Was Facebook kleinen regional tätigen Unternehmen bieten kann


Vor einigen Monaten habe ich hier im Blog noch die Frage aufgeworfen, ob es wirklich nötig ist, dass jeder Hinz und Kunz beziehungsweise jeder Hundefrsieur und Blumenladen auf Facebook aktiv ist. Damals kam ich zu dem Schluss, dass Facebook Marketing vielleicht nicht für jeden von Nöten ist und habe damit einen spannende Diskussion im Kommentarbereich des entsprechenden Artikels angestoßen.

Heute sehe ich die Sache ein wenig anders. Facebook hat sich verändert und auch die Welt des Online Marketings ist nicht stehen geblieben. Mit vielen neuen Diensten und Funktionen bedient Facebook inzwischen auch die Bedürfnisse der kleinen Unternehmen, die einfach nur gefunden werden wollen und nicht über großes Marketing Budget verfügen.

Gerade der letzte Punkt scheint hier entscheidend zu sein. Durch die viralen Effekte des Netzwerkes ist es inzwischen auch sehr kleinen aber engagierten Unternehmen möglich auf Facebook Flagge zu zeigen und sich entsprechend zu präsentieren. Unter meinen letzten Artikel kommentierte beispielsweise Martin Schörger und ich bin so frei ihn hier zu zitieren:

Lustige Geschichte, die Mitarbeiter machen das mit Begeisterung, absolut low cost und wer braucht dafür eine Agentur? Die Gestaltungsmöglichkeiten auf Facebook streben heftigst gegen Null – hat auch den Vorteil dass eine selbstgestrickte 08/15 Fanpage fast genauso gut aussieht wie Dax30 Auftritte

Das ist einer der Schlüsselfaktoren: Engagierte Mitarbeiter und Firmenchefs, die dem neuen Medium gegenüber aufgeschlossen sind und die Energie mitbringen für den Kunden relevante Inhalte zu produzieren. Und in diesen kleinen Maßstäben ist auch schon die Information über geänderte Öffnungszeiten oder einen neuen Azubi eine relevante Information.

Eine aktuelle Studie der IHK Ludwigshafen zeigt zudem, dass bereits jeder zweite Mittelständler mit seinem Unternehmen in den sozialen Netzwerken unterwegs ist. Von diesen sind über 80% auf Facebook unterwegs. Dicht gefolgt von Xing, YouTube und Twitter.

Im folgenden möchte ich ein paar Funktionen und Konzepte von Facebook vorstellen, die es gerade dem kleinen Unternehmer ermöglichen auf Facebook erfolgreich zu sein.

Eine Facebook Page bietet einem kleinen Unternehmen die schnelle Möglichkeit mit einer eigene Präsenz im Internet vertreten zu sein. Ähnlich wie bei einem Homepagebaukasten, wie er derzeit häufig im Fernsehen beworben wird, ist sie ohne größere Hilfe aufzusetzen. Im Gegensatz zum genannten Baukasten kann die Facebook Page auch ohne besondere Administratorenzugänge gepflegt werden. HTML Kenntnisse sind nicht von Nöten, ein Facebook Account genügt.

Facebook Places sind eine Erweiterung des Pages Konzeptes und bieten zudem die Möglichkeit die reale Präsenz samt Verortung des Unternehmens ins Internet zu übertragen. Korrekt angelegt erlaubt sie es Besuchern nicht nur an einem Ort mit dem Handy einzuchecken, sondern kann auch schnelle Informationen über Öffnungszeiten und Besonderheiten geben. Zudem stärkt ein Facebook Place die Listung und das Ranking in Google, da Facebook bei Google eine hohes Vertrauen genießt.

Möchte man bei Facebook Ads nicht mit dem ganz großen Budget und einer Engagment Ad auf der Facebook Startseite beginnen, empfiehlt es sich den Self-Service Bereich der Facebook Ads anzuschauen. Dort kann man bereits für ein sehr geringes Budget – sagen wir 5-50 Euro am Tag – eignen Anzeigen schalten und für das eigenen Unternehmen werben. Für kleine Unternehmen kommt hier ganz besonders die Targeting Funktion ins Spiel. Diese erlaubt es nicht nur demographisch die richtige Zielgruppe zu wählen, sondern auch geographisch die Auslieferung der Anzeige zu steuern. Es können also bewusst die Bewohner einzelner Regionen und Städte, teilweise sogar einzelner Stadtteile, angesprochen werden. In Amerika bietet Facebook inzwischen auch ein Targeting auf Postleitzahlenebene an. Möglicherweise werden wir dieses auch Bald in Deutschland sehen.

Für den amerikanischen Markt hat Sheryl Sandberg erst vor kurzem verkündet, dass man kleine Unternehmen besonders unterstützen wolle. Dazu wird es in den nächsten Monaten Gutscheine für Facebook Ads geben. Insgesamt 200.000 Gutscheine im Wert von je 50$ werden für diese Aktion zur Verfügung gestellt. In der Summe sind das immerhin 10 Mio $.

Sandberg dazu:

I think every small business should … be using Facebook. We’re not going to stop until all of them are using it to grow their business.

Nächster Schritt: Facebook Apps. Wer sich mit seiner Facebook Page von den Mitbewerbern abheben möchte, der kann seine Präsenz mit eigenen Unterseiten und Anwendungen anreichern. Hiermit können neue Besucher nicht nur Willkommen geheißen werden, sondern es sind auch Gewinnspiel oder die Einbindungen anderer Netzwerke, wie etwa Twitter oder Youtube möglich. Gerade für Gewinnspiele stellen Facebook Anwendungen die einzige Möglichkeit dar, diese legal und ohne Gefahr auf Facebook durchzuführen.

Als letztes sollen auch die Facebook Deals und Promotion Möglichkeiten nicht unerwähnt bleiben. Während wie in Deutschland noch auf die Einführung einer in anderen Ländern bereits gestarteten Facebook Funktion warten, drängen Drittanbieter auf den Markt, die hier Abhilfe versprechen. Aber auch mit eigenen Ideen kann man hier aktiv werden. Wie wäre es mit 10% Fanrabatt auf den nächsten Haarschnitt, oder einen kostenlosen Kaffee für jeden Facebook Nutzer, der sich in einem Restaurant einchecked. Derartige Ideen benötigen nicht viel mehr als ein Statusupdate auf der eigenen Facebook Page und eine kurze Unterweisung aller Mitarbeiter.

Mit dem hier vorgestellten Werkzeugkasten, sollte jedes kleine und regional tätige Unternehmen in der Lage sein, eigene kreative und für den Kunden relevante Facebook Marketing Aktionen zu starten. Aber aufpassen, kein Strohfeuer entzünden, sondern langfristig Kapazitäten für Social Media einplanen.

Was ist euer Lieblingsbeispiel für ein regional tätiges Unternehmen mit eigener Facebook Page? Habt ihr weitere Tipps?

Image Credits: Ich hab die Haare schön (c) Tim Toppik @Photocase.com

Jens Wiese
Jens Wiesehttps://jens-wiese.net/
Jens hat Allfacebook.de mitgegründet und war dort 12 Jahre lang als Chefredakteur tätig. Mit den Impact Cards hat er eine Lösung vorgestellt, die es jedem Social Media Manager erlaubt eine eigene Social-Strategie zu erstellen. Unabhängig von Beratern und Agenturen.

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13 Kommentare

  1. Mir sind jetzt tatsächlich spontan ein Friseur (https://www.facebook.com/friseur.seidel) und ein Blumenladen (https://www.facebook.com/pages/Martens-for-Flowers/225801377462366) in unserer Nachbarstadt eingefallen, hier finde ich interessant, dass ich über neue Angebote, Aktionen usw. in meinen Meldungen informiert werde. Ich müsste ja sonst jede Homepage selber aufrufen, um mich zu informieren. Und auch für die Interaktion (z. B. ein Bild von meiner Hochzeitsfrisur hochladen) finde ich diese Möglichkeit sehr attraktiv.

  2. Vielen Dank für den interessanten Beitrag! Ich stimme völlig damit überein, dass sich eine Facebook Page auch für kleine regionale Unternehmen durchaus lohnt. Vor allem die Kombination aus einer eigenen Webseite und einer damit verknüpften Facebook Page bieten Unternehmen, meines Erachtens, eine wertvolle Möglichkeit, um sich zu präsentieren und ihre Kunden stets auf dem Laufenden zu halten.

  3. http://www.facebook.com/doggish.hundetraining ist die Fanpage meiner Freundin, aber nein, es geht mir nicht um Eigenwerbung. Sie hat damit innerhalb kürzester Zeit eine aus meiner Sicht gigantische Aktivitätsquote von teilweise über 60 % erreicht. Eine bessere und kostengünstigere (jedoch sehr zeitintensive) Werbeform gibt es aktuell nicht… Vielen Dank Facebook

  4. Hallo Herr Wiese,
    zu genau diesem Thema habe ich eine Artikelreihe verfasst (Beginn der Reihe unter http://axel-schroeder.de/2011/09/09/lohnt-sich-ein-engagement-in-sozialen-netzen-social-media-fur-handwerker-und-kleine-unternehmen/ ), die mittlerweile bei Teil 5 angekommen ist. Darin möchte ich aufzeigen, wie man ein Engagement in den sozialen Netzwerken als Kleinunternehmer unbedingt an seiner Strategie ausrichten muss und wie die sozialen Medien die kritischen Erfolgsfaktoren unterstützen können.
    Über rege Diskussion würde ich mich freuen…

  5. Gerade in Deutschland wird das Potential von Facebook von vielen Lokalunternehmen unterschätzt. Dabei weiß man, dass bereits ein einziger Facebook-Fan ihrers Unternehmens durchschnittlich 20 neue Kunden mit sich bringt! Ach ja, Facebook ist alles andere als „etwas für junge Leute“ – wird ja irgendwie gerne von älteren behauptet. In Wirklichkeit sind um die 55 Prozent der Facebook-User über 35!

  6. Na ja, das mit den viralen Effekten stimmt ja nur sehr begrenzt. Um in der Timeline der Nutzer zu erscheinen, muss es auch Interaktionen geben, damit Facebook eine tatsächliche Beziehung und ein Interesse feststellen kann. In letzter Zeit konnte ich einendeutlichen Rückgang der Interaktionen auf Facebook-Seiten von Unternehmen feststellen.

  7. Nahezu jedem Unternehmen, jeder Institution, die über eine eigene Homepage verfügt, ist m.E. zu empfehlen, auch mit einem Facebookeintrag zu erscheinen. Es muss ja nicht immer eine Profilseite sein, die ausschließlich auf Interaktion setzt – vielleicht reicht (z.B. aus Kapazitätsgründen) vorab auch eine Fanseite, die wiederum auf die Firmenhomepage verlinkt.

  8. Hallo zusammen!

    Ich schalte regionale Werbung auf facebook. Thema hat mit Alkohol zu tun. Regional begrenzt auf meine Stadt und 50km Umgebung. Eine Woche später ist mein Budget verbraucht und ich habe 80% Gefällt-Mir-Angaben aus Irak und anderen arabischen Staaten. Ein Zufall? Ich glaube nicht.

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen in der Richtung gemacht?

    LG

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