Gastbeitrag: Facebook-Gruppen als Lernort für die Aus- und Weiterbildung

– Gastbeitrag von Andreas Leonhard und Johannes Storch – 

Seit Ende der 1990er Jahre befindet sich das Bildungswesen im Wandel. E-Learning – das Lernen mittels elektronischer Medien – gewann zunehmend an Bedeutung. Mit der Entstehung der interaktiven und kooperativen Elemente des Web 2.0 und der Social Networks kamen Anfang des neuen Jahrtausends weitere Möglichkeiten hinzu, die für die berufliche Aus- und Weiterbildung genutzt werden können. In diesem Artikel wollen wir der Frage nachgehen, inwiefern sich Facebook-Gruppen als Lernort eignen, und welche Möglichkeiten und Chancen zur Weiterbildung diese bieten.

Lerncommunities auf Facebook

Facebook als das weltweit größte social network wird nicht zuletzt aufgrund des sorglosen Umgangs mit persönlichen Nutzerdaten häufig kritisiert. Dabei tritt oftmals in den Hintergrund, dass Facebook als kostenlose Plattform nicht nur die Kommunikation mit Freunden, Bekannten sowie Marken und Interessengruppen vereinfacht, sondern sich auch für den Bereich der online basierten Aus- und Weiterbildung nutzen lässt, indem sich Lernende in Facebook-Gruppen zusammenschließen. Entgegen den Befürchtungen, Facebook wolle die Gruppen nach und nach abschaffen, sind deren Funktionen in den letzten Monaten stetig ausgebaut worden. Mittlerweile enthalten sie zahlreiche Elemente, die einer typischen Lernplattform nahekommen. Zunächst wollen wir aber die drei unterschiedlichen Organisationsformen von Facebook-Gruppen darstellen: 

  • Öffentliche Gruppen
    Eine öffentliche Gruppe kann anhand der Suchfunktion von jedem Facebook-Nutzer aufgefunden werden. Der Beitritt zur Gruppe benötigt keine Zustimmung durch den Administrator. 
  • Geschlossene Gruppen
    Die Gruppe ist zwar durch die Suchfunktion auffindbar, der Zugang zu dieser bedarf allerdings der Zustimmung des Administrators.
  • Geheime Gruppen
    Die Mitglieder und Beiträge der Gruppe sind nur für Mitglieder sichtbar. Nur der Administrator kann und muss Teilnehmer zur Gruppe zulassen.

Möglichkeiten der Interaktion und Kommunikation

Während die drei unterschiedlichen Organisationsformen von Facebook-Gruppen schon seit längerer Zeit bestehen, sind die Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten innerhalb der Gruppen stetig erweitert worden, so dass diese mittlerweile durchaus auch als virtueller Lernort zur schulischen sowie beruflichen Aus- und Weiterbildung genutzt werden können. Mitglieder einer Gruppe können Beiträge verfassen, Fotos und Videos teilen, Dateien erstellen, bearbeiten und hochladen. Darüber hinaus kam Facebook dem Wunsch vieler Gruppen-User nach, bereits erstellte Dateien hochladen und in die Gruppe integrieren zu können. Ein Upload einer der Datei über den Cloud-Dienst Dropbox ist ebenfalls möglich. Die vielfältigen Funktionen ermöglichen einen unmittelbaren Dialog zwischen den Gruppenmitgliedern und kompensieren den fehlenden persönlichen Kontakt. Als ein virtueller Ort konzipiert, stellen Facebook-Gruppen eine ernstzunehmende Alternative zu klassischen Lernplattformen dar. Viele Unternehmen und Weiterbildungsinstitute haben diese Entwicklung registriert und nutzen Facebook als Lernort. Auch Schulen und Hochschulen organisieren sich bereits über Facebook. Mithilfe der Gruppen für Schulen/Hochschulen Funktion, können sich Schüler und Studenten einer Bildungseinrichtung auf Facebook zusammenfinden und sich über die Geschehnisse innerhalb und außerhalb der Schule austauschen, Aufgaben besprechen und gemeinsam erarbeiten.

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Natürlich können auch Lehrkräfte den Gruppen beitreten und diese zu einem zweiten virtuellen Klassenraum machen. Für die Organisation innerhalb einer Schule bzw. Hochschulgruppe können mehrere Untergruppen erstellt werden. Zutritt zur Gruppe bekommt nur, wer eine bei dem Weiterbildungsinstitut registrierte E-Mail Adresse hat.

Facebook-Gruppen und das Social Learning

Die Nutzung von Facebook als Lernort ist eng mit dem Begriff des Social Learning – also dem selbstorganisierten und gemeinsamen Lernen verbunden. Aus Sicht der Lernenden bedeutet diese Form des Lernens, dass sie je nach Interesse eigene Schwerpunkte setzen und die Lerninhalte wann immer sie wollen rezipieren können. Der Lernfortschritt jedes Individuums steht zwar nach wie vor im Vordergrund, doch soll dieser durch den stetigen Austausch und dem gemeinsamen Lernen effektiver und schneller erreicht werden. Nicht nur Schulen und Hochschulen, sondern auch Unternehmen sind auf die Social Learning Methode via Facebook aufmerksam geworden. Aus gutem Grund: Schließlich hat sich Facebook in der vergangenen Zeit zu einer echten Alternative zu den bisher genutzten Lerncommunities hervorgetan. Durch die Vielfalt an Funktionen stellt das social network eine einfache und kostengünstige Möglichkeit des Social Learning dar. Für einen optimalen Lernfortschritt sollten die Gruppen von geschulten und fachkundigen Tutoren betreut werden. Ihre vorrangige Aufgabe besteht darin, die Teilnehmer bei der Vereinigung von Alltagsleben und Weiterbildung zu unterstützen und während des gesamten Lernprozesses zu begleiten. Darüber hinaus geben die Tutoren Hilfestellung bei den zu erfüllenden Lernaufgaben, posten interessante Links zu relevanten Themen und nehmen so aktiven Einfluss auf den Lernfortschritt der Teilnehmer. Die in den Lerncommunities geleistete gemeinsame Arbeit von Lernenden und Tutoren trägt somit zur Steigerung der Handlungskompetenz bei und ist im Hinblick auf den Lernfortschritt ein unverzichtbares Element.

Chancen – Nachteile – Perspektiven

Die vielfältigen Möglichkeiten des Austauschs und der Kooperation innerhalb von Lerncommunities auf Facebook sind von grundlegender Bedeutung für eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung. Jedes Gruppenmitglied kann Fragen einbringen, Dokumente hochladen, Diskussionen anregen und so aktiv an der Gestaltung der Weiterbildung teilnehmen. Die Lerncommunities können demnach eine optimale Ergänzung zu dem in der Theorie erlernten Wissen sein. Darüber hinaus können die Lernenden die Community auch nach Beendigung der Fortbildung als Wissensplattform nutzen, Kontakte knüpfen und sich mit anderen Lehrgangsteilnehmern vernetzen – ganz im Sinne von social networks. Sofern Facebook für Lerncommunities noch attraktiver werden will, bedarf es der Einführung von Dateiordnern, die eine bessere Strukturierung von Dokumenten ermöglichen. Ebenso wäre es für die Übersichtlichkeit von Vorteil, wenn sich die einzelnen Postings der Teilnehmer nach Themen sortieren liesen.

Facebook Gruppen als Lerncommunities: Vor- und Nachteile

Vorteile

  • Eigene Gruppen-URL kann eingerichtet werden
  • Sichtbarkeit der Gruppe ist frei wählbar
  • Posten von Beiträgen, Fotos und Videos
  • Erstellung, Bearbeitung und Hochladen von Dateien
  • Erstellung von Veranstaltungen
  • Massenmailing an alle Teilnehmer

Nachteile

  • Es sind keine Dateiordner vorhanden, mit denen man Content zu unterschiedlichen Themen organisieren könnte
  • Facebook verändert regelmäßig die Funktionen und das Layout von Gruppen
  • gewerbliche Nutzung von Gruppen ist von Facebook nicht erwünscht
  • Facebook kann einzelne Gruppen jederzeit schließen

Über die Autoren

johannes_andreasAls Gründer und Geschäftsführer der Social Media Akademie (SMA) ist Andreas Leonhard (Bild oben) für das Marketing und die strategische Gesamtausrichtung verantwortlich. Der Artikel entstand in Kooperation mit Johannes Storch, zu dessen Aufgabengebieten die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Betreuung der Teilnehmer zählen. Als professionelles Weiterbildungsinstitut ist die SMA Marktführer im Bereich des digitalen Marketing. Zum Portfolio der SMA gehören u.a. die Online Zertifikatslehrgänge Online Marketing Manager und Social Media Manager. Der Großteil der Kommunikation innerhalb der Lehrgänge erfolgt über geschlossene Facebook-Gruppen, in denen Teilnehmer, Tutoren und Dozenten miteinander diskutieren und sich austauschen. Mehr Informationen zur SMA sind unter www.socialmediaakademie.de erhältlich.

 

Artikelfoto: markusspiske / photocase.com

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