Fünf Facebook Marketing Mythen – Mythos 5

Credits: reckmann / photocase.com
Credits: reckmann / photocase.com

Diese Woche soll es jeden Tag einen Facebook Marketing Mythos geben, den wir hier entzaubern wollen. Damit wollen wir nicht nur einige Vermarkter auf den Boden der Tatsachen zurück holen, sondern auch Marketing- und Agenturmitarbeitern eine kleine Argumentationshilfe an die Hand geben.

Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie. Alle bisher veröffentlichten Artikel finden sich hier.

Mythos 5: Verstöße bleiben ungeahndet

Lange lange Zeit hat sich Facebook nur auf eines konzentriert: Wachstum um jeden Preis. Dabei wurden Nebenkriegsschauplätze wie etwa der Schutz persönlicher Daten aber auch Verstöße gegen diverse Richtlinien, Regeln und Gesetze sowohl durch Facebook selbst als auch durch deren Nutzer fast immer ignoriert und übergangen.

Doch die Zeiten ändern sich. Facebook bereitet sich auf einen (mittelfristig) kommenden Börsengang vor und kann schlechte Presse inzwischen nicht mehr so einfach ignorieren, wie noch vor einem Jahr.

Da Facebook personell nach wie vor stark unterbesetzt ist – ca. 3000 Mitarbeiter auf 600 Mio Nutzer -, und die Menge an eingestellten Inhalten / Fanpages / Wettbewerben niemals überprüfen kann, wurden neue Wege etabliert. So sind seit einigen Monaten voll und halbautomatische Systeme aktiv, welche sowohl Fanpages als auch Anwendungen abschalten (können). Konkret bedeutet dies: Ein Algorithmus entscheidet an Hand verschiedener Faktoren, ob eine Anwendung oder Page nun gut der böse ist.

Zu diesen Faktoren zählt: 

  • „Melden“ – Benachrichtigungen
  • „Bewertungen“ von Apps
  • Fanwachstum
  • „ungewöhnliche“ Interaktionsraten bei einzelnen Beiträgen
  • „ungewöhnliche“ Nutzungsraten bei Anwendungen
  • „ungewöhnliche“ Nutzung von einzelnen Funktionen in Anwendungen (besonders Einladungen, Posts im Streams)

Dieser Algorithmus verschickt an die Administratoren von Fanpages und an die Entwickler von Anwendungen meistens (aber scheinbar nicht immer) Verwarnungsmails. In diesen wird der Admin darüber informiert, dass auf seiner Seite was nicht stimmt und dass der Administrator 48 Stunden Zeit hat das Problem zu beheben und sich zu melden.

Gerade da es sich um ein automatisches System handelt, ist es nur sehr schwer herauszufinden, gegen welche Regeln man nun verstoßen haben soll. Rückfragen sind kaum möglich. Wichtig ist es jedoch zu reagieren und auch auf diese Mail zu antworten.

Konsequenzen die folgen können sind:

  • Deaktivieren der Applikation
  • Löschen der Applikation
  • Sperren des Publishers der Page
  • Komplettes Sperren der Seite für die Administratoren
  • Löschen der Facebook Page
  • Sperren des Administrators
  • usw…

Da wir bereits erwähnt nicht immer eine Vorwarnung durch Facebook kommt, und der Kontakt zu Facebook sehr schwierig ist, treffen solche Probleme oft bei uns per Mail ein. Besonders bei Gewinnspielen ist es in den letzten Monaten vermehrt zu Sanktionen gekommen. Die Sperrung des Publisher oder einer App für 1-2 Wochen ist da noch ein „kleines“ Übel. Wir haben auch schon die Löschung von Pages mit über 25.000 Fans ohne Vorwarnung erlebt (unwiederbringlich!). Auch wenn viele Verstöße noch ungeahndet unterm Radar von Facebook durchgehen, den Betroffenen hilft ein „Aber, Unternehmen XY macht es doch auch so!“ nur sehr wenig.

Merke: Auf eine Verwarnung antworten! Vorsichtig mit Gewinnspielen. Vorsichtig mit zu offenen Umgang von Einladungen und Posts in Anwendungen. Und generell – Richtlinien lesen…

Aber auch außerhalb der Plattform greift Facebook nun durch. So hat die Plattform inzwischen auch einen deutschen Anwalt engagiert um gegen Verletzungen der Facebook Namensrechte, sei es in Domainnamen oder aber für Veranstaltungen wie Messen und „Facebook-Partys“, vorzugehen. Aufmerksame Beobachter haben sicher bemerkt, dass die ein oder andere Facebook-Domain inzwischen abgeschaltet wurde. Die Betroffenen haben nach Erhalt des Schreibens nur wenig Zeit die Domain an Facebook zu übertragen und eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Unbestätigten Berichten zufolge sind bei Facebook weltweit noch mehrere zehntausend solcher „Copyright Infringements“ in der Pipeline. (Informationen dazu wie der Name Facebook oder auch Logos genutzt werden dürfen findet ihr hier)

Damit endet unsere kleine Mythenserie für diese Woche. Auf unserer Liste haben wir aber noch einige weitere, über die ihr in den Kommentaren (oder auch gerne einem Gastbeitrag) diskutieren dürft:

  • Facebook Marketing findet nur online statt
  • Mit Facebook Marketing lerne ich meine Zielgruppe kennen
  • Der Kunde besucht meine Fanpage regelmäßig
  • Was ich schreibe sehen alle meine Fans
  • Dabei sein ist alles AKA Strategie machen wir später

Kennt ihr weitere Mythen?

Jens Wiese
Jens Wiesehttps://jens-wiese.net/
Jens hat Allfacebook.de mitgegründet und war dort 12 Jahre lang als Chefredakteur tätig. Mit den Impact Cards hat er eine Lösung vorgestellt, die es jedem Social Media Manager erlaubt eine eigene Social-Strategie zu erstellen. Unabhängig von Beratern und Agenturen.

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15 Kommentare

  1. Diesen Prozess zu Automatisieren ist in meinen Augen total gegen das Soziale Prinzip was Facebook gross gemacht hat. Stellt euch mal vor ihr baut eine Seite auf mit 100.000 Usern. Im politischen Bereich ist ein Kontrathema gleich einer riesen Flut an Meldungen ausgesetzt und wenn die dann einfach gesperrt wird, wer bezahlt dann diese ganze Arbeit!? Unvorstellbar, da rate ich mal jedem gleich eine dicke Rechtsschutzversicherung zu machen und die Pages aktiv zu Back-uppen.

    So nach dem Motto: „Versichern sie ihre Facebook-Seite“

  2. @Alex – Stimme ich dir zu, das mit der Flut an Postings bei einem brisanten Thema könnte ein Problem werden… Vielleicht wird nur automatisch gescreent und das sperren an sich muss von einer „echten Person“ abgesegnet werden?

    Und was meinst du mit „aktiv back-uppen“?

    Lg,
    Andreas

  3. Ach wenns doch nur so wäre, grad im Bereich Gewinnspiele versagen die Bots von FB. Namenhafte Firmen treiben da was sie wollen und wenn wir sie drauf hinweisen und fuer echtes kleines Geld ihnen eine legale Lösung verkaufen wollen, werden wir ausgelacht, da FB doch eh „nix macht“….

  4. @Andreas – hab da gerade was gefunden auf allfacebook.de vom Jänner 2011- https://allfacebook.de/pages/facebook-page-backup-backupify-veroffentlicht-tool-zur-sicherung-der-fanpage-inhalte/comment-page-1#comment-29214
    (An allfacebook.de – gibt es da schon neue Erkenntnisse zu dem Tool Backupify? – Da wäre ein neuerlicher Test sicher sehr Interessant und am nabel der Zeit. – Ich denke nach dem Mythos5-Bericht machen sich einige Leute Sorgen um ihre Seiten…)

    Andreas, ich denke wenn es zu einer Sperrung kommt und Facebook darauf nicht reagiert, dann wird der Betreiber, wo schon einiges an Geld und Zeit investiert hat in die Seite, weitere rechtliche Schritte einleiten. Um das umzusetzen wird es notwendig sein auf die Produzierten Inhalte zurückzugreifen. Es sind dann zwar aussagekräftige Statistiken vorhanden aber mit dem produzierten Inhalten wird es dann leichter sein die Seite wieder zu beleben oder Schadenersatz zu fordern. Ausserdem kann man dann ja auch Stammfans wiederbeleben insofern das Backuptool die Kommentarlinks und „GefälltMir-Links“ zu den jeweiligen Profilen sichert.

  5. @Alex @Andreas – Ein Backup bringt eigentlich auch nichts wenn man es nicht wieder einspielen kann, dies kann noch keine Anwendung leisten.

    @Alex – so simple ist der Algorithmus dann auch nicht. Das von dir genannte Beispiel ist doch eines welches sehr schnell als „echt“ und nicht als Regelverstoß erkannt wird weil viele unterschiedliche Personen diskutieren und aktiv sind. Es geht beim Algorithmus viel mehr darum automatismen zu erkennen und massenhaft abgesetzte gleiche Posts zu vermeiden die nichts mit dem sozialen Charakter von Facebook zu tun haben… bei Pages schlagen hier ganz andere Mechanismen als bei Anwendungen. So werden Pages auch nur selten gesperrt, meist ist der Verstoß da schon klar zu erkennen…

  6. @Phillipp – danke für die ausführliche Information.

    habe gerade das Backupify getestet in meinem „Testaccount“. Scheint noch immer in den Kinderschuhen zu stecken. Erkennt meine Testseiten nicht. Auch die Zugriffsrechte sind höchst Fragwürdig: Warum sollten sie zB Zugriff auf meine Freundesliste benötigen?

  7. Ich denke mal bei dem Algorithmus werden sicherlich auch viele „unschuldige“ angeschrieben. Warum so umständlich? Es gibt doch auf Facebook Seiten, die nichts anderes machen als alle Gewinnspiele zu suchen und zu posten. Da sind massenhaft nicht Richtlinien konforme dabei und sie werden praktisch auf dem Silbertablett präsentiert.

  8. Ein weiterer Mythos (?), vielleicht könnt Ihr das bei Gelegenheit mal aufgreifen: Das Verhältnis von Facebook-Nutzern zu Facebook sei im Prinzip das gleiche wie das von Twitter-Nutzern zu Twitter. Was bedeutet, man müsse sich nicht so viel Mühe machen, Nachrichten speziell „facebook-gerecht“ zu texten, Twitter-Nutzer und Fb-Nutzer würden ganz ähnlich ticken…

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