Paukenschlag in Frankreich: Das neue französische Influencer-Gesetz hat es in sich. Es drohen hohe Strafen. Die Influencer-Expertin Hannah Sollé steht uns Rede und Antwort über Regulierung und die neuen Herausforderungen auf dem französischen Social Media-Markt.
Ob Camille Charriere, Sabina Socol oder Anne Laure Mais Moreau, alle müssen sich nun in Frankreich an das neue Influencer-Gesetz halten. Es ist strenger, klarer, aber auch umstritten. Der Jugendschutz steht im Vordergrund und die Strafandrohungen sind hoch. Bis bis zu 300.000 Euro, zwei Jahre Haft oder Berufsverbot – die Strafliste hat es in sich. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire setzt auf Abschreckung und setzt ein ganz klares Zeichen. Ziel der neuen Regelung ist es, Missbrauch einzuschränken und Influencer*innen stärker in die Pflicht zu nehmen.
Wie das neue Gesetz genau aussieht und was sich nun auch für Unternehmen ändert, die in Frankreich tätig sind, weiß Hannah Sollé. Sie ist nicht nur Teamlead Influencer Marketing bei der Agentur hi!share.that, sondern auch auf dem französischen Markt tätig und daher direkt betroffen.
Kurz und knapp:
- Was genau wurde angepasst und welche Auswirkungen hat das für Influencer*innen und Brands?
- Vor- und Nachteile: Professionalisierung vs. Überregulierung im Influencer-Marketing
- Sollte es ein solches Gesetz auch in Deutschland geben?
Wichtige Punkte vorweg:
- Das Influencer-Gesetz gilt auch für Creator*innen, die im Ausland ansässig sind. Alle, die sich an die „französische Öffentlichkeit“ wenden, sind davon betroffen
- Schönheits- und Gesundheitsmaßnahmen, Abos für Sporttipps und andere Themen sind verboten
- Dropshipping betreibt, muss Infos über Lieferanten bereitestellen und sicherstellen, dass die Produkte den EU-Rechtsvorschriften entsprechen
Was ändert sich durch das Influencergesetz in Frankreich? Welche Auswirken hat das für Influencer*innen, Brands und Follower*innen?
Hannah Sollé: Es gibt Änderungen in der Kennzeichnungspflicht und den Rahmenrichtlinien für Inhalte von Influencer*innen auf Social Media. Laut dem neuen Gesetz müssen Influencer*innen nun Werbung deutlicher kennzeichnen. Dabei reicht die Markierung im begleitenden Text oder in der Caption alleine nicht aus.
Influencer*innen mit einer französischen Audience müssen Werbung im Video oder Post klar markieren. Außerdem soll die Nutzung von Filtern oder Bearbeitungstools ebenfalls gekennzeichnet werden. Inhaltlich wurden die Bewerbung von Wetten, Glücksspielen, Kryptowährungen, schönheitschirurgischen Eingriffen, ärztlich verschriebenen Therapien und gesundheitsschädigenden Produkten wie Nikotin verboten.
Filter und Bearbeitungstools kennzeichnen
Diese Änderungen führen zu einer stärker regulierten Disziplin, was zu mehr Transparenz und Jugendschutz führt. Wer nicht auf die Änderungen im Gesetz reagiert, wird von einer Strafe von bis 300.000 Euro und bis zu zwei Jahren Haft bedroht. Brands und Influencer*innen müssen sich jetzt informieren und nötige Anpassungen zeitnah umsetzen. Die Verabschiedung des Gesetzes fand bereits am 1. Juni statt und tritt seit dem 9. Juni in Kraft.
Welche Vorteile bringt mehr Regulierung, welche Nachteile können dadurch entstehen?
Hannah Sollé: Der größte Vorteil der Änderungen im Influencer Gesetz ist der verbesserte Schutz der Konsumenten*innen. Gerade in den letzten Jahren haben wir europaweit gesehen, wie stark gewisse Trends die Jugend beeinflussen können. Durch die Regulierung des Inhaltes und mehr Transparenz über bezahlten Content werden also besonders junge Follower*innen geschützt. Influencer*innen werden aufgefordert, professioneller ihrer Arbeit nachzugehen und mehr Verantwortung zu übernehmen.
“Name und Shame”-Ansatz kann auch Hetze erhöhen
Durch den “Name und Shame”-Ansatz der französischen Regierung besteht allerdings die Gefahr, dass noch mehr Hass im Netz verbreitet wird. Die Warnung lautet, dass die Influencer namentlich veröffentlicht werden könnten, wenn sie gegen die Regeln verstoßen sollten und man kann nicht wissen, wie die Konsumenten*innen mit dieser Information den Influencer*innen gegenüber umgehen.
Sollte es ein solches oder ähnliches Gesetz auch in Deutschland geben?
Hannah Sollé: Frankreich möchte mit diesen Änderungen im Gesetz Vorreiter im europäischen Raum werden und wir müssen erst sehen, welche Einflüsse diese Änderungen auf die Branche haben. Durch die deutsche Kennzeichnungspflicht wird Konsumenten*innen mehr Transparenz gewährleistet, aber auch in Deutschland gibt es einen großen Bedarf für mehr inhaltliche Richtlinien für die gesamte Branche. Derzeit sind die Regeln von Plattform zu Plattform unterschiedlich und so wird zum Beispiel die Jugend nicht ausreichend geschützt.
Disclaimer: Dieser Text stellt keine Rechtsberatung dar und ist auch nicht als solche zu verstehen. Die Informationen dienen lediglich zur Orientierung.