Kommentare auf Facebook-Seiten verbieten

10 Jahre nach der Einführung der Facebook-Seiten kommt jetzt doch noch einmal eine wirklich überraschende Funktion hinzu. Bei einigen Facebook-Seiten ist es seit wenigen Wochen möglich die Kommentare unter Seitenbeiträgen einzuschränken oder gar zu verbieten.

Das kommt überraschend, da Facebook sehr lange darauf bestanden hat, Unternehmen und Facebook-Seiten genau so zu behandeln wie Nutzerkonten. Der Dialog auf Augenhöhe war immer die prägende Maxime. Durch diese Änderung (und einige andere in der Vergangenheit) wird die Facebook-Seite aber in der Kommunikation immer mehr über den Nutzer gestellt.

Tatsächlich ist es jetzt erstmals möglich eine Seite als reinen Push-Kanal zu betreiben. Ohne Kommentare, ohne Nutzerbeiträge auf der Seite und ohne die Möglichkeit Nachrichten an die Seite zu senden.

Für Community- und Social-Media-Manager ein Alptraum, für Geschäftsführer und Juristen mit Angst vor Kontrollverlust jedoch ein wahr gewordener Traum – mit einer harten Konsequenz: Setzen viele Unternehmen die Funktion in Zukunft ein, stirbt auf Facebook das „Social“ in „Social Media“.

Aus meiner Sicht ist das ein Schritt, den Facebook nicht hätte gehen müssen. Bereits jetzt gibt es über Filter die Möglichkeit Kommentare, die bestimmte (frei definierbare) Begriffe enthalten, auszublenden und zu moderieren. Damit lassen sich die allermeisten Problemfälle im Community-Management in den Griff bekommen.

Darüber hinaus gibt es immer noch die Möglichkeit Kommentare zu löschen und einzelne Nutzer für eine Seite zu sperren.

Wo finde ich die Funktion?

Wenn deine Seite diese Funktion (schon) hat, dann findest du sie bei jedem Beitrag oben rechts unter den drei Punkten. Dort heißt es gleich als erster Menüpunkt: Wer kann deinen Beitrag kommentieren?

Zur Auswahl stehen drei Optionen:

  • Öffentlich
  • Seiten, die du abonniert hast
  • Profile und Seiten, die du erwähnst

Wenn du hier die letzte Möglichkeit nutzt und niemanden im Post selbst markierst, kann auch niemand kommentieren.

Bis auf eine Ausnahme (und jetzt wird es wirklich konfus): Verifizierte Seiten und Nutzer können immer kommentieren. Egal, was eingestellt wird.

Achtung: Es gibt den Menüpunkt nicht, wenn du in der Business-Manager-Ansicht bist oder die Creator-Tools nutzt. Außerdem kannst du die Funktion nicht vorab einstellen, sondern immer erst nach der Veröffentlichung des Beitrags. Du musst also schnell sein.

Was sieht der Nutzer?

Der Nutzer sieht keinen „Kommentieren“-Button. Bekommt aber einen Hinweis auf die eingeschränkte Funktionalität. Allerdings wird dieser Hinweis den meisten Nutzern nicht weiterhelfen, da ihnen das Konzept des Erwähnens von anderen Seiten oder Profilen nicht bekannt und geläufig ist.

Wann sollte ich die Funktion nutzen?

Die Kurzform lautet: Nie.

Sobald du eine Facebook-Seite betreibst, öffnest du einen Kommunikationskanal und gibst auch ein Kommunikationsversprechen ab gegenüber deinen Fans und Followern. Versuchst du die Kommunikation bei einzelnen Beiträgen zu unterbinden, findet sie an anderen Stellen statt. Wenn du nicht konsequent für alle Beiträge die Kommentare abschaltest, werden die Kommentare dann unter anderen themenfremden Beiträgen landen.

Ein Beispiel: Wo möchtest du Kritik lieber haben? Auf deiner Facebook-Seite mit all ihren Moderationsmöglichkeiten oder in einem Bewertungsportal ohne jeden Einfluss?

Kommunikation sucht sich ihren Weg. Und wie wir von früheren Shitstorm-Geschichten wissen, wird sie um so lauter, desto mehr Widerstand sie erfährt. Das sind Szenarien, die man mit dem Abschalten der Kommentare heraufbeschwört und die du nicht möchtest.

Aber gab es da nicht mal was ähnliches?

Ganz neu ist die Funktion nicht, tatsächlich gab es vor etwa sechs bis sieben Jahren schon eine Phase, in der Seitenbetreiber rund um den Themenkomplex Medizinprodukte auf Antrag bei Facebook erwirken konnten, dass die Kommentare abgestellt werden. Dies hatte damals aber gesetzliche Regelungen in der USA als Grundlage und war eine seitenweite Einstellung. Es konnte also nicht für jeden Post neu entschieden werden. Trotzdem hatten damals viele Unternehmen (vergeblich) versucht, sich in diese Kategorie einstufen zu lassen.

Eine Regel, bei welchen Seiten die Funktion schon gegeben ist und bei welchen noch nicht, lässt sich im Moment noch nicht erkennen. Auch sämtliche Facebook-Hilfeartikel verweisen noch darauf, dass es keine Möglichkeit gibt Kommentare zu verhindern.

Jens Wiese
Jens Wiesehttps://jens-wiese.net/
Jens hat Allfacebook.de mitgegründet und war dort 12 Jahre lang als Chefredakteur tätig. Mit den Impact Cards hat er eine Lösung vorgestellt, die es jedem Social Media Manager erlaubt eine eigene Social-Strategie zu erstellen. Unabhängig von Beratern und Agenturen.

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5 Kommentare

  1. Hallo,
    mein Name ist Stefanie. Ich habe den Artikel oben „Kommentare auf FB Seiten verbieten“ gelesen. Dabei stellt sich mir die Frage ob dies auch bei den Werbeanzeigen funktioniert? Ich habe mir das mal angeschaut, aber leider konnte ich hierzu bei den Anzeigen keine Funktion diesbezüglich finden…

    Könntet ihr mir hier weiterhelfen? Gibt es eine Möglichkeit die Kommentarfunktion bei den Werbeanzeigen zu verbergen?

    Schöne Grüße
    Stefanie

  2. Vielen Dank für die Aufklärung. Ich benutze die Funktion als Admin durchaus und wusste nicht, dass dennoch kommentiert werden kann. Wieder was gelernt.

    Ich schalte die jeweils neuen Beiträge einer Woche für Kommentare frei, beschränke dann jewiels die Beiträge der Vorwoche – so in etwa. Warum ich sie nutze? Es ist nicht leistbar, in allen Beiträgen jeden kleinen Unterkommentar in irgendeinem älteren Beitrag zu prüfen und ich muss davon davon ausgehen, dass User auch Dinge posten, für die ich dann zur Verantwortung gezogen werde. Aus demselben Grund habe ich auch das Posten von Bildern gesperrt. Zu viel Potential für Botschaften, die toxisch sein könnten.

    Eine Frage: Gibt es eine Möglichkeit, das Posten von Links für Kommentare auszuschließen? Ich erinnere mich dunkel, dass das mal möglich war, bin aber unsicher und finde es nicht in den Einstellungen.

  3. Besser wären personenbedingte Einschränkungen. Also so, dass eine Person zwar den Beitrag noch lesen kann, aber nicht mehr kommentieren.

  4. Das Aufzeigen der möglichen positiven und negativen Auswirkungen für verschiedene Stakeholder (Community Manager vs. Geschäftsführer) gibt dem Leser ein ausgewogenes Bild.

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