– Gastbeitrag von Tanja Lenke –
Am 17. Januar 2018 hat Mark Zuckerberg erneut Änderungen des Facebook-Algorithmus bekannt gegeben. Betreiber von Facebook-Seiten trifft es am härtesten. Die organische Reichweite von Beiträgen, die von Unternehmen und Medien gepostet werden, sinkt weiter. Beiträge von Freunden, der Familie und Facebook-Gruppen hingegen rücken in den Vordergrund. Ebenso wie Beiträge, in denen Konversationen stattfinden.
Schon seit 2017 legt Mark Zuckerberg einen größeren Fokus auf Facebook-Gruppen. Die Gruppenfunktion wurde im letzten Jahr kontinuierlich erweitert. Mittlerweile können Facebook-Seiten Gruppen erstellen und diese auch mit der Seite verbinden. Es gibt Gruppen-Insights, mit denen zum Beispiel die Aktivität der Gruppenmitglieder, die Reichweite der Beiträge sowie Alter, Geschlecht und Herkunft der Gruppenmitglieder ausgewertet werden können. Weitere Funktionen werden nach und nach ausgerollt.
Facebook will Menschen näher zusammenbringen.
Für Unternehmen ist somit eine Strategieänderung und Content-Anpassung mehr als notwendig. Der Fokus sollte zukünftig auf Content liegen, der zum Austausch aufruft und rege Diskussionen auslöst. Auf Facebook-Seiten ist das nicht einfach. Dort sprechen wir eher zu unseren Fans und Followern, als uns mit ihnen auszutauschen. Facebook-Gruppen hingegen eignen sich, um in den Austausch zu gehen. Für Unternehmen sind Facebook-Gruppen eine interessante Alternative und ein kostenfreier Marketing-Kanal.
Facebook-Gruppen als Marketing-Kanal für mehr organische Reichweite
Facebook-Gruppen eignen sich für den Aufbau von Communities und Netzwerken rund um ein bestimmtes Thema, eine Marke oder Personenmarke. Und genau hier ergeben sich viele Möglichkeiten für Unternehmen.
Menschen schließen sich Gruppen an, weil sie nach Gleichgesinnten suchen und sich mit ihnen austauschen wollen. Sie wollen verstanden werden, zu einer Gruppe gehören oder von Experten lernen. Sie wollen ihrer Lieblingsmarke nah sein und mehr über das Produkt, die Features oder die Verwendungsmöglichkeiten erfahren. Sie wollen zu den Ersten gehören, die über Produktneuheiten informiert oder sogar eingebunden werden, wenn es um die Entwicklung neuer Produkte geht.
Für Unternehmen kann eine Facebook-Gruppe eine wahre Goldgrube sein, denn hier können sie sich mit ihrer Zielgruppe umgeben. Das Anlegen einer Gruppe für eine Facebook Seite ist dabei nicht besonders schwierig.
Facebook-Gruppen als Marketing-Kanal für Unternehmen – Welche Möglichkeiten gibt es?
Facebook-Gruppen für die Kundenkommunikation und -bindung
Eine Facebook-Gruppe bietet Unternehmen die Möglichkeit, im direkten Austausch mit Kunden zu stehen und diese weiter an sich zu binden. In diesem Fall wird eine Gruppe als forumartige Plattform genutzt, auf der sich Kunden und Interessenten rund um das Produkt, die Dienstleistung oder das Unternehmen austauschen.
Unternehmen erhalten dadurch wertvolles Feedback zu ihrem Standing, ihren Produkten und angebotenen Dienstleistungen. Das können zum Beispiel Kommentare sein, die besonders dem Marketing, der Marktforschung oder Produktentwicklung dienen. Typischerweise erhält man Antworten und Erkenntnisse rund um die folgenden Fragen:
- Wie werden neue Angebote bewertet?
- Was wünschen sich Kunden noch?
- Wo gibt es Unklarheiten?
- Wie wird über das Unternehmen gesprochen?
Mitlesen und zuhören ist wichtig. Gruppenbetreiber können aber auch eigene Fragen stellen und so wertvolles Feedback erhalten.
Vernetzen mit Fans und Markenbotschaftern
Unternehmen können Gruppen nutzen, um mit ihren loyalen Fans, Markenbotschaftern und/oder Affiliates in engem Kontakt zu stehen. In diesem Fall ermöglicht eine Facebook-Gruppe einen schnellen Zugang zu ihren treuesten Fans.
Innerhalb der Gruppe können sich auch die Gruppenmitglieder untereinander vernetzen und beispielsweise bei Kooperationen unterstützen.
Die Gruppe eignet sich nicht nur zur Kommunikation. Unternehmen können die Gruppe auch nutzen, um Feedback zu erhalten oder um Umfragen zu veröffentlichen, die innerhalb der Gruppe ganz unkompliziert und schnell erstellt werden können. Zudem können Produktinformationen zugänglich gemacht und exklusive Einblicke oder Einladungen zu Veranstaltungen gewährt werden, bevor die Öffentlichkeit davon erfährt.
Aufbau von Communities rund um ein Thema
Facebook-Gruppen sind ideal für den Aufbau einer Community rund um ein Thema, mit dem sich das Unternehmen beschäftigt. Das können Themen wie zum Beispiel veganes Kochen, Laufen, Selbstständigkeit oder Nachhaltigkeit sein.
Durch den Austausch der Gruppenmitglieder lernen Unternehmen ihre Zielgruppe besser kennen und verstehen. Sie können jederzeit in den direkten Austausch mit potentiellen Kundinnen und Kunden gehen, um mehr über ihre Herausforderungen zu erfahren. Darauf basierend können Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden, die den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen. Solche Angebote sprechen die Zielgruppe direkt an und werden gekauft).
Expertenstatus aufbauen
Facebook-Gruppen sind besonders beliebt bei Trainern, Coaches und Beratern, die sich als Experten positionieren wollen. Ein Expertenstatus lässt sich mit Hilfe einer Facebook-Gruppe recht leicht aufbauen. Wichtig ist hier, dass den Gruppenmitgliedern Mehrwert geliefert wird und zwar kostenfrei. Das können regelmäßige Beiträge mit Tipps in Form von Video, Text oder Audio sein. Außerdem sollte ein Austausch mit den Gruppenmitgliedern stattfinden. Experten können durch diesen Austausch erfahren, wo ihre Herausforderungen liegen und gezielt auf die Fragen ihrer Zielgruppe eingehen. Auf kostenpflichtige Angebote kann hingewiesen werden, das soll jedoch eher die Ausnahme als die Regel sein.
5. Netzwerk rund um Veranstaltungen aufbauen (z. B. Live- oder Online-Konferenzen)
Wer Veranstaltungen oder Konferenzen, egal ob online oder offline, anbietet, sollte ebenfalls über die Gründung einer Facebook-Gruppe nachdenken. In diesem Fall wäre es eine begleitende Gruppe rund um eine bestimmte Veranstaltung. Die Gruppe fungiert als Netzwerk und ermöglicht den Austausch untereinander. Zusätzlich erhält die Gruppe für einen begrenzten Zeitraum die Möglichkeit, mit den Speakern in den Austausch zu gehen (Alternativ: Bonus-Videos als Anreiz, um der Gruppe beizutreten). Der Austausch findet innerhalb der Gruppe statt und Veranstalter haben auch hier wieder Zugang zur Zielgruppe und die Möglichkeit zuzuhören, Fragen zu stellen und Feedback zu erhalten.
Welche Vorteile bieten Facebook-Gruppen für Unternehmen?
Die Vorteile von Facebook-Gruppen liegen vor allem in der kostenfreien Marktforschung und den Customer-Insights, von denen Gruppenbetreiber profitieren und welche, je nach Bedürfnis, auch selbst gesteuert werden können. Facebook-Gruppen eignen sich am besten für authentisches Marketing und den Aufbau von Beziehungen zur Zielgruppe. Innerhalb von Faceboook-Gruppen kann auch für eigene Angebote geworben werden, das soll aber eher die Ausnahme als die Regel sein. Es gibt jedoch indirekte Möglichkeiten, um regelmäßig auf die eigenen Angebote hinzuweisen:
- B. im Cover-Bild der Gruppen, in Grafiken bzw. Themenposts zur Meinungsumfrage von Gruppenmitgliedern oder in Live-Videos. Je mehr Gruppenbetreiber bzw. Unternehmen in den Austausch mit den Gruppenmitgliedern gehen, desto leichter können Beziehungen aufgebaut und Vertrauen geschaffen werden und desto wahrscheinlicher ist es, dass sich dies positiv auf den Verkauf und das Image auswirkt.
Bevor es losgeht…
Wer sich für den Aufbau einer Facebook-Gruppe entscheidet, sollte sich vorab Gedanken zur Ausrichtung und Betreuung der Gruppe machen:
- Was möchte ich mit meiner Facebook-Gruppe erreichen?
- Welche Strategie ist dafür notwendig?
- Haben wir die notwendigen Ressourcen?
- Müssen wir einen Community Manager ernennen?
Wenn diese Fragen beantwortet sind, kann es losgehen.
Fazit
Facebook-Gruppen sind ein effektiver Marketing-Kanal, der mit der richtigen Strategie zu einem nachhaltigen Erfolg führt, ohne in Facebook-Anzeigen zu investieren. Ganz authentisch eben.
Vielen Dank für den Beitrag!
Es scheint allerdings so zu sein, dass Beiträge, die von einer (als Admin definierten) Seite innerhalb der Gruppe gepostet werden, nicht in den Gruppen-Alerts berücksichtigt zu werden.
Zur Erklärung: Wenn ich mit einem Personenprofil, das als Admin definiert ist, innerhalb einer Gruppe einen Beitrag verfasse, werden darüber in aller Regel die übrigen Gruppenmitglieder per Alert benachrichtigt (es sei denn, man hat sämtliche Benachrichtungen gemutet) … für Admin-Seiten scheint dies allerdings nicht zu gelten. (?)
Das Ganze ist natürlich insofern etwas ungünstig, wenn man explizit als Unternehmen auch innerhalb der Gruppe auftreten möchte …
Danke für den umfangreichen Beitrag.
Ich mache mir Gedanken zu der bald gültigen DSGVO in bezug auf Facebook Gruppen. Facebook stellt mir (soweit ich weiß) kein Datenverarbeitungsvertrag zur Verfügung. Wie muss ich mich nun als Unternehmen verhalten, wenn ich eine Facebook-Fan-Gruppe betreibe? In wie weit bin ich Verantwortlich und welche Einwilligungen benötige ich?
Danke für eine Antwort
Toller Beitrag! Ich betreibe über 700 Facebook Gruppen mit etwa 1 Million Mitgliedern und schaue mich aktuell nach einem Social-Media-Tool, mit automatisch posten in Gruppen, um. Könnt ihr ein Tool empfehlen?