Das war eine der eher unschönen Geschichten der letzten Woche: Am 14. September hatte das Magazin „ProPublica“ darüber berichtet, dass es unter anderem möglich ist, „Judenhasser“ als Zielgruppe in den Facebook Anzeigentools auszuwählen. Auch andere menschenverachtenden Zielgruppen waren möglich. Sie alle basierten auf Angaben, die Facebook Nutzer in ihren Profilen angelegt hatten, etwa als Berufsbezeichnung oder Studiengang.
Nach dieser Veröffentlichung reagierte Facebook schnell und schaltete noch am selben Tag die kritischen Targeting Funktionen komplett ab. Seit dem Abend des 14. Septembers konnten Berufsgruppen nicht mehr als Zielgruppenkriterium angewählt werden. Auch nicht solche, die unkritisch waren. Facebook veröffentlichte dazu eine entsprechende Meldung:
As people fill in their education or employer on their profile, we have found a small percentage of people who have entered offensive responses, in violation of our policies. ProPublica surfaced that these offensive education and employer fields were showing up in our ads interface as targetable audiences for campaigns. We immediately removed them. Given that the number of people in these segments was incredibly low, an extremely small number of people were targeted in these campaigns.
Keeping our community safe is critical to our mission. And to help ensure that targeting is not used for discriminatory purposes, we are removing these self-reported targeting fields until we have the right processes in place to help prevent this issue. We want Facebook to be a safe place for people and businesses, and we’ll continue to do everything we can to keep hate off Facebook.
Da dieses Targeting aber gerade für Anzeigenkampagnen mit hoher Relevanz von Bedeutung ist war abzusehen, dass diese Entscheidung nicht endgültig sein konnte.
Zum Glück für alle Werbetreibenden hat Facebook auch anschließend schnell reagiert und eine passende Lösung gefunden. Seit gestern gibt es neue Mechanismen für das Targeting von Berufsgruppen:
- Der Targeting Parameter wurde wieder aktiviert
- Es stehen jetzt 5000 häufige Berufsbezeichnungen zur Verfügung
- Statt einem Algorithmus übernimmt nun ein Mensch die Kontrolle über die Berufsgruppen
- Menschenverachtende Targeting Optionen wurden entfernt. Kampagnen die diese nutzten, wurden angehalten.
- In den Advertising Policies wird noch einmal deutlicher darauf hingewiesen, dass ein Verstoß gegen die Community Standards nicht geduldet wird
Das ist eindeutig der richtige Weg und zeigt einmal mehr, dass Algorithmen nicht immer der Weisheit letzter Schluss sind.
Dennoch wollen wir ein großes Problem nicht verschweigen: 5000 Berufsgruppen klingt super, ist aber nicht wirklich viel. Zu Social Media findet sich jetzt nur noch ein einziger Beruf: „Social Media Strategist“. Ob wir damit auch alle Social Media Manager oder Social Media Analysten erreichen? Eher nicht. Denn diese Zielgruppe hat weltweit gerade einmal 17.000 Personen.
Und so bleibt zu hoffen, dass nach einem händischen Review die Zahl der Berufsgruppen bald wieder steigt.
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