„I facebooked your mum!“ – Generation 50+ auf Facebook

Gastbeitrag von Thomas Holecek

Das Telefon hat ausgedient, wenn Facebook Einzug hällt
Das Telefon hat ausgedient, wenn Facebook Einzug hällt

Was für die Gameboy Generation selbstverständlich ist, hält nun auch bei den “Plus 50zigern” Einzug in großem Stil: die Nutzung des sozialen Netzwerkes Facebook.

Mum und Dad erobern Facebook und erklimmen die Leiter ins digitale Kommunikationszeitalter dadurch immer weiter. Sicher, die ältere Generation war schon immer auch neugierig auf die Themen Internet und Community. Jedoch verzeichnet man bei Facebook einen rasanten und recht imposanten User-Zuwachs bei Männern und Frauen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren. Dem erst mageren Emailverkehr dieser Usergruppe und die anfangs eher geringe Nutzung von Instant-Messagediensten wie MSN oder ICQ folgte nun auch der „Übergriff“ auf Facebook. Wie auch bei den Email und Chat-Clients, stieg die alltägliche Nutzung stetig, aber berechenbar und doch sehr überschaubar, so ist der Trend zum Onlineprofil auf Facebook gerade zu „boomend“. Wie kommt dies? Was sind die Interessen der Generation 50+ an Facebook? Worin unterscheidet sich diese Nutzergruppe von anderen? Welches Potential bietet dies der Wirtschaft? Fragen, Antworten und persönliche Umfrageergebnisse in einer kurzen Berichterstattung.

Woher kommt das Interesse der „Silver Surfer“ an Facebook?

Bisher standen im Fokus von Internetusern ab 50 Jahren Dinge wie Kommunikation via Email oder das Shoppen in Onlineshops wie Amazon, das Recherchieren von verschiedenen Informationen wie beispielsweise Kochrezepten, Autotests oder das Lesen von allgemeinen Informationen wie Nachrichten um einfach auf dem Laufenden zu bleiben. Das Interesse an Social Communities beschränkte sich noch auf einen sehr kleinen Nutzerkreis. Waren die bis dahin größten Online Portale auch meist auf das Kennenlernen von fremden Singles ausgerichtet oder eben Themenbezogen wie die VZ Netzwerke für Schüler und Studenten. Selbst der Nachzügler MeinVZ schaffte hier nicht mehr den Sprung ins Herz der älteren User, war es doch nicht so recht bekannt und dadurch auch nur spärlich gefüllt mit Nutzern die man kannte, ebenfalls gab es keinen richtigen Mehrwert der die ältere Generation reizte.
Anders sieht das bei Facebook aus, hier hörte schon der „Internet-Laie“ etwas in den Medien bevor es überhaupt richtig in Deutschland online war. Durch immer neue positive wie negative Pressemeldungen und vor allem die persönlichen Erfahrungsberichte aus dem Bekannten- und Familienkreis machten die ältere Generation neugierig. Interessant hier ist, dass Facebook keine Abgrenzungen macht, quasi werden hier alle Menschen ab 13 Jahren erfasst, die sich anmelden, stellen so einen echten Schnitt jener Bevölkerungsgruppe dar, die das Internet zur Kommunikation aktiv nutzt.

Die Unterschiede zum Facebook-Teeny oder Dating-User.

Die Nutzungsgründe vom jungen und modernen Social Community Nutzer wie Dating, neue Kontakte knüpfen, zu Partys verabreden oder planen und Bildertauschen in Massen weichen hier stark ab. Hat dieser Facebook meist im Browser offen oder als App auf dem Smartphone oder Tablet. Stellt sein Profil öffentlich oder zumindest dem Freundeskreis zur Schau und postet fleißig Info’s über seinen Verbleib und was er gerade „IN“ findet, sowie ellenlange Bildergalerien von Schnappschüssen vom Handy bis hin zum allerneusten Poseroutfit vorm Spiegel!
Dagegen hält man sich in der Nutzergruppe ab 50 Jahren eher bedeckt, ein Profilbild, vielleicht noch der geliebte Hund vorm Kaminofen oder die langjährig gezüchtete Orchidee in einem Bilderalbum präsentiert. Urlaubsbilder mit der eigenen Person darauf, Fotos von der letzten Weinbergswanderung oder der Silberhochzeit reicht man lieber noch per Email rum. Das liegt weniger an dem nicht nutzen der Albumfunktionen als eher daran, dass diese ältere Usergruppe genug Erfahrungen mit dem Missbrauch von Daten und der Offenheit im Internet gemacht hat oder zumindest Negatives darüber gelesen und gehört hat. Schließlich reden wir hier von einer Altersstufe, die über Jahrzehnte Erfahrungen sammeln konnte mit den verschiedenen Arten und Wegen von Kommunikation und der Veröffentlichung von detaillierten Informationen zu Personen. Man hält sich also gern bedeckt.
Fakt ist aber, dass jenes Interesse an den Kommunikationswegen bei Facebook und den dort bereitgestellten Botschaften und den anderen Usern sehr hoch ist. Ebenso kann man gut über Kollegen oder sogar den eigenen Chef Privates in Erfahrung bringen, oder sei es nur ein Blick in die Freundesliste Jener, um zu sehen, wer sich so alles kennt und in welchen gesellschaftlichen Kreisen diese Person zu verkehren scheint. Der Flirtfaktor spielt im Gegenzug zur jüngeren Nutzergruppe eher eine untergeordnete Rolle. Auch das bei den jungen Leuten ausgelebte „Einfach dabei sein Gefühl“ ist nicht Anreiz genug für die „Silver Surfer“. Hier bedarf es schon guter Gründe wie dem Austausch und der Information an Kultur, Gesundheit und Wissen sowie Finanzen & Nachrichten. All dies ist auf Facebook ohne Probleme möglich und alles vereint in einem Portal.

Im persönlichen Gespräch und Chat mit älteren Internetusern habe ich interessante Einblicke erleben dürfen. So haben circa die Hälfte schon das Gefühl, nicht mehr „Up-to-Date“ zu sein im Netz, wenn man nicht bei FB angemeldet ist, empfinden aber nur ganz wenige Facebook als unbedenklich in punkto Datenschutz zur eigenen Person und der Preisgabe von personengebundenen Informationen. Man vertraut hier nicht auf Datenschutzrichtlinien oder Zusicherungen seitens Facebook zur Privatsphäre. Ebenso hat nur ein geringer Personenkreis bereits an einem bei Facebook veranstalteten Gewinnspiel teilgenommen.
Fast alle Leute in dieser befragten Altersgruppe haben Facebook bereits „Offline“ in der Familie oder dem Freundeskreis weiterempfohlen.
Im direkten Dialog zur Interessenfindung an Facebook kristallisierte sich hier die Richtung „Information“ und „Wissen“ heraus. So abonniert man lieber News in den Interessenkreisen wie Gesundheit, Wellness, Haus und Garten, Küche, Literatur und Musik, sowie Nachrichten zu fachspezifischen Themen wie die „Oldtimerfreunde e.V.“ oder Hobbys wie Modelleisenbahnbau oder Jagen.
Direkte Treffen, wie einen Einkaufsbummel über Facebook auszumachen, oder das der seit 20 Jahren gepflegte Stammtisch in der Kneipe um die Ecke, durch die digitale Runde abgelöst wird, konnte keiner der Befragten bejahen.

Das Potential für die Wirtschaft wächst mit.

Interessant ist dieser Verlauf der rasant wachsenden Usergruppe der älteren Generation bei Facebook vor allem für Themenportale und Zielgruppenmarketing. Kann man hier doch genau abwägen, welche Nutzergruppe man mit seinem Produkt oder seiner Dienstleistung ansprechen möchte, wie beispielsweise bestimmte Endprodukte für Leute ab 50 Jahren.
Meldet sich die ältere Generation eher weniger parallel bei verschiedensten kleinen Newsportalen und themenrelevanten Foren richtig an, könnte man hier die ohnehin angemeldete Facebook-Nutzerschaft dauerhaft und zielgerichtet bewerben, sowohl über Werbekampagnen wie auch über permanente & ansprechende Neuigkeiten zum Thema.
Außerhalb von Facebook könnten vor allem VHS-Kurse für Social Network Unerfahrene, aber wissbegierige der Renner werden, auch direkte One to One Kurse wie „Gemeinsam bei Facebook anmelden“ wären denkbar um das Kursangebot zu erhöhen oder neues Geld in die Taschen der dem Preiskampf verfallenen kleineren PC Händler & Dienstleister zu spielen.

Fazit:

Die Generation 50+ ist auf rasantem Vormarsch ins Social Networking Zeitalter und nutzt aktiv die neuen Kommunikationswege. Dies beherbergt eine Menge Potential für Firmen und Interessenportale, welche sich bereits in Facebook integriert haben oder diesen Schritt gehen wollen.

And so i facebooked your mum yesterday!

Über den Autor:

Thomas Holecek (CEO glutWERK.de) ist an verschiedenen Internetprojekten und Onlineshops beteiligt.  Ständig bestrebt vorhandene und neue Projekte aufzubauen und zu vermarkten, ist er derzeit unter anderem für die Social Media Betreuung verschiedener Themenportale tätig. Beispielsweise folgende Seiten über Kaminöfen, Radarwarner & Jagdbedarf.
Beruflich knüpft er gern neue Kontakte zu Leuten aus den Bereichen SEO + SEM, Blogger und Programmierer, sowie interessanten Startups.

Gastautor
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9 Kommentare

  1. Ein wunderbarer Zufall. Sitze grade heute am entsprechenden Abschnitt meiner Abschlussarbeit – großartig, genau solche Info fehlten mir bisher. Aber…. habt ihr Quellen dazu? Sind das eher eigene Erfahrungen im formlosen Austausch, oder gibt es schon Studien darüber? Liebe Grüße

    Malte

    PS: Hier https://twitter.com/#!/DoppelM/status/132869184852992000 sieht der Zuwachs allerdings noch relativ mager aus. Die Admanager-Zahlen 2011 sind vom WE, die Bevölkerungszahlen 2011 für D aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes der jetzten Jahre extrapoliert.

  2. Ich finds ok, wieso sollte sich die ältere Generation nicht auch mit Freunden unterhalten. Jedoch sollte man immer im Hinterkopf haben, dass eine Mom oder ein Dad als „Freund“ doch auch negative Seiten mit sich bringt.. ;)

  3. Alter Schwede, hat irgendwer den Text mal gelesen, bevor der hier veröffentlicht wurde?! Was ist das für ein teilweise absurder Satzbau? Der Inhalt ist auch anscheinend vollkommen subjektiv, da der Autor sich nur auf persönliche Gespräche bezieht und nicht darauf eingegangen wird, wieviele User eigentlich befragt wurden. Ich kenne viele 50+ Facebooker die z.B. nur angemeldet sind, um zwischendurch mal eine Runde Farmville o.ä. zu spielen.

  4. wir „alten“ habens eben drauf :) dieses ganze 50+ usw. gelaber kommt doch nur aus den anfängen der gleichstellung usw… hab selbst in der gleichstellung gearbeitet und mir geht diese „pfennigfuchserei“ tierisch auf die nerven. erinnert mich an.. plantur 39.. für die frau ab 40.. hääääää???? btw… arbeit seit über 10 jahren mit linux .. und ich bin 50..

  5. Süß! Die Generation der NiNas (Nieten in Nadelstreifen), die uns erklären will, wie die Sache mit dem Internet funktioniert. Wer hat es denn erfunden? Sicher nicht die Generation 50-minus. Aber ich finde es gut, wenn die Jungen das mit den heutigen Möglichkeiten fortführen und verbessern , was wir angefangen haben. Aber sie sollten auch lernen, dass Schlussfolgerungen wie in dem obigen Artikel auch ordentlich belegt sein sollten. Gegenseitig im Internet abschreiben ist keine Basis.

  6. Ist doch super, wenn sich die ältere Generation mit Dingen wie Facebook beschäftigen. Ich kenne genug, die sich davor „drücken“, doch die laufen eben Gefahr, irgendwann mit den Gesprächsthemen ihrer Mitmenschen und vor allem ihrer Kinder nicht mehr mithalten zu können.

  7. also, das eine ist das Mitreden, das andere ist einfach das technische Interesse. Facebook und einige andere Seiten sind einfach kompliziert für einige. Man muss nicht überall mitreden können. Ich zum Beispiel (50 Jahre jung) bastel meinen eigenen PC. komme mit Facebook und auch sonstige Technik gut zurecht. Dafür kann ich andere Dinge nicht und muss auch nicht mitreden können. alles eine Frage der Priorität :)

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