Die Auseinandersetzungen zwischen TikTok und der Europäischen Kommission gehen in die nächste Runde. Nachdem TikTok Anbieter ByteDance jüngst vor dem Europäischen Gerichtshof mit einer Widerspruchsklage gegen die Einstufung als Gatekeeper scheiterte, muss das Unternehmen diesmal die App TikTok Lite in der EU einstellen. Mehr über die Hintergründe zum TikTok-Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof findest du hier im AllSocial Blog.
TikTok Lite: EU äußerte Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit von Minderjährigen
TikTok Lite ist eigentlich eine abgespeckte Version der vollumfänglichen TikTok App. Es wurde für langsamere Internetverbindungen entwickelt und die App benötigt weniger Arbeitsspeicher bzw. Speicherplatz auf dem Smartphone. Eine Besonderheit der App ist ihr Belohnungsprogramm. Bestimmte Aktivitäten wie Videos anschauen werden mit digitalen Münzen belohnt, die sich wiederum gegen Amazon Gutscheine eintauschen lassen.
Aus Sicht der EU-Kommission besteht dadurch – vor allem für Minderjährige – eine erhebliche Suchtgefahr aufgrund einer mit der App einhergehenden erhöhten Bildschirmzeit. Außerdem bemängelt die EU-Kommission eine mangelhafte Überprüfung des Alters der User*innen. Dies könne eine Suchtverhalten simulieren und sich nach Worten der EU-Kommission sich auf “die geistige und körperliche Gesundheit der Nutzer*innen auswirken” und gerade für Minderjährige sei dies “von Belang, die möglicherweise eine erhöhte Sensibilität gegenüber solchen Merkmalen haben.”
EU wendet den Digital Services Act an
Die Rücknahme der TikTok Lite App ist außerdem eine Konsequenz aus der erstmaligen Anwendung des Digital Services Act. Die EU-Verordnung betrifft Online-Plattformen und deren digitale Inhalte, wie Social Media Plattformen, Online-Marktplätze oder App-Stores.
Ziel des Digital Services Act ist es, die Sicherheit der User*innen auf diesen Plattformen bzw. bei der Nutzung dieser Dienste zu erhöhen, illegale Inhalte zu verhindern und einen fairen Wettbewerb im Internet zu gewährleisten.
TikTok verpflichtet sich zur dauerhaften Einstellung der Lite Rewards in der EU
Im Zuge dieser Aufforderung hat sich TikTok verpflichtet, Lite Rewards einzustellen und keine ähnlichen Programme einzuführen, um das Aus der Lite Rewards zu umgehen. Diese Zusage hat die EU-Kommission jetzt für rechtlich bindend erklärt. Dies bedeutet, dass jeder Verstoß seitens TikTok gegen diese Verpflichtung ab sofort einen Verstoß gegen den Digital Services Act darstellen würde. Die wichtigsten Auswirkungen des Digital Services Act auf das Social Media Marketing haben wir dir hier in einer Übersicht zusammengestellt.
EU wird TikTok weiterhin beobachten
Neben der Verkündung, dass die Verpflichtungen von TikTok nun rechtlich bindend sind, gab die EU-Kommission bekannt, die Einhaltung der Vorgaben nun sorgfältig überwachen zu wollen. Parallel dazu wird die EU-Kommission auch weiterhin beobachten, ob TikTok alle Vorgaben bezüglich des Jugendschutz gemäß dem Digital Services Act auf seiner Social Media Plattform einhalten wird. Auch andere Plattformen sind derzeit von EU Verfahren betroffen, unter anderem X (vormals Twitter), dessen Verifizierung die EU nach aktuellem Stand als irreführend erachtet.