,
das, worauf du anspielst, nennt sich „Dark Social“. Hier auf allfacebook.de gibt es dazu den ein oder anderen Artikel. Siehe: https://allfacebook.de/zahlen_fakten/dark-social
Viele Grüße
Marvin
„Zur reinen Identifizierung des Facebook-Traffics genügt es jedoch, den folgenden Standardbericht über das Menü aufzurufen: Akquisition > Alle Zugriffe > Channels > Social > Facebook“
Das ist so leider nicht korrekt, denn ohne weiteres Zutun wird nicht der gesamte Traffic als Facebook-Traffic in Google Analytics erkannt werden. Grund dafür ist, dass Google Analytics Traffic aus Apps oft als „Direct Traffic“ erkennt. Außerdem kann es sein, dass Traffic aus Facebook (von https://) auf der eigenen Seite ohne https:// als „Direct Traffic“ erkannt wird. Wer wirklich sicherstellen will das der gesamte Traffic ordentlich zugewiesen werden kann muss mit UTM-Tracking-Parametern arbeiten.