Gastbeitrag von Jens Wiese, Tourismusmarketing Digital
Neben der jährlichen Entwicklerkonferenz f8 gibt es von Meta inzwischen ein weiteres Format. Die Meta Connect befasst sich mit allem rund um Virtuelle-, Argumented- und Mixed Reality. Die Ausgabe 2022 ist diese Woche über die „virtuelle“ Bühne gegangen.
Wie bereits erwartet, hat Mark Zuckerberg in seiner Keynote bei der Meta Connect 2022 zusammen mit einigen leitenden Meta Mitarbeitern die nächste Generation des Oculus Headsets vorgestellt: Meta Quest Pro.
Die Meta Quest Pro bringt einige neue Funktionen mit, welche vermeintliche Probleme der Vorgängerversion beheben. So gibt es jetzt unter anderem einen hochauflösenden Pass-Through-Modus, ein Gesichtstracking, sowie Controller, die ihre Position im Raum selbst bestimmen können. Und auch bei der Software hat sich einiges getan: Zum Beispiel Kooperationen mit Zoom und Microsoft, virtuelle Bildschirme, neue Avatare (jetzt mit Beinen) und Programmier-Bibliotheken, mit denen Avatare zwischen verschiedenen „Metaverse Welten“ wandern können.
Einige der Features sind noch „upcoming“. Es kann also durchaus noch ein paar Monate dauern, bis Entwickler und Nutzer darauf zugreifen können. Aber immerhin stehen sie auf der Roadmap.
Nutzer sind noch nicht da
Das Einzige, was jetzt noch fehlt, sind Nutzer (in großen Mengen). Nur die sind leider am „Horizon“ nicht zu sehen.
Ausschlaggebend dürften dafür zwei Gründe sein: Verfügbarkeit und Nutzen. Ein VR Headset, das ohne Zubehör 1.500$ kostet, ist zunächst einmal eins: zu teuer für die breite Masse. Kaufen werden es zu diesem Preis sicher nur ein paar extreme Fans und Agenturen, die ihre Kunden beeindrucken wollen. Als Weihnachtsgeschenk taugt es mit diesem Preis aber weniger. Ganz abgesehen davon, dass es in Deutschland eh nicht verkauft wird.
Metaverse als soziales Netzwerk der Zukunft
Viele sehen im Metaverse einen ähnlichen Technologie-Wendepunkt wie in der Einführung des iPhones. Dessen Verkaufspreis (mit Vertragsbindung) lag zur Einführung bei 499$ und wurde kurz darauf sogar auf 399$ gesenkt. Die fehlende (günstige) Verfügbarkeit für die breite Masse ist aber das Problem: Das Metaverse als soziales Netzwerk der Zukunft braucht Nutzer, die gemeinsame Erfahrungen sammeln können.
Warum ein VR Headset?
Die fehlenden Nutzer führen uns zum zweiten und möglicherweise noch wichtigeren Punkt: Die Suche nach dem Nutzen (oder Sinn) eines VR Headsets.
Und in diesem Bereich ist Meta leider völlig blank. Neben einzelnen Nischenanwendungen (Architektur, Kunst etc.) gibt es keinen Grund für den „Otto Normalverbraucher“ sich ein 1.500$ Headset zuzulegen.
Videokonferenzen? Da haben wir Zoom und Teams. Ganz ohne Face-Detection und Hand-Tracking.
Gemeinsames Arbeiten? Auch das geht mit bestehenden Lösungen sehr gut, beziehungsweise sogar besser.
Sport? Warum soll ich einen Sport mit einem über 700 Gramm schweren Headset (und zwei zusätzlichen Controllern) betreiben, wenn ich auch einfach raus, in ein Fitnessstudio oder den Sportverein gehen kann?
Spiele? Zugegeben, ein VR-Spiel ist noch eine andere Hausnummer als eine Konsole am Fernseher. Aber dann ist die Grafik und Auflösung der Konsole am Ende doch noch besser.
Zeitfenster verpasst
Ich glaube, es hätte ein kleines Zeitfenster gegeben, an der eine VR-Lösung erfolgreich gewesen wäre: zu Beginn der Pandemie. Als Social-Distancing noch geboten und wichtiger war – mit Lockdowns und plötzlichem Home-Office. Aber dieses Zeitfenster hat Meta verpasst. Und jetzt fehlt er: der Nutzen einer VR-Lösung.
Solange Meta nicht weiß oder erklären kann, wozu wir uns ins Metaverse stürzen sollen, solange wird es auch keinen Durchbruch geben. Aber vielleicht fällt das dem Konzern ja noch ein. Bis zur Meta Connect 2023.
* Hinweis: Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag. Es besteht keine bezahlte Kooperation.