Kurz und glamourös – so könnte man die bisherige Geschichte von Facebook Home zusammenfassen. Facebook Home wurde mit viel Medienrummel Anfang April vorgestellt, wenig später konnten die Nutzer bestimmter Smartphones sich ihre Version im Google Play Store laden. Auch eine inoffizielle Version, die auf fast allen Android Phones lief, war kurz im Umlauf. Das „Facebook Phone“ HTC First mit vorinstalliertem Home wurde bereits kurz nach der Vorstellung schon wieder vom Markt genommen.
Facebooks Ziel mit Home: Sich auf dem Startbildschirm aller Nutzer zu verankern und so zum Gatekeeper für die Nutzung des Telefons zu werden. Dazu wurden weitere Funktionen wie etwa der Coverfeed und die Chatheads eingeführt. So war Facebook auf dem Smartphone omnipräsent.
Nach fünf Monaten ist von den hohen Erwartungen nicht mehr viel übrig. Facebook Home dümpelt mit 23.000 größtenteils vernichtenden Bewertungen im Google Play Store dahin. Der Rollout läuft erheblich langsamer, als Facebook es erwartet hatte.
Für die Zukunft haben Zuckerberg und Facebook deshalb einen besonderen Plan. Auf der TechCrunch Disrupt Konferenz sagte Zuckerberg dazu:
We will prompt people at Facebook. You won’t have to go to the app store to get it. It’s not super far off.
I fully believe that [Facebook Home] is something that people will want over time.
Wie wichtig Facebook Home auch für die Zukunft des Unternehmens werden könnte, zeigt sich an den letzten Nutzerzahlen. Von den 1,1 Milliarden aktiven Nutzern besuchen immerhin 700 Millionen über ihr Smartphone das Netzwerk. Erst, wenn ein entscheidender Anteil der Android Nutzer auch Facebook Home installiert hat, kann Facebook dieses zum Beispiel für CoverFeed Anzeigen nutzen.
Derzeit dürfte es zwei Gründe geben, die Nutzer von der Installation abhalten. Da ist zum einen die noch nicht 100 % perfekte Oberfläche, die Home zwar zu einem netten Spielzeug macht, aber auch nicht zu mehr. Aktuelle Android-Launcher bieten hier erheblich mehr Funktionen. Aber an diesem Problem arbeitet Facebook bereits mit monatlich neuen Versionen.
Etwas schwieriger wird es hingegen mit dem zweiten Grund: der Datenschutz. Facebook Home hätte theoretisch sehr sehr viele Möglichkeiten, das Nutzerverhalten jedes Einzelnen auszuspionieren und die Daten auszuwerten. Hier hat Facebook noch einen langen Weg vor sich, der nur mit mehr Transparenz erfolgreich sein kann. Ein Weg, der deshalb besonders schwer wird, da Transparenz leider nicht zu den Stärken von Facebook zählt.
Fast ein halbes Jahr nach der Vorstellung bleibt also zu sagen, dass die Krönung der „mobilen Offensive“ von Facebook leider droht, zu einem Flop zu werden. Schade.